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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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andere gefallen, denn sie haben ein falsches Urteil gefällt. Sie haben das Blut unseres Vaters an den Händen und das von Faras und Mutter. Also, was zögerst du? Finde sie, vernichte sie. Wenn du es nicht tust, Viltor Aretus Merson, so werde ich es tun, das schwöre ich bei allen Himmeln. «
    Noch in derselben Stunde suchte Vil seinen Onkel auf, und er forderte ihn entschlossen zum Handeln auf: » Du wirst herausfinden, wer uns ins Unglück gestürzt hat, wer meinen Vater angeklagt und wer ihn – und uns – verurteilt hat. «
    » Aber das waren Männer, die aus den Reihen des Hohen Rates durch das Los bestimmt wurden. Es waren nicht einmal Feinde deines Vaters, Vil. «
    Hatte er nicht gegenüber seiner Schwester genau das Gleiche gesagt? War er Gremm ähnlicher, als er glaubte?
    Er ließ sich seine Zweifel nicht anmerken. » Dann haben sie eben Pech, so wie wir Pech hatten, als mein Vater zum Schuldigen gemacht wurde – von diesen Männern, für die du dich mehr einzusetzen scheinst als für deine eigene Familie. Ich will ihre Namen, Onkel, und zwar so schnell wie möglich. «
    Als er Gremms schmales Haus verließ, ging es ihm besser. Warum hatte er nur so lange gezögert, die Sache anzugehen? Die Großen dieser Stadt würden schon bald bedauern, dass sie sich mit dem Hause Gremm angelegt hatten.

Esrahil Gremm litt in seiner zu warmen schwarzen Ratskleidung unter der Hitze, und er litt unter der Angst, dass herauskommen könnte, dass er seinen Neffen in einem seiner Häuser versteckte. Er hatte sich für ihn nach den Protokollen der Gerichtsverhandlung erkundigt, unauffällig, getarnt in einer Anfrage vieler anderer Protokolle. Er hatte bislang keine Antwort erhalten. War es aufgefallen? War er deshalb so » dringend « in den Ratsturm gebeten worden, obwohl kein Sitzungstag war?
    » Ah, Gremm, seid Ihr auch zu diesem kleinen Treffen geladen worden? « , begrüßte ihn Rat Varos an der Pforte.
    » Ich bin eingeladen – doch ich weiß nicht, zu was « , sagte Gremm ganz außer Atem und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte sich sehr beeilt und gab vermutlich nicht gerade das würdevolle Bild ab, das man von einem Hohen Rat erwartete. Er verfluchte die Hitze. Varos war einer der reichsten und mächtigsten Männer der Stadt, und Gremm wollte auf ihn einen guten Eindruck machen. Er meinte, die beiden Männer der Silbernen Wacht, die in ihren altmodischen schweren Rüstungen vor der Pforte wachten, unter ihren geschlossenen Helmen stöhnen zu hören. Varos hingegen fächelte sich würdevoll und gelassen Luft mit einem kostbaren Fächer zu. » Eine Hitze ist das, wie? Und kein Lüftchen regt sich. Fast wie im Hundsmond, und das schon jetzt. «
    Sie stiegen gemeinsam die breite Treppe des wuchtigen, achteckigen Turmes hinauf, in dem der Rat zu tagen pflegte, aber ihr Ziel lag in einer kleinen Kammer ein Stockwerk höher.
    » Varos und Gremm, endlich! « , rief Kämmerer Ajeler, der am offenen Fenster stand.
    » Dann können wir ja anfangen « , knurrte Rat Isper. Gremm wusste inzwischen, dass die beiden Männer leidenschaftliche Rivalen waren. Er suchte sich einen Platz in einer Ecke und nickte Rat Titior zu, der dort mit seiner üblichen undurchdringlichen Miene saß und den Gruß nur knapp erwiderte. Gremm blieb freundlich. Er wusste, dass Unbal Titior sich Unhöflichkeit leisten konnte, denn er war nicht nur märchenhaft reich, sondern auch einer der höchsten Richter der Stadt.
    Dann erschien Schwester Mischitu in der Tür. Gremm runzelte die Stirn. Was hatte eine Scholarin bei dieser Versammlung zu suchen? Er traute dieser Frau nicht, die in kürzester Zeit zur rechten Hand des kränkelnden Hochmeisters ihres Ordens aufgestiegen war.
    Es war eine kleine und hochexklusive Gruppe der führenden Köpfe der Stadt, und Gremm fragte sich, was, bei allen Himmeln, er hier verloren hatte.
    Ajeler beantwortete diese Frage: » Ich habe den Hohen Rat Gremm zu dieser Beratung geladen, weil er das Goldene Meer aus eigener Anschauung sehr gut kennt und selbst heute noch die besten geschäftlichen Beziehungen dorthin pflegt, nicht wahr, Gremm? «
    Gremm nickte unsicher.
    » Beziehungen zu den Städten am Goldenen Meer unterhält doch wohl jeder Kauffahrer von Xelidor « , brummte Rat Isper.
    » Ihr werdet es später verstehen, Isper « , sagte der Kammerherr mit einem nachsichtigen Lächeln. » Wir haben viel zu besprechen, denn wie es aussieht, verbinden sich einige ungünstige Entwicklungen der vergangenen Monate

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