Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
niemand achtete auf dieses Haus. Alles schien ruhig. Plötzlich überkam ihn ein starkes Zittern. Er musste sich am Türgriff festhalten und schloss die Augen. Ihm war plötzlich übel, was er nicht verstand. Das war doch nicht der erste Mann, den er getötet hatte. Er biss die Zähne zusammen, versuchte, das Zittern niederzukämpfen, und trat aus dem Haus. Er lief mit wackligen Knien die Gasse hinunter zur nächsten Ecke, wo Peker auf ihn wartete.
» Du siehst blass aus. Wie ist es gelaufen? «
» Ich lebe noch. Er nicht « , antwortete Vil. Das Zittern schwand.
» Ich höre noch kein Geschrei, kein Gejammer – hast du ihn doch im Schlaf erledigt? «
» Nein, ich wollte, dass er weiß, wer ihn umbringt. Ich fand, das war ich ihm schuldig. «
» Und jetzt, Vil? «
» Wir bleiben bei unserem Plan. «
» Also Kratos und Biator. Glaubst du, sie lassen sich überzeugen? Sie waren immerhin die Lieblinge vom Boss. «
» Wenn wir sie einzeln erwischen, vielleicht. Sollten sie sich aber stur stellen, werden sie ihrem Boss folgen. Auf jeden Fall müssen wir uns beeilen, denn ich möchte vor der schlechten Nachricht bei ihnen sein. Was ist, hast du jetzt Bedenken? «
» Weißt du, Vil, bis heute war ich nur ein Dieb. Nicht ehrlich, gewiss, und ich habe so manches krumme und vielleicht auch üble Ding gedreht, aber ich habe noch nie jemanden getötet. «
» Vielleicht kommt es nicht dazu, Pek. «
» Verzeih, aber wenn ich dir ins Gesicht sehe, fällt es mir schwer, das zu glauben. «
» Mein Gesicht? «
» Vil, du hast gerade jemanden umgebracht, aber du gehst hier so ruhig neben mir, als hättest du Milch ausgeliefert. «
Vil zuckte mit den Achseln. Hatte Peker nicht gemerkt, wie mitgenommen er im Inneren war? » Ich hatte genug Zeit, mich darauf vorzubereiten « , erklärte er. » Außerdem war keiner von uns sicher, solange der Boss lebt. «
Peker brummte etwas Zustimmendes. » Aber gilt das nicht auch für Biator und vor allem Kratos? « , fragte er dann.
» Nicht, wenn sie vernünftig sind. Schließlich überbringe ich ihnen nicht nur schlechte Nachrichten. «
» Die beiden und Vernunft? Da sehe ich aber einen sehr breiten Fluss zwischen deinem Wunsch und der trüben Wirklichkeit. «
» Wir werden sehen. Komm jetzt, Pek. Ich will das erledigt haben, bevor der Tag zu Ende ist. «
» Er hat doch noch nicht mal begonnen « , meinte Peker finster, als sie das Katzenviertel durchquerten und gar nicht weit entfernt die Arena wieder drohend und schwarz vor dem Morgenhimmel sichtbar wurde.
Sie betraten wenig später den Roten Löwen durch den Hintereingang, denn um diese Zeit war er geschlossen. Der Wirt hatte sich unsichtbar gemacht, und in der Gaststube, in der es nach Fusel und schalem Bier roch, saßen drei Männer an einem Tisch, die halblaut miteinander sprachen. Vil hörte Kratos gerade sagen: » Erst will dein geheimnisvoller Freund mich unbedingt sehen, dann kommt er nicht, was soll das, Sester? Warum verschwendest du meine Zeit? «
» Ich bin schon da « , rief Vil und trat in den Schankraum. Peker blieb am Tresen zurück. Vil sah nicht nach, ob die Armbrust, die Sester dort hatte deponieren wollen, wirklich an Ort und Stelle war. Er musste einfach darauf vertrauen.
» Bei allen Höllen – du? « , rief Kratos. » Du hast Mut, dich noch einmal hier blicken zu lassen, Kleiner. «
» Nenn mich Vil, Kratos. «
» Empfindlich bist du also immer noch und leichtsinnig dazu. Wenn der Boss erfährt, dass du wieder in Xelidor bist … « Er schüttelte grinsend den Kopf.
Vil trat an den Tisch und legte seinen blutigen Dolch auf die Platte. » Er weiß es schon. «
Für einen Augenblick sagte niemand etwas. Dann knurrte Biator, und seine Hand fuhr zum Gürtel. » Warte « , sagte Kratos, der Vil mit zusammengekniffenen Augen musterte. » Ich will sehen, wo das hinführt. «
» Ich habe ihn heute Morgen erledigt, in seinem Haus im Altkaiserviertel, wenn ihr es genau wissen wollt. Es war sogar ein fairer Kampf, obwohl ich ihn auch in seinem Bett hätte erledigen können. «
» Dir ist klar, dass ich dich töten muss, Vil, oder? « , fragte Kratos.
» Wirklich? Ich hätte vielleicht einen besseren Vorschlag. «
» Nämlich? «
» Ino ist tot. Das heißt, seine kleine Bande hat keinen Anführer mehr, und ich habe nicht vor, an seine Stelle zu treten. Das überlasse ich dir. «
Kratos sah ihn lauernd an. » Wie großzügig, verdächtig großzügig, Vil. «
» Es ist ganz einfach, Kratos. Wenn ich ihn
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