Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
«
Damit kam das Gespräch unter allerlei Floskeln, aber ohne Tee zu seinem Ende. Als der Leutnant das Haus endlich verlassen hatte, lehnte sich Gremm erschöpft an die Wand. » Sester Elgos « , murmelte er leise, » was hast du nur getan? «
Auf der Straße blieb Livus Lizet noch einmal stehen und betrachtete das schmale Haus. Nichts daran wirkte auffällig oder gar verdächtig. Gremm selbst war hingegen ein Nervenbündel. Nun, jeder wurde nervös, wenn ein Leutnant der Stadtwache ihn besuchte, und Gremm war sicher auch sonst kein Ausbund an Tapferkeit, nur ein kleiner, unbescholtener Kauffahrer. Und leider konnte Lizet nicht erkennen, warum Gremm diesen Fischer hätte töten – oder töten lassen – sollen. Nein, Gremm schied als Verdächtiger vorerst aus.
Dennoch, der Leutnant wurde das Gefühl nicht los, dass es hier um mehr als einen gewöhnlichen Raubmord ging. Er beschloss, Gremm noch nicht ganz von der Liste der Verdächtigen zu streichen.
Er gähnte und machte sich auf den Weg zu seiner Wache. Es war spät geworden. Morgen würden sie also notgedrungen das Fischerdorf auf den Kopf stellen, und er wollte dafür sorgen, dass er genug Leute zur Verfügung hatte.
Wenn du das Geld findest, hast du auch den Mörder, dachte er, als er unter den Laternen, die gerade entzündet wurden, nachdenklich zurück ins Katzenviertel lief.
Gremm wartete bis Mitternacht, bevor er aus dem Haus schlich. Um diese Zeit war es auf den Straßen ruhig. Er zwang sich, langsam zu gehen, denn es waren Streifen der Stadtwache unterwegs, und die durften keinen Verdacht schöpfen.
Wie er angenommen hatte, fand er Sester Elgos im Roten Löwen hinter einer Flasche Branntwein.
» Was hast du getan? « , zischte er.
» Sei mir gegrüßt und setz dich « , meinte Elgos und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Offenbar wollte er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
» Die Stadtwache war heute bei mir! «
» Weswegen? « , fragte Elgos und grinste flüchtig.
Gremm sah sich um. Es waren wieder nicht viele Gäste hier, und der Wirt schien damit beschäftigt zu sein, Zinnkrüge zu polieren. Niemand beachtete sie. Dennoch senkte er die Stimme noch weiter: » Was glaubst du wohl? Der tote Fischer! War von Tod die Rede? Habe ich verlangt, dass du ihn umbringst? Du solltest mit ihm reden, mehr nicht. «
Elgos beugte sich zu ihm hinüber, sah ihn unter schweren Augenlidern düster an und erwiderte: » Du hast gesagt, rede mit ihm – das habe ich getan. Ich habe ihm das Geld gebracht und versucht, ihn davon zu überzeugen, mit dem, was er hat, zufrieden zu sein. Er war leider nicht sehr einsichtig. Eigentlich hat er mich sogar ausgelacht, dich und mich, um genau zu sein. Also habe ich ihn beobachtet. Er ging oft in die Arena, runter in die Katakomben, zum Spielen, und er hat die Frauen im Katzenviertel besucht, auch ziemlich häufig. Man kann sagen, er hat dein Geld mit vollen Händen ausgegeben, anstatt es mit den anderen Fischern redlich zu teilen, und ein Mann, der diesen Weg beschreitet, wird nie genug Geld haben. Und eines Nachts, fast schon gegen Morgen, waren wir plötzlich allein auf der Straße. Die Hahnengasse, du erinnerst dich? Das alte Bordell dort gibt es immer noch. «
» Das ist nicht die Zeit, um in schönen Erinnerungen zu schwelgen, Sester, zumal ich dieses Haus nie betreten habe! «
» Wirklich nicht? Dann hast du etwas verpasst. Ich dränge also unseren Mann in eine dunkle Ecke und will noch einmal mit ihm reden – und was macht er? Er zieht ein Messer! Was hätte ich also deiner Meinung nach tun sollen? Ich habe die Sache beendet und das Geld genommen, damit es wie ein Raub aussieht. «
» Offenbar hast du diesen Leutnant der Wache aber nicht täuschen können. Er hat mir Fragen gestellt, viele Fragen, und er hat einiges von dem erraten, was wirklich vorgefallen ist. «
» Und was hast du ihm erzählt? «
» Gar nichts! Aber dieser Mensch gibt keine Ruhe. Er will als Nächstes die Fischerhütten auf den Kopf stellen. «
» Kann er da etwas finden, was dich auf die Galeere bringt? «
» Nein, natürlich nicht. Aber wenn er nichts findet, dann wird er weitersuchen. Und irgendwann wird er wieder bei mir an die Tür klopfen. Ein heller Kopf und hartnäckig. «
» Also müsste er etwas finden. «
» Wie? «
» Dieser Büttel, den du so bewunderst, mein Freund. Er muss etwas finden. Dann wird er zufrieden sein, wie ein Bluthund, der ein schönes Stück Fleisch bekommt. «
Gremm runzelte die Stirn. » Aber die
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