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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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albern.“
    „Du klingst wie jemand, der seine Familie vermisst.“ Er klang aufrichtig. „Du hast eine Menge durchgemacht, Caitlyn. Du bist sehr stark. Die meisten Menschen hätten nicht die Kraft, von vorne anzufangen.“
    „Ich hatte kaum eine Wahl. Es hieß ‚Friss oder stirb‘, wie man so sagt.“ Sie lächelte und bemühte sich, den Satz unbeschwert klingen zu lassen, merkte dann aber, dass sie es nicht ganz geschafft hatte.
    „Caitlyn …“ Im matten Schein der Tischlampe schüttelte er den Kopf. „Du musst nicht so tapfer tun. Nicht meinetwegen.“
    „Eigentlich tue ich das für mich “, antwortete sie ehrlich. „Nur so habe ich Joshuas Verhaftung und den Prozess durchgestanden. All diese Reporter und ihre schrecklichen Zeitungsartikel. Den Tod meines Vaters.“
    Mitgefühl spiegelte sich in seinem Blick. Reid trat einen Schritt näher, bis sie nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt standen. Caitlyn merkte, dass ihr Atem flacher geworden war. Sie schaute hinauf in sein Gesicht, berührte sacht seine Brust. Sie bekam eine leichte Gänsehaut, als seine Finger zur Antwort ihre nackten Arme streiften. Sie dachte, er würde sie küssen, aber nach einigen langen Momenten seufzte er auf. Es klang wie ein Bedauern. Dann ließ er langsam die Hände sinken. Caitlyn spürte, wie sich Enttäuschung in ihr ausbreitete.
    „Ich sollte mich auf den Weg machen“, sagte er mit heiserer Stimme.
    Sie nickte. „Danke für das Abendessen. Es war sehr schön.“
    Als er an der Tür war, hielt sie ihn zurück. „Reid? Nur eine Minute …“
    Caitlyn ging ins Schlafzimmer und kehrte mit seinem Medikament zurück. Sie reichte es ihm. „Ich hatte vor, es vorbeizubringen, bevor ich die Stadt verlasse.“
    „Danke.“ Er nahm das Fläschchen entgegen und ließ es in seiner Sakkotasche verschwinden. Er mied ihren Blick. Caitlyn berührte ihn am Ärmel und verhinderte, dass er sich ihr entzog. Sie musste es wissen – das Medikament spukte ihr im Kopf herum, seit sie das Fläschchen im Gästebad gefunden hatte. Sie hatte überlegt, es während des Dinners anzusprechen, hatte aber dann beschlossen, damit zu warten, bis sie allein waren.
    „Bist du krank?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht mehr.“
    „Ich kenne Dr. Isrelsen. Er ist Neurologe. Ein Neurochirurg, genau genommen …“
    „Ich hatte einen Hirntumor. Ein Gliom“, gestand er ruhig. Er berührte seine Stirn mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand. „In meinem Frontallappen.“
    Seine Enthüllung erschütterte sie zutiefst. „Reid. Es … tut mir so leid …“
    „Mir geht es jetzt gut“, versicherte er ihr. „Der Tumor war gutartig, lag aber an einer kniffligen Stelle. Ich habe mich vor sechs Monaten operieren lassen, damit er entfernt wird.“
    Sie sah ihn forschend an. Seine mysteriöse Abwesenheit vom FBI ergab jetzt einen Sinn. „Du hast sicher Angst gehabt.“
    „Ich hab es überstanden. Wir haben es überstanden, genau genommen. Meine Familie und ich.“
    „Da bin ich froh.“ Caitlyn streckte die Hand aus und strich mit den Fingern zart über seine Schläfe. Reid schloss auf ihre Berührung hin kurz die Augen.
    „Verriegel die Tür hinter mir, Caitlyn“, sagte er, als sie ihre Hand zurückzog. Er tat einen zögerlichen Schritt zurück.
    Caitlyn nickte. Mit einem letzten Blick auf ihn schloss sie die Tür und schob den Sicherheitsriegel vor. Sie blieb im Vorraumder Hotelsuite stehen, bis sie den Ton hörte, der den Fahrstuhl ankündigte. Er würde Reid nach unten bringen. Dann ging sie zu einem der Fenster und starrte hinaus auf die Lichter der Stadt. Festzustellen, dass jemand, der so stark und lebenshungrig war wie Reid, zugleich so verletzlich sein konnte, wühlte sie auf. Genauso wie ihre verworrenen Gefühle für ihn. Es hatte wenig Sinn, es sich selbst gegenüber zu leugnen. Sie wollte ihn. Aber wenn man bedachte, wer sie war – und wer er war –, standen die Chancen für sie beide denkbar schlecht.
    Caitlyn glaubte daran, dass Reid das auch verstand.

12. KAPITEL
    Der Mann stand auf dem Platz vor dem Hotel und starrte an der beleuchteten Außenwand hinauf. Er suchte jedes Fenster ab und fragte sich, welches Zimmer wohl ihres war.
    Sie war ebenfalls honigblond. Genau wie seine Frau es gewesen war. Er hatte heute einen guten Blick auf sie erhascht, zumindest bis sie ihn bemerkte und er gezwungen gewesen war, wieder in der pulsierenden Menge unterzutauchen.
    Die Nacht war kälter geworden, die leichte Wärme des

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