Der Preis des Verrats (German Edition)
es könnte sich etwas zwischen ihnen entwickeln, war nichts weiter als ein dummer Traum.
Sie trocknete sich mit einem Handtuch ab, wickelte sich in ihren weichen Fleece-Bademantel, dann wischte sie mit dem Handrücken den Dampf vom Badezimmerspiegel. Ihr Spiegelbild starrte sie an, gequält und blass. Draußen peitschte der Regen gegen das Fenster, und der heulende Wind kündigte ihr eine kalte, trostlose Nacht an.
Als sie aus dem Badezimmer kam, stand Rob vor ihr im Flur. Sie war überrascht, dass er nach oben gekommen war. Caitlyn zog den Gürtel ihres Bademantels fester um die Taille und richtete den Kragen.
„Suchst du mich?“
„Du bist seit einer ganzen Weile hier oben“, sagte er und ging auf sie zu. Seine großen Schultern hingen schlaff herab, die Hände hatte er in den Taschen vergraben. „Ich dachte, ich sollte nach oben kommen und nach dir sehen. Sichergehen, dass mit dir alles in Ordnung ist.“
Sie steckte sich das feuchte Haar hinters Ohr. „Wo ist Sophie?“
„Unten am Telefon. Ihre Schwester in New York ist krank gewesen und Sophie wollte sie anrufen. Sie hat dir von Melanie erzählt, oder?“ Rob hielt inne und schob seine Drahtgestellbrillehöher auf die Nase. „Wirklich, ich glaube, du solltest heute Nacht nicht allein sein, Caitlyn. Warum kommst du nicht mit uns nach Hause …“
„Ich danke dir. Aber ich möchte lieber hierbleiben.“ Rob und Sophie meinten es gut, aber sie war müde und fühlte sich furchtbar niedergeschlagen. Sie wusste, wie undankbar sie klang. Sie versuchte, ihre Worte abzumildern. „Es war ein harter Tag, das ist alles.“
Er betrachtete sie immer noch. „Der Mann, der an dem Tag hier war, als Sophie und ich vorbeikamen. Arbeitet er beim FBI?“
Sie nickte matt. „Ja.“
„Er hat die Untersuchungen im Capital-Killer-Fall geleitet.“ Es klang mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage. „Ich dachte mir schon, dass ich ihn von den Pressekonferenzen her wiedererkenne. Haben die verrückten Dinge, die hier in der Gegend passiert sind, mit Joshua zu tun?“, wollte Rob wissen.
Caitlyn war unsicher, wie viel sie ihm erzählen durfte. Bislang hatte die Presse noch nicht von einem Nachahmer berichtet, aber jetzt, wo bereits zwei Morde geschehen waren, war das nur noch eine Frage der Zeit, hatte Reid sie gewarnt. Sie konzentrierte sich auf David Hunter.
„Der Mann, der mir im Wald aufgelauert hat, ist der Witwer eines von Joshuas Opfern“, erklärte sie. „Sein Name ist David Hunter. Sie glauben, er war hier, weil er irgendwie Rache an mir nehmen wollte.“
„Und du und der FBI-Agent, ihr wart beide zusammen da draußen im Wald, als dieser Kerl hinter dir her war?“
Sie spürte, wie sie rot wurde. „Woher weißt du das?“
„Von Manny Ruiz. Er hat Sophie und mich angerufen, hat uns einen kurzen Überblick gegeben und meinte, wir würden vielleicht rüberkommen wollen. Bist du gar nicht wütend auf den Mann, der deinen Bruder eingebuchtet hat?“
„Agent Novak hat seine Arbeit gemacht“, hielt Caitlyn dagegen. „Und mein Bruder ist ein Serienmörder.“
Sie fühlte sich unbehaglich unter Robs neugierigem Blick, der die ganze Zeit auf ihr ruhte. Er trat einen Schritt näher auf sie zu. Im schwachen Licht auf dem Flur wirkte sein Gesicht auf einmal ernst.
„Sieh mal, Kleines. Ich mache mir Sorgen um dich hier draußen. So ganz allein.“ Er schluckte, sein Adamsapfel hüpfte nervös. Er legte eine Hand auf Caitlyns Schulter. „Ich möchte nur, dass du weißt, ich kann jederzeit, wann immer du mich brauchst, wofür auch immer , herüberkommen. In null Komma nichts. Um zu reden oder wenn du einfach nur ein bisschen Gesellschaft brauchst.“
Er beugte seinen Kopf herunter und senkte die Stimme zu einem Flüstern. „Du kannst mich auf dem Handy anrufen statt auf dem Haustelefon. Wir müssen Sophie ja nicht beunruhigen.“
Sie nickte schwach, fühlte sich fast noch unbehaglicher, als Rob so dicht vor ihr stand und sie weiterhin anstarrte. Meinte er das so, wie es klang? Seine Hand verweilte auf ihrer Schulter, drückte sie sacht. Von unten hörte sie Sophie nach ihnen rufen, sie würde Sandwiches machen und ihnen allen ein Glas Portwein einschenken. Rob ließ die Hand sinken und straffte sich.
„Ich komme, Liebes“, rief er zurück.
19. KAPITEL
„Wen haben wir denn da? Meinen Lieblingssohn.“
„Ich bin dein einziger Sohn, Dad“, erwiderte Reid, als er in McCauley’s Grill kam und pflichtbewusst bei dem abgedroschenen Witz
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