Der Preis des Verrats (German Edition)
nächste Runde einläutete. Caitlyn sah zumindest nicht mitgenommen aus. Megan hatte was gut bei ihm, offenbar hatte sie seinen Gast nicht allzu schlimm zusammengestaucht.
„Danke für die Hilfe“, sagte Caitlyn, als Megan sich zum Gehen wendete.
Seine Schwester nickte. Reid beugte sich ein wenig hinunter, damit sie ihm einen Kuss auf die Wange geben konnte. „Pass auf dich auf, großer Bruder.“
Er umarmte sie, froh darüber, dass sie ein Teil seines Lebens war. Sobald die vier gegangen waren, wandte Reid seine Aufmerksamkeit wieder Caitlyn zu. Sie war auf der Couch sitzen geblieben und hatte die Füße unter sich gezogen.
„Musstest du wegen des Falles gehen?“, fragte sie.
Er seufzte schwer, zog seine Lederjacke aus und legte sie auf den Ohrensessel, den Cooper gerade geräumt hatte. „Agent Tierney hat mich gebeten, zum Tatort einer Entführung zu kommen.“
Er sah, wie sich ihre Schultern unter dem Pyjamaoberteil anspannten. Ihre grünen Augen blickten ihn forschend an. Reid ging zur Couch und setzte sich neben sie.
„Eine Entführung? Hat sich der Nachahmer ein weiteres Opfer genommen?“
„Das Ganze ist in deiner Villa in Georgetown geschehen, Caitlyn.“
Es dauerte nur Sekunden, bis sie begriff, wer das Opfer war. Sie öffnete den Mund. In ihrem Blick spiegelte sich Entsetzen. „Oh Gott. Bliss?“
„Ms Harper hat ihrem Maklerbüro vor ein paar Stunden gesagt, sie würde bei deinem Haus vorbeigehen, um ein paar Fotos zu machen. Sie hat sich nie zurückgemeldet und hat auch einen Termin am Abend platzen lassen. Ihr Büro schickte dann vor ein paar Stunden jemanden zu deinem Haus, um nach ihr zu suchen.“
„Aber du hast ‚Entführung‘ gesagt.“ Caitlyn klammerte sich an eine Hoffnung. „Das bedeutet, es gibt keine Leiche. Kann es nicht sein, dass …“
„Ganz offensichtlich hat ein Kampf stattgefunden. Wir haben … eine erhebliche Menge Blut am Tatort entdeckt.“
Caitlyn schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Das ist nicht deine Schuld …“
„Du verstehst nicht.“ Ihre Stimme zitterte. „Ich habe Bliss dafür engagiert , das Haus zu verkaufen. Wenn ich keinen Vertrag mit ihr gemacht hätte, wäre sie nicht da gewesen. Sie wäre nicht …“
Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Reid zog sie sanft in seine Arme.
„Ich kann es nicht glauben … Bliss“, flüsterte Caitlyn verzweifelt. „Wir kennen uns seit der Grundschule. Ich war Brautjungfer bei ihrer Hochzeit. Und jetzt, wegen mir …“
Reid wiegte sie hin und her. Er roch den Duft seines Shampoos in ihrem Haar. „Gib nicht dir die Schuld, Caitlyn. Dieser Kerl ist ein Soziopath.“
„Er hat gewusst, dass ich noch in der Stadt war“, brach es dumpf aus ihr heraus, während sie ihr Gesicht an seine Brust drückte. „Und hat gehofft, mich in der Villa vorzufinden, statt Bliss. Jetzt sag mir bloß, du würdest nicht dasselbe denken.“ Reid konnte ihr nicht widersprechen. „Die D. C. Police hat Bliss zur Fahndung ausgeschrieben. Sie könnte noch am Leben sein.“
„Aber wie lange noch?“ Caitlyn sah zu ihm auf, Tränen glitzerten in ihren Augen. „Und was passiert mit ihr in diesem Moment?“ Reid manövrierte sie beide vorsichtig rückwärts gegen die Sofakissen. Caitlyn weinte und weinte, während er sie festhielt. Nach einer ganzen Weile spürte er schließlich, wie sich ihr Körper entspannte und ihr Atem langsamer und gleichmäßiger wurde, ein Zeichen, dass sie eingeschlafen war. Aber Reid wollte sie nicht wecken. Stattdessen saß er still da, sah das Fernsehprogramm, das Megan und ihre Familie bei ihrem Aufbruch angelassen hatten. Er versuchte, sich für die Handlung der Krimiserie zu interessieren, aber seine Gedanken flogen in alle Richtungen davon – Bliss Harper und die Ermittlungen wegen des Nachahmers, seine fragwürdige Gesundheit. Caitlyn fühlte sich klein und zerbrechlich in seinen Armen an, und Reid gestand sich im Stillen ein, dass es ihn tröstete, sie hier zu haben. Zu wissen, dass sie in Sicherheit war, zumindest für diesen Moment.
Zu wissen, dass er nicht allein war.
Caitlyn schreckte aus dem Schlaf hoch und sah sich in dem unbekannten Schlafzimmer um. Es dauerte einige Momente, bisihr wieder einfiel, wo sie war, auch wenn sie sich nicht recht erinnern konnte, jemals zu Bett gegangen zu sein. Das Letzte, dessen sie sich entsann, war …
Bliss .
Die Erinnerung stürzte wie eine Flutwelle auf sie ein. Auf einmal begann ihr Herz zu schmerzen und schlug
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