Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
hört sie ja auf dich! «
Peker grinste. » Im Ernst? Du willst, dass ich deine Schwester überrede? «
Vil war nicht nach Scherzen zumute. » Hauptsache, du bringst sie hier heraus. Ich geh nachsehen, wo die Soldaten sind. « Er rannte nach draußen und sprang auf eine Kiste, um die Straße zu überblicken. Purgus zeigte aufs Dach.
» Gute Idee « , rief Vil und kletterte hinauf. Über den Dächern war Feuerschein unweit der Arena. Brannte es dort? Vil hatte nicht darauf geachtet, ob das Feuer, das den Schatten getötet hatte, weiteren Schaden angerichtet hatte. Plötzlich sah er Skari die Straße hinaufrennen. Er sprang vom Dach. » Skari, was gibt es? «
» Feuer! « , rief sie keuchend.
» Ich habe es gesehen. «
» Nein, nicht dort unten, hier. Der Laden! «
Er starrte sie an. » Eine Vision? «
» Tiuri ist im Feuer « , rief sie keuchend.
Vil hörte einen Schrei, und dann barst im ersten Stock ein Fenster in einem Feuerball aus der Mauer.
» Tiri « , flüsterte er. Er rannte ins Haus, aber der Stumme war schneller, er war schon oben auf der Treppe. Tiuri stand dort oben in der brennenden Tür ihres Gemachs, reglos, eine Stichflamme versengte ihr Haar.
» Tiuri! « , brüllte Vil. Er begriff nicht, was er sah. Das Feuer fraß sich in Windeseile durch den Laden, hatte schon das Geländer, die Decke und die Treppe erfasst. Wie hatten sich die Flammen so schnell ausbreiten können?
Der Stumme schnappte sich Tiuri, die es apathisch geschehen ließ, und sprang die brennenden Stufen hinunter.
» Sed! « , rief Vil entsetzt, als ihm bewusst wurde, dass sein Freund ebenfalls noch dort oben war, aber da tauchte er oben am Kopf der Treppe auf. Vil half ihm hinab. Sie waren kaum unten, als die brennenden Stufen hinter ihnen zusammenbrachen.
» Raus, alle raus! « , brüllte Vil in den Qualm.
Gibean und Peker kamen aus dem Keller gerannt, Gibean verlor eine Marmorstatue und machte kehrt. » Verdammt, Gabba, lass die blöde Statue liegen und komm! « , schrie Vil. Er verließ das Haus als Letzter. Es stand in hellen Flammen.
Hauptmann Lizet betrat Richter Titiors Haus.
» Was wollt Ihr denn hier, Mann? Verschwindet, das ist eine Angelegenheit der Geheimen Wacht « , fuhr ihn ein graugekleideter Wächter an.
» Ich bin hier auf Befehl der Scholarin Mischitu. Ich soll den Leichnam in Augenschein nehmen. «
» Er ist tot. Viel mehr müsst Ihr nicht wissen. «
» Und doch muss ich ihn selbst sehen. «
» Schön, aber steht uns nicht im Weg! «
» Ich habe nicht die Absicht « , entgegnete Lizet kühl und ging nach oben. Die Gespenster waren offenbar willens, das ganze Haus auseinanderzunehmen. Er hörte sie im Keller und unter dem Dach rumoren. Vermutlich suchten sie ebenfalls nach der geheimen Kammer, die er im Auftrag der Ghula finden sollte. Er sah einen der Wächter, der einen zitternden Alten am Kragen gepackt hielt und ihn anschrie, er solle endlich reden. Der Diener wimmerte, und als Lizet sich angewidert abwandte und nach oben lief, hörte er Ohrfeigen klatschen.
Sie suchen das Gleiche wie ich, dachte Lizet, aber sie suchen mit Gewalt, nicht mit Verstand.
Er erreichte die Wohnkammer, in der Titior gestorben war. Die Gespenster hatten den Leichnam noch nicht fortgebracht, nicht einmal zugedeckt. So lag er mit weit aufgerissenen Augen leblos auf dem Rücken, ein Arm hing grotesk verdreht halb im Käfig, und ein junger Wolf kauerte dort, die abgenagte Hand zwischen den Pfoten, und knurrte den Hauptmann böse an.
» Keine Angst, ich will dir nichts wegnehmen « , sagte Lizet geistesabwesend.
Er betrachtete das Chaos, das die Wachen angerichtet hatten. Sie hatten Kisten aufgebrochen und deren Inhalt ausgeleert, Bücher aus den Regalen geräumt und im ganzen Zimmer verteilt, sogar die Kissen und Polster eines oramarischen Diwans hatten sie aufgeschlitzt. Aber es sah nicht so aus, als ob sie gefunden hätten, was sie suchten.
Lizet wanderte durch die Kammer, tastete die Wände ab und untersuchte die Rückwände der Schränke, aber er fand keine verborgene Tür. Er verließ die Kammer, sah sich die beiden Nachbarkammern an, maß sie mit Schritten aus und schritt dann im Flur die Entfernung zwischen den Türen ab.
» Dachte ich mir « , murmelte er zufrieden, als er nun die Wohnkammer ausmaß und feststellte, dass einige Ellen fehlten. » Natürlich, der Wolfskäfig. « Ihm war gleich aufgefallen, dass der schwere Käfig nicht direkt an der Wand stand. Es gab einen schmalen Spalt, gerade breit genug
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