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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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für einen Mann, der sich nah an diesen Käfig herantraute.
    Der Wolf sah ihn unverwandt an, als er die Wand abtastete. Er fand aber den Schalter nicht, den er suchte, und befürchtete schon, doch noch in den Käfig steigen zu müssen, aber dann entdeckte er eine Kette im dunkelsten Winkel der Kammer. Er zog daran, und die Wand sprang auf.
    » Raffiniert « , murmelte er anerkennend. Die schwere Tür war mit Mauersteinen verblendet. Er war mit den Händen darüber gefahren, hatte aber keinen Unterschied festgestellt. Er schlüpfte in die geheime Kammer und fand den Mechanismus, der die Tür wieder schloss, denn es war klar, dass die Gespenster irgendwann nachsehen würden, was er hier trieb.
    Er entzündete eine Lampe und sah sich um: eine Kiste, ein Schrank, Tisch, Stuhl, ein schmales Bett. Für wen war das Bett? Gab es vielleicht Besucher, von denen niemand wissen durfte? Aber wie sollten die dann ungesehen ins Haus kommen?
    Lizet tastete den Boden ab und entdeckte zu seinem Erstaunen unter dem Bett eine kleine Falltür. Er widerstand der Versuchung, sie jetzt schon zu öffnen, und untersuchte erst die Kammer. In der Kiste fand er schlichte, dunkle Kleidung, wie sie vielleicht ein Handwerker tragen würde, im Schrank neben dunklen Umhängen verschiedene täuschend echt aussehende Perücken. Verkleidungen?, fragte sich Lizet. Das wurde ja immer interessanter.
    Auf dem Tisch lagen zwei Bücher und einige lose Pergamente. Er nahm sich die Bücher vor. Im ersten fand er Zahlen hinter Namen, die ihm bekannt vorkamen. Er brauchte einen Augenblick, dann begriff er, dass es die Namen von Schänken aus dem Katzenviertel waren. Sie haben ihn bezahlt!, dachte er verblüfft.
    Endlich verstand er, warum die Wachen in dem Viertel nichts unternehmen durften. Der Richter hatte es verhindert, gemeinsam mit seinem Bruder, dem Marschall. Es war so einfach und offensichtlich, dass er sich fragte, warum niemand dahintergekommen war. Niemand? Nein, der Archont hatte es gewusst oder wenigstens geahnt. Und die Scholaren ebenfalls. War das das Geheimnis, nach dem er suchen sollte?
    Er nahm sich das zweite Buch vor. Wieder viele Zahlen, aber dieses Mal keine Namen, nur Abkürzungen, außerdem Symbole, die Lizet meist nicht kannte. Er blätterte es rasch durch in der Hoffnung, irgendwo einen Schlüssel für diese Schrift zu finden, aber er wurde enttäuscht.
    Einige Zeichen kannte er, da war das gekrönte Herz, das alte Symbol der Liebesgöttin Bamaal. Und dort, der Strich mit den zwei Punkten, war das Zeichen des alten melorischen Totengottes Ugar. Die Buchstaben und Zahlen hinter den Symbolen des Totengottes waren wesentlich höher als hinter denen der Bamaal.
    Lizet begann zu verstehen: Die Abkürzungen waren Namen, und sie hatten Geld ausgegeben, entweder im Namen der Liebe oder im Namen des Todes. Er schloss die Augen und dachte nach. Es waren viele Namen in diesem Buch, sehr viele, verschlüsselt zwar, aber die Scholaren würden das Rätsel schon lösen. Aber war das auch wünschenswert?
    Lizet wurde schlagartig klar, dass sie damit ein ungeheures Werkzeug der Macht in die Finger bekommen würden. Das war gefährlich für all die Leute, die hier mit Abkürzungen verzeichnet waren, aber auch für ihn, der das Geheimnis ans Licht brachte.
    Er steckte die beiden Bücher unter sein Wams und warf einen Blick auf die Pergamente. Es waren kurze, kryptische Nachrichten und Zahlen mit etwas, was er für geografische Angaben hielt. Allerdings stand auf einem ganz oben groß ein Name, den er schon oft gehört hatte: Orn Wraas.
    Titior hatte Informationen über den legendären, geheimnisumwitterten Anführer der Schmuggler zusammengetragen? Das konnte sehr aufschlussreich sein. Lizet steckte auch die Pergamente ein, rückte das Bett zur Seite und öffnete die Falltür. Er fand eine lange Leiter vor.
    Er war gespannt, wo sie ihn hinführen würde.

Die Hölle, es muss die Hölle sein, dachte Vil. Sie hatte sich mitten in ihrer Gasse geöffnet und sandte das Feuer in Windeseile hinab in das Katzenviertel. Vil hatte noch nie gesehen, dass Feuer sich so schnell ausbreitete. Sie rannten die Scherengasse bergauf. Als sie die nächste Kreuzung erreichten, brannte schon der ganze Straßenzug hinter ihnen. Er drehte sich um, viele Menschen, darunter ihre Nachbarn, folgten ihnen, als ob sie glaubten, dass er wisse, wohin sie fliehen müssten.
    Sie rannten den Berg hinauf, und das Feuer schien sich gegen den Wind nach oben fressen zu wollen, als wolle es sie

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