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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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«
    » Du wärst aber genauso geworden, wenn nicht Leute wie die, mit denen du dich gerade anfreunden willst, unsere Familie ins Unglück gestürzt hätten. Nein, eigentlich bist du genauso. Du heiratest ein Mädchen, das du nicht liebst, nur um weiter nach oben zu kommen. «
    Er schwieg, denn natürlich hatte sie recht.
    Als sie schon beinahe zu Hause waren, hielt Tiuri noch einmal an. » Vil, kann ich dich um etwas bitten? «
    » Natürlich. «
    » Es geht um Carem. «
    » Den Fähnrich? Ist etwas passiert? «
    » Nein, das heißt, noch nicht. Und vielleicht passiert auch gar nichts. «
    » Tiuri, kannst du nicht einfach sagen, was du willst? «
    » Ich weiß, dass du nicht viel von ihm hältst, Vil, aber ich muss dich doch bitten, ihm zu helfen. «
    » Helfen? Das ist kühn. Du bittest mich um Hilfe für den Mann, der meine Schwester … « Er beendete den Satz nicht, sondern sagte stattdessen seufzend: » Um was geht es? «
    » Du weißt doch, dass sie in unserem alten Viertel und auf der Stahlseite viele Leute verhaftet haben. Viele werden nun verbannt mit ihren Familien. Auf die Inseln im fernen Süden. «
    » Ich hörte davon, ja. Was hat das mit Carem Halfar zu tun? «
    » Es müssen Soldaten auf den Schiffen sein, die nach Süden gehen, Vil. Einige von Carems Kameraden wurden schon zu diesem Dienst eingeteilt. «
    » Und? «
    » Vil, diese Reise dauert ein Jahr oder länger, und die Soldaten, sie müssen wenigstens für fünf Jahre dortbleiben. Aber diese Inseln sind so gefährlich! Viele sterben am Fieber, nicht nur Sträflinge. «
    » Und was könnte ich da tun, Tiuri? «
    » Du kennst doch viele einflussreiche Leute, Vil. Kannst du sie nicht bitten, ihn zu verschonen? «
    Vil zögerte, denn ihm schoss ein Gedanke durch den Kopf. » Wer ist denn sein Kommandant? «
    » Carem tut Dienst in der Hafenfestung. Oberst Wik hat dort das Sagen, und er teilt auch die Leute ein, die auf die Schiffe müssen. Und ich glaube, Carem hat einmal gesagt, dass der Oberst auch ins Bamaal geht. «
    Vil hätte beinahe laut gelacht. Jetzt bat ihn selbst seine Schwester, das Bamaal für ihre Zwecke zu nutzen? Er seufzte und sagte: » Schön, ich werde sehen, was ich tun kann, dir zuliebe. Aber ich kann dir nichts versprechen. «
    Sie fiel ihm um den Hals und erdrückte ihn fast. » Danke, Vil, vielen Dank! « Sie ließ ihn lange nicht los.
    So nah hatte Vil sich ihr schon lange nicht mehr gefühlt.
    Vielleicht hatte sein Onkel ja doch recht: Er könnte mit seiner Schwester die Stadt schon morgen verlassen. Sollte sie doch ihren kleinen Soldaten mitnehmen. Und Skari? Er hatte sie einmal gefragt, ob sie Xelidor nicht verlassen wolle. Schließlich gäbe es doch viele Städte, in denen Zauberei erlaubt sei. Aber sie hatte gelächelt und gesagt, dass sie sich selbst noch nie in einer anderen Stadt gesehen habe.
    Ob er sie dennoch fragen sollte? Vielleicht könnte er sie überzeugen, mit ihm zu kommen.
    Nachdem er Tiuri nach Hause gebracht hatte, ging Vil noch einmal ins Bamaal. Er wollte nach dem Rechten sehen, hatte er seiner Schwester gesagt, aber eigentlich wollte er nachdenken.
    Er sah nach Tilama, die tatsächlich noch wach war.
    » Wie geht es mit dem Schreiben? « , fragte er.
    » Immer besser « , schrieb sie auf die Schiefertafel. Pekers Unterricht schien Früchte zu tragen.
    Er nickte ihr aufmunternd zu und setzte sich an ihr Bett. » Es ist eigenartig « , sagte er, » einerseits rückt vieles, was ich erstrebe, in greifbare Nähe, aber andererseits habe ich das Gefühl, dass ich es umso weniger will, je näher ich ihm komme. «
    Tilama schrieb, dass sie das nicht verstehe.
    » Nicht so wichtig « , murmelte er. Ihm war klar geworden, dass er das Bamaal nicht verkaufen konnte, und sei es auch nur wegen Tilama. Seine zukünftige Frau würde eben damit leben müssen. Als Tiuri ihm um den Hals gefallen war, hatte er sich ernsthaft gefragt, ob er den eingeschlagenen Weg nicht doch noch verlassen könnte. Aber er war wohl nur im Stolz gekränkt, weil Ajeler und Varos über ihn verfügen wollten.
    Tilama sah ihn fragend an, aber er erklärte nichts. Er blieb bei ihr und hielt ihre Hand, bis sie eingeschlafen war.
    Als er ihre Kammer verließ, war seine Entscheidung gefallen. Er würde sich nicht von Ajeler oder Varos von seinem Weg abbringen lassen. Die beiden würden schon merken, dass es ein Fehler war, ihn zu unterschätzen. Im Augenblick hielten sie viel Macht in den Händen, weit mehr als er, aber das ließ sich

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