Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Der Archont schweigt, und der Rat wird gar nicht erst gefragt, und all meine Versuche, ihn zum Einschreiten zu bewegen, versanden. «
» Diese Ghula Mischitu hat es leider verstanden, viele unserer ehrenwerten Kollegen auf ihre Seite zu ziehen, einfach indem sie sie an dem Geschäft beteiligt « , erklärte Varos. » Sie ist wirklich eine gefährliche Frau. Seit sie in der Stadt ist, gehen die Scholaren viel aggressiver vor. «
Rorus Vinir nickte düster. » Es ist kein Wunder, dass es immer wieder zu Zwischenfällen kommt. Erst vorgestern wurde eines meiner Lager geplündert, von diesen Raben, wie sie sich nennen, und was macht unsere Wache? Erst hält sie sich heraus – dann verhaftet sie einfach irgendwelche Leute, die zufällig in der Nähe waren. Und sobald die Wache weg ist, taucht unser Freund Nestur auf und hetzt gegen den Archonten, den Rat und die Scholaren und fordert, dass auch die Handwerker und Gesellen einen Platz an der Macht bekommen. Es ist nicht schwer zu erraten, wer diesen Platz einnehmen soll. «
» Und deshalb brauchen wir jede Unterstützung, die wir bekommen können, also auch die Eure, Menher Malakin « , schloss Ajeler.
» Aber was könnte ein einfacher Kauffahrer wie ich schon groß tun? «
Varos lachte dröhnend, und Ajeler grinste schief, als er sagte: » Ein einfacher Kauffahrer, dem das wichtigste Hurenhaus der Stadt gehört, kann eine Menge tun. «
» Woran denkt Ihr, Menhers? « , fragte Vil vorsichtig. Es überraschte ihn eigentlich nicht, dass sie wussten, dass ihm dieses Haus gehörte. Dieses Geheimnis ließ sich wohl einfach nicht für immer hüten.
» In Eurem Haus verkehren einige der wichtigsten Köpfe der Stadt, Menher Malakin. Daraus muss sich doch in gewisser Weise Kapital schlagen lassen « , erwiderte der Kammerherr.
» Zum einen plane ich, das Haus aufzugeben, da ich bald zu heiraten gedenke, Menhers, zum anderen ist ein hohes Maß an Diskretion eine der Säulen, auf denen das Bamaal ruht. Niemand würde noch zu uns kommen, wenn wir die Geheimnisse, die in unseren Betten ausgeplaudert werden, weitergäben. «
Ajeler stellte seinen Krug ab, und das Lächeln verschwand. » Ich verstehe. Montes wird also nicht von Euch genötigt, seine Tochter an Euch zu verkaufen, für, wie ich hörte, zehntausend Kronen? «
Vil verfärbte sich.
» Versteht mich nicht falsch, Menher Malakin. Ich verurteile das nicht. Es ist gute Tradition in Xelidor, dass hier die Kinder noch der ehrwürdigsten Häuser an andere ehrwürdige Häuser verschachert werden. Und zehntausend Kronen sind nicht zu viel, wenn man bedenkt, dass sie Euch in die Versammlung und vielleicht sogar eines Tages in den Rat bringen können. Ich wundere mich lediglich, dass Ihr Euer Wissen nicht weiter gewinnbringend einsetzen wollt. «
» Gewinnbringend für wen, Menher Ajeler? «
» Für uns alle – und natürlich auch für Euch. Denkt einfach eine Weile über unseren Vorschlag nach. Und denkt auch darüber nach, ob Ihr das Bamaal wirklich verkaufen wollt. Es ist eine Goldgrube, ertragreicher als so manche Mine, wenn Ihr es richtig anstellt – und Euch die richtigen Freunde sucht. «
Beim anschließenden Festmahl aß Vil nicht viel. Ihm war der Appetit vergangen, denn er hatte begriffen, dass ihn sein Aufstieg in dieser Stadt vielleicht mehr kosten würde, als er dachte. Wie konnten diese Männer es wagen, sich in seine Geschäfte einzumischen? Er gab sich selbst die Antwort: Sie hielten Macht in den Händen, sie konnten ihm geben oder verweigern, was er anstrebte. Er würde wohl oder übel mitspielen müssen.
Er machte gute Miene zum bösen Spiel, aber er war froh, als der Abend hinter ihm lag und er mit Tiuri nach Hause ging.
» Hast du dich gut unterhalten? « , fragte er und konnte nicht verhindern, dass es gereizt klang.
» Geht so. Dieser Varos, neben dem ich sitzen musste, ist ein Langweiler, wie nur wenige unter diesem Himmel leben. Und bei dir? Ist alles in Ordnung? «
» Sicher. Warum fragst du? «
» Weil ich dich kenne, Vil. Irgendetwas liegt dir auf der Seele. «
» Es ist nur, dass diese Männer nicht halb so nobel sind, wie ich dachte. «
» Und das überrascht dich? Sie wären nicht da, wo sie sind, wenn sie nicht ebenso hart und skrupellos wären wie gewisse andere Leute, die ich kenne. «
» Ich bin nicht wie die, Tiuri, kein bisschen! Die wurden doch alle mit einem Sack voll Kronen im Arsch geboren! Man hat ihnen die Macht in die Wiege gelegt. Ich musste mir alles erkämpfen!
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