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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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nach dem Vorfall auf dem Bürgersteig sitzend vorgefunden. Das Opfer, das übrigens erst sechzehn ist, ist heute Morgen mit Blut in der Unterhose und Schmerzen im Genitalbereich aufgewacht. Es erinnert sich an nichts, was nach neun Uhr abends passiert ist, aber unser guter Bodie war emsig wie immer und hat sich die Überwachungskamera des Spirituosenladens gegenüber zunutze gemacht. Und darauf haben wir diesen entzückenden kleinen Kurzfilm entdeckt.
    Superintendent Sellers hat der Kleinen das Filmchen gezeigt, aber sie hat keine Ahnung, wer der Kerl ist. Ist in Tränen ausgebrochen, als sie die Aufnahmen gesehen hat, verständlicherweise. Es ist natürlich ein Schock, wenn man erfährt, dass einen am Vorabend irgendein dahergelaufener Perverser begrapscht hat, aber was erwarten diese Mädchen, wenn sie sich derart volllaufen lassen, dass sie nichts mehr sehen, geschweige denn die Worte ›Verpiss dich!‹ herausbringen können? Entschuldige, das war schon wieder eine ziemlich unflätige Ausdrucksweise. Sie ist davon überzeugt, dass ihr jemand etwas ins Glas getan hat, weil sie einen totalen Filmriss hat. Wenn ich jedes Mal ein Pfund dafür kriegen würde, wenn jemand das sagt, wäre ich ein reicher Mann! Die Kleine war schlicht und ergreifend besoffen, wenn ihr mich fragt. Der Kumpel, mit dem sie unterwegs war, hat sie gegen elf im Pub zurückgelassen, um mit einem Freund weiterzuziehen. Laut seiner Aussage haben er und das Mädchen schon eine halbe Flasche Wodka im Park gekippt, bevor sie überhaupt in den Pub gegangen sind, wo sie dann mit Kurzen weitergemacht haben. Wir erstatten natürlich Anzeige gegen den Fummler. Wenn wir den Türstehern die Aufnahmen zeigen, dürften wir ganz gute Chancen haben, ihn aufzuspüren. Fräulein Vollrausch hat also Glück im Unglück. Ich wusste gar nicht, dass der Schnapsladen eine neue Überwachungskamera hat.«
    »Bei dem, was sich die Leute heutzutage alles einfallen lassen, muss man wirklich auf Zack sein, um mithalten zu können. Deshalb bin ich auch Sergeant und du nur ein einfacher Fußsoldat«, zog Bodie seinen Kollegen auf.
    »Ja, aber wie hat Will Smith so schön gesagt: Ich sehe wenigstens cool aus dabei«, sagte Jim grinsend und hielt mir seinen Bizeps hin, der sich beachtlich unter seinem Hemdsärmel wölbte. »Beeindruckend, was? Wie Felsbrocken unter einer Bettdecke, aber ich biete dir lieber nicht an, sie anzufassen. Nicht, wenn Bodie dabei ist, sonst wird er noch eifersüchtig.«
    »Lasst es mich wissen, wenn ihr genug herumgealbert habt und den Fahndungsaufruf verfassen wollt«, erklärte ich mit einem geduldigen Lächeln. »Können wir ein Standbild von einer Szene bekommen, auf der das Gesicht des Täters zu sehen ist? Das Gesicht des Mädchens machen wir natürlich unkenntlich. Da es sich um ein Sexualdelikt handelt, dürfen wir auf keinen Fall Hinweise auf ihre Identität geben.«
    »Geht klar, Frau Pressereferentin. Du bekommst das Bild so bald wie möglich per E-Mail.«
    »Sehr gut. Eigentlich ist das Timing ganz passend, weil wir wie jedes Jahr vor Weihnachten wieder unsere Präventionskampagne gegen Vergewaltigung und Alkoholmissbrauch starten. Ihr wisst schon: ›Kenne deine Grenzen‹ und so weiter. Nächste Woche geht’s los.«
    »Stimmt ja«, antwortete Doyle und räusperte sich, bevor er fortfuhr: »Detective Constable Williams hat dazu kürzlich ein Statement abgegeben: ›Wir raten allen Frauen, ihren Alkoholkonsum einzuschränken, da sie sonst leicht zu Opfern sexueller Straftaten werden können. Damit Sie unbesorgt ausgehen und das Nachtleben genießen können, planen Sie im Voraus, wie Sie nach Hause kommen, oder rufen Sie sich ein vertrauenswürdiges Taxi.‹ Das steht auch auf den Flyern, die wir zusammen mit den Streifenbeamten vor Ort verteilen.«
    »Was Detective Constable Williams damit eigentlich sagen will, ist: ›Schlampen – hört endlich auf, euch vergewaltigen zu lassen!‹«, fügte Bodie hinzu.
    »Darf ich dich genau so zitieren?«, fragte ich grinsend.
    »Leider ist auf der Straße zu viel Betrieb, um erkennen zu können, wer ihre Handtasche stibitzt haben könnte«, kam Doyle noch einmal auf das Video zurück. »Es handelt sich übrigens um eine gewöhnliche schwarze Handtasche, in der unter anderem ein rosa Playboy-Portemonnaie war. Der Gipfel der Eleganz. Schreib das auch noch mit rein.«
    Was ist nur heutzutage mit den jungen Frauen los?, fragte ich mich, während ich zurück in die Pressestelle schlenderte und in

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