Der Preis des Verrats (German Edition)
Überblick über die Desserts des Abends gegeben hatte.
„Mein Onkel hatte eine Farm in East Tennessee“, erzählte Reid. „Megan und ich verbrachten für gewöhnlich dort jedenSommer einige Wochen. Wir haben gefischt, sind geritten und haben viel Spaß gehabt. Es war eine Chance für uns Stadtkinder, für eine Weile auf dem Land zu leben.“ Er schüttelte den Kopf. Es waren liebevolle Erinnerungen. „Ich mochte die Farm wirklich. Aber nein, ich bin keine Turniere geritten wie du.“
Caitlyn hatte sich von Kindesbeinen an für Pferde interessiert und war eine versierte Reiterin geworden. Als Teenager hatte sie ihr Zimmer im Haus ihrer Eltern in Georgetown mit Reitabzeichen und Pokalen gefüllt, die sie beim Reiten und Springen gewonnen hatte. Sie war sogar auf Hochschulwettbewerben für das Sarah-Lawrence-College, ihre Uni, angetreten.
„Woher weißt du das?“, fragte sie überrascht.
Reid schwieg für einige Sekunden. „Als wir gegen deinen Bruder ermittelten, musste ich so viel wie möglich über ihn in Erfahrung bringen, auch alles über seine Bekannten und die Familie. Dabei bin ich auf deinen Werdegang gestoßen.“
„Oh“, sagte Caitlyn leise und schämte sich für ihre Naivität. Ihr hätte klar sein müssen, dass er solche Informationen eingeholt hatte. Ohne Zweifel hatte er irgendein Dossier aufbewahrt, das die kleinsten Details über sie und ihre Familie enthielt. Sie fragte sich, ob er deshalb dieses Lokal ausgesucht hatte – das Agava war eines ihrer Lieblingsrestaurants.
Ihre Gedanken mussten sich auf ihrem Gesicht widergespiegelt haben, denn er sagte: „Ich wollte nicht, dass dieser Abend unangenehm für dich wird, Caitlyn. Ich hatte noch nicht einmal vor, über den Fall zu sprechen.“
In dem sanften Kerzenlicht am Tisch strahlten seine grauen Augen auf. Die tanzende Flamme huschte über sein attraktives Gesicht.
„Warum hast du mich dann zum Abendessen eingeladen?“
„In Wahrheit hatte ich das gar nicht vor.“ Er zuckte leicht mit den Schultern, seine Stimme klang leise. „Aber als du mir erzähltest, du seist im District, wurde mir klar, dass ich dich einfach sehen wollte. Es war eine spontane Entscheidung.“
Reid sah sie an, bis der Kellner zurückkehrte. Er brachte einTablett mit ihren bestellten Desserts – einmal Baklava und ein Schokoladensoufflé mit Feigeneis.
„Deins sieht lecker aus“, bemerkte Caitlyn und schaute auf das verführerische Dessert vor ihm.
„Möchtest du probieren?“
Als sie nickte, steckte Reid seine Gabel in das noch warme Schokogebäck. Er lehnte sich über den kleinen Tisch und hielt sie ihr hin. Ihre Finger umschlossen sein Handgelenk, und sie führte die Gabel mit dem Soufflé zu ihrem Mund. Während sie von ihm gefüttert wurde, breitete sich eine langsame, beunruhigende Hitze in ihrem Magen aus und vermischte sich mit dem Geschmack der köstlichen Schokolade, die auf ihrer Zunge zerschmolz.
„Gut?“
Sie nickte, schluckte und tupfte mit der Serviette ihre Lippen ab. Sie brauchte eine Ablenkung. Rasch nippte sie an ihrem Espresso.
Caitlyn schalt sich selbst für ihre Reaktion. War es wirklich schon so lange her, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war? Ihre Gefühle für Reid Novak waren verwirrend … und vertieften sich, obwohl ihr Verstand sie ermahnte, unabhängig zu bleiben.
Im Montier Hotel angekommen, begleitete Reid sie auf ihr Zimmer. Die elegante Suite war ganz in Rostrot und Gold gehalten. Ein Queen-Anne-Sofa sowie ein dazu passender Sessel standen vor dem Marmorkamin, und deckenhohe klassizistische Fenster gaben den Blick auf die funkelnde Silhouette der Stadt frei.
„Ich glaube, dieses Hotel steht nicht auf der Spesenliste des FBI“, bemerkte Reid trocken.
„Es sollte zurzeit auch nicht auf meiner stehen, aber ich musste einfach wieder hier absteigen.“ Caitlyn stellte ihre Handtasche auf den Couchtisch, nahm ihre Paschmina-Stola ab und drapierte sie über die Rückenlehne des Sofas. „Als ich klein war und wir noch nicht in D. C. lebten, wohnte meine Familieüblicherweise hier im Montier. Ich war damals ungefähr sechs und verliebte mich in die Pferdekutschen vor der Tür und die Diener in Livree. Es erschien mir immer so märchenhaft, als ob wir in einem Palast wohnten.“
Während sie wehmütig von ihrer Kindheit erzählte, betrachtete Reid sie genau. Es machte sie verlegen, und sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Wahrscheinlich klinge ich reichlich verwöhnt, um nicht zu sagen
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