Der Preis des Verrats (German Edition)
weitere Pommes frites in den Mund. „Außerdem hast du so viel Zeit auf diesen Fall verwendet, dass sie dich jetzt auch genauso gut voll dafür bezahlen können. Wie viel ist noch von deiner Krankschreibung übrig?“
„Nur diese Woche.“ Reid dachte wieder an Julianne Hunter und kämpfte gegen seine aufkeimende Unruhe an.
In diesem Augenblick kehrte Caitlyn zum Tisch zurück. Morehouse machte Anstalten aufzustehen, damit sie zwischen ihm und Reid in die Sitzecke gleiten konnte.
„Ist schon okay“, sagte sie. Sie sah niemanden in der Runde direkt an. „Wenn Sie alle nichts dagegen haben, ich denke, ich warte einfach im Auto. Ich weiß, Sie besprechen … Berufliches.“
Mitch drehte sich zur Seite und fing an, in seiner Tasche nach den Autoschlüsseln zu graben.
„Wisst ihr, was?“ Morehouse knüllte seine Papierserviette zusammen und warf sie auf die Vinyltischdecke. „Ihr esst noch, und ich muss zurück in den District. Ich kann doch Ms Cahill einfach mitnehmen?“
„Ich weiß das zu schätzen, Agent Morehouse“, sagte Caitlyn ruhig. „Ich danke Ihnen.“
Reid runzelte die Stirn. Er wollte nicht, dass Morehouse sie zurück nach D. C. brachte. Eigentlich wollte er sie selbst zu ihrem Auto begleiten, um sicher zu sein, dass sie sich gefahrlos auf den Heimweg machte. Zur Hölle, was er wirklich wollte, waren ein paar Minuten, damit er mit ihr allein unter vier Augen sprechen konnte, zum ersten Mal an diesem Tag.
Er drehte den Keramikkaffeebecher in seinen Händen hin und her und spürte der restlichen Wärme nach. „Begleiten Sie sie den ganzen Weg bis zu ihrem Auto, Morehouse, okay?“
„Alles klar. Gute Nacht.“
Reid hätte schwören können, dass der jüngere Agent feuerrot wurde, als er die Tür für Caitlyn öffnete und sie zusammen hinaus in die Dämmerung gingen. Reid wandte sich wieder zu Mitch, der die laminierte Menükarte mit der gezielten Konzentration eines Chirurgen studierte.
„Ich weiß nicht, wie es um dich steht“, sagte er. „Aber ich glaube, ich werde die Kokosnusscremetorte nehmen.“
22. KAPITEL
Sie kämpfte gegen die Stricke um ihre Hand- und Fußgelenke an, versuchte durch den dicken Stoffknebel zu schreien, den er ihr in den Mund gestopft hatte. Die schattenhafte Bewegung in der Dunkelheit sagte ihr, dass Joshua hier war. Sich versteckte. Sie beobachtete. Langsam bewegte er sich vorwärts, Mondlicht fiel auf seine schlanke Gestalt .
„Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht, Caity.“ Er hielt ihr die verstümmelte Barbiepuppe hin, schwang sie an dem langen blonden Haar vor ihrem Gesicht hin und her. Die Stecknadeln, die sich in den Körper der Puppe bohrten, schimmerten matt. „Findest du nicht, dass sie aussieht wie du?“
Sie spürte, wie sich die Matratze neigte, als er sich auf die Bettkante setzte. Seine Hände vergruben sich grob in ihren Haaren. „Ich schon.“
Caitlyn wachte auf. Ihre Brust hob und senkte sich mühsam. Ihr Körper war schweißnass. Im Schlafzimmer war es still, nur ihr schwerfälliges Atmen war zu hören. Sie presste die Hände auf ihr Gesicht.
Es war ein Traum, sagte sie zu sich selbst. Nur wieder einer ihrer Albträume. Der sie nur deshalb befiel, weil sie Joshua besucht und mitangesehen hatte, wie man Donna Fausts sterbliche Überreste aus der Erde grub. Trotzdem schob Caitlyn die Laken beiseite und stand auf. Sie würde bestimmt nicht wieder einschlafen können, zumindest nicht für eine Weile.
Unten in der Küche machte sie sich eine Tasse Kräutertee, schaltete den kleinen Fernseher auf der Küchentheke an, um Gesellschaft zu haben und sich ein wenig ablenken zu lassen. Aber Joshua besetzte ihre Gedanken, türmte sich bedrohlich vor ihr auf, wie ein Gangster, der an einer dunklen Straßenecke auf sie wartete.
Caitlyn konnte nichts dagegen tun, sie wollte mit Reid sprechen – sie sehnte sich danach, seine Stimme zu hören und dass er ihr sagte, alles würde wieder gut. In dem Diner hätte sie ihnbeinah gefragt, ob sie ihn unter vier Augen sprechen könnte, aber Agent Tierneys einschüchternde Gegenwart hatte sie davon abgehalten, genauso wie Reids unnahbares Verhalten während fast des ganzen Tages. Als sie mit Agent Morehouse nach D. C. zurückkehrte, hatte Caitlyn den jungen Mann in eine Plauderei verwickelt, auch wenn ihr überhaupt nicht nach Geselligkeit zumute gewesen war. Sobald sie das VCU-Büro am Judiciary Square erreichten, hatte er sie pflichtbewusst zu ihrem Auto begleitet, dann so lange gewartet, bis sie aus
Weitere Kostenlose Bücher