Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
hervor, denn ihm war klar, dass der Mann imstande war, sie wirklich in Ketten legen zu lassen, nur um seinem Zorn Luft zu verschaffen.
» Und Ihr, Rohana Merson? « , fragte Semer Geffai finster.
» Sie wird nicht für dich arbeiten, Semer. Ich bringe dir heute Abend fünf Krüge von meinem Besten. Das sollte doch wohl mehr als reichen, um deinen Schaden auszugleichen. «
» Meinetwegen, so soll es sein. Aber sie soll nicht glauben, dass sie oder ihr Sohn je mehr als die kleine Kelle empfangen werden, bis sie von ihrem hohen Ross heruntersteigt und mir den Respekt erweist, den ich verdiene! «
» Tut sie das nicht längst? « , meinte der Brenner grinsend.
Der Eisenkönig trat einen Schritt auf ihn zu, ballte die Faust. » Ein Wort von mir, Brenner, ein Wort von mir … «
Der Brenner seufzte, lachte plötzlich und meinte: » Komm, alter Freund, bis jetzt haben wir doch immer eine Lösung gefunden! Am besten, wir bereden das unter vier Augen. «
Damit legte er den Arm um die Schulter des anderen und führte ihn zur Seite. Vil fand das eigenartig. Er hätte gerne gelauscht, was die beiden Männer da besprachen, aber als er vorsichtig näher schleichen wollte, wurde er von seiner Mutter missbilligend zurechtgewiesen.
Die Männer stritten eine Weile, aber irgendwann schienen sie sich doch zu einigen.
Der Brenner hatte einen beinahe verträumten Gesichtsausdruck, als er zurückkehrte. » Er wird niemanden in Ketten legen lassen, Doma Rohana. Allerdings erwartet er, dass wenigstens Eure Kinder für ihr Essen arbeiten. Euch selbst will er wegen Eurer Trauer nicht behelligen. Was die Schulden betrifft, so werden sieben Krüge meines besten Brands ausreichen, dieses niedergebrannte Schloss zu ersetzen. Er will allerdings nicht, dass Ihr weiterhin hier wohnt. «
» Wir werden etwas anderes finden, Menher « , erklärte Vils Mutter, » und wir werden Euch Eure Auslagen ersetzen mit der Zeit. «
» Ihr macht es einem wirklich nicht leicht, Euch zu helfen, Doma Rohana. Doch kommt, Ihr könnt einen Teil Eurer Schuld begleichen, indem Ihr mir helft, das Lager aufzuräumen, das ich Euch nach wie vor als Wohnstatt anbiete. Seht es Euch einfach an, wenn es Euch nicht gefällt, werde ich Euch helfen, ein gemütlicheres Loch auf diesem Abfallhaufen zu finden. «
Das Lager war ein alter Stollen, der zwei Dutzend Ellen weit in die Wand getrieben worden war. Es war vollgestellt mit Dingen, die der Brenner als » noch brauchbar « bezeichnete, obwohl sie Vil selbst für die Verhältnisse der Halde wie Abfall erschienen. Es war Abend, als sie mit dem Aufräumen fertig waren, und Vil und seine Schwester beknieten ihre Mutter, doch dort zu bleiben, und schließlich gab sie nach. Der Brenner besorgte Decken, und so rollten sie sich im Licht einer einsamen Kerze am Ende des Stollens zusammen und versuchten zu schlafen.
Jetzt, wo der Tag mit seinen Aufregungen vorüber war, kam die Trauer mit Macht. Vil legte sich auf den Rücken und starrte an die steinerne Decke, die ihn plötzlich an eine Gruft erinnerte. Er wäre beinahe aufgesprungen, um hinauszulaufen, weil er diesen Gedanken nicht ertrug, aber er zwang sich zur Ruhe und schlief endlich doch ein.
Irgendwann in der Nacht wurde er vom Weinen seiner Mutter wach. Er hätte sie gerne getröstet, aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wünschte sich nur, sie würde endlich auch einschlafen, um Ruhe zu finden.
Als er sie am nächsten Morgen verstohlen betrachtete, war er sich sicher, dass sie kein Auge zugetan hatte, und dies wiederholte sich in der folgenden Nacht. Tagsüber ließ der Eisenkönig ihn schuften, und er war dankbar dafür, denn das löschte die dunklen Gedanken wenigstens vorübergehend aus, und die Arbeit ermüdete ihn so, dass er in der Nacht durchschlief. Am Morgen hatte er jedoch deswegen ein schlechtes Gewissen, weil er die rotgeweinten Augen seiner Mutter sah, die weder essen noch trinken wollte.
» Ich denke, diese tiefe Trauer muss sein « , meinte der Brenner, als Vil ihn vorsichtig darauf ansprach. » Ich habe sie nicht ohne Grund mit ihren Gedanken allein gelassen, auch wenn es vielleicht grausam erscheint. Nein, mein Junge, sie muss diesen Kelch erst bis zur bitteren Neige leeren, bevor es besser werden kann. «
» Aber sie schläft nicht, isst nicht. «
» Ich weiß, aber keine Sorge, ich habe einen besonderen Tee vorbereitet, der wird ihr helfen. «
Als Vil am Abend zurückkehrte, stellte er fest, dass es seiner Mutter wirklich besser zu
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