Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink

Vom Netzwerk:

irgendwem. Worauf willst du hinaus? «
    » Sie ist zu gut für Euch! «
    Der Brenner hatte sein Geschäft inzwischen verrichtet. Er rückte die Decke zurecht, straffte sich und erwiderte: » Pass auf, was du sagst, Kleiner! Ich habe dir erzählt, von welch vornehmer Herkunft ich bin. Und doch bin ich hier gelandet, so wie ihr, so wie deine Mutter. Und was ist sie jetzt? Doch nur eine weitere verlorene Seele in dieser Hölle, so wie du und ich. Sei froh, dass sie jemanden hat, der ihr Trost spendet in dieser schweren Zeit. «
    » Ihr habt sie betrunken gemacht! «
    Der Brenner zuckte mit den Achseln und schnäuzte sich in seine Decke. » Ich habe Ihr etwas angeboten, sie hat es angenommen. Ich habe sie zu nichts gezwungen. Und jetzt verzieh dich, ich habe Kopfschmerzen, und sie werden nicht besser, wenn du hier herumkrakeelst wie ein Säugling. «
    » Wie kann sie nur! « , rief Vil immer wieder, als er Sed von diesem Gespräch erzählte.
    » Ich habe dich vor ihm gewarnt « , meinte Sed.
    » Aber ich verstehe es nicht. Selbst betrunken … «
    » Ich nehme an, er hat ihr seinen besonderen Brand verabreicht. Hat er dir nie davon erzählt? Es sollen Kräuter aus dem fernen Tenegen darin sein, und die Wachen besorgen sie, weil sie selbst mit dem Zeug ein gutes Geschäft machen. Es heißt übrigens auch, dass dieser Schnaps ihn erst hier heruntergebracht hat. Den hat er nämlich auch in seiner Taverne ausgeschenkt, und dieser Fusel ist so übel, dass die Leute nicht mehr wissen, was sie tun. Deshalb der Streit, deshalb der Tote. «
    » Sie weiß nicht, was sie tut! «
    » Und was machst du, wenn sie es doch weiß? «
    Am Abend sprach Tiuri mit ihm. » Doma Geffai hat erfahren, was passiert ist. Sie hat mir noch einmal angeboten, bei ihnen zu schlafen. «
    » Du kannst auch bei Sed und mir bleiben. «
    » Komm, hör auf, du hast mich letzte Nacht ein paarmal getreten, einfach weil da so wenig Platz ist. Und bei den Geffais gibt es Decken und trockenes Stroh, und ich bekomme jetzt morgens sogar Tee. «
    » Meinetwegen « , sagte Vil missmutig. » Die scheinen dich ja ins Herz geschlossen zu haben. «
    » Die Doma hat gesagt, dass sie mir sogar hübsche Kleider besorgen wollen. Ich werde aussehen wie eine Dame von Stand, hat sie gesagt. «
    » Du bist elf. «
    » Und du nur neidisch. «
    » Weil ich nicht aussehe wie eine Dame? «
    » Du bist doof. «
    Sie lachten miteinander, das erste Mal seit langem, aber ansonsten waren die Tage traurig. Vil versuchte, mit seiner Mutter zu sprechen, doch die war schon am Morgen meist so betrunken, dass sie kaum reden konnte. Sie weinte viel, und dann umarmte und erdrückte sie ihn fast, küsste ihn sogar und nannte ihn Faras, was ihn so erschütterte, dass er sie schließlich kaum noch besuchte.
    » Wie kriege ich sie nur da raus? « , fragte er Sed, als sie abends vor seinem Wohnloch saßen und zu den wenigen Sternen aufschauten, die sie durch eine der Himmelspforten sehen konnten. Es war kalt geworden, und in der Kaverne brannten hie und da schon kleine Lagerfeuer.
    » Du müsstest dem Brenner den Fusel anzünden, damit sie auf dem Trockenen sitzt und wieder klar wird, allerdings kannst du dann auch gleich dein Todesurteil unterschreiben. Wenn dich der Brenner nicht kaltmacht, übernehmen das seine Kunden – oder die Wachen, die ja auch zu seinen Kunden gehören. Ich wundere mich, wie es deine Schwester bei ihr aushält. «
    » Tiuri? «
    » Hast du noch eine andere? «
    » Aber Tiuri übernachtet doch beim Eisenkönig. Hat sie dir das nicht erzählt? «
    Sed schien zu erstarren. » Sie übernachtet da? «
    » Die haben frisches Stroh, halbwegs saubere Decken und genug Platz. Nicht dass ich mich beschweren will, aber … «
    » Sie übernachtet bei Semer Geffai? «
    » Hat mich auch überrascht. Vielleicht sind die doch nicht so übel, wie ich dachte. «
    Sed sagte eine Weile gar nichts, und Vil konnte in der Dunkelheit nicht in seinen Gesichtszügen lesen.
    Dann sagte er: » Doch, Vil, sie sind so übel, vielleicht sogar noch übler. Und ich bin ein Idiot, dass ich bisher nichts gesagt habe. «
    » Ich verstehe nicht, was du meinst. «
    » Weil du auch ein Idiot bist. Jetzt verstehe ich auch, warum er Euch hat gehen lassen. Es war ein Handel mit dem Brenner. Der eine kriegt die Mutter, der andere die Tochter. Das erklärt auch, warum das Triefauge euch die Hütte abgebrannt hat – sie wollten euch trennen. «
    » Was redest du da? Tiuri ist doch gerade mal elf, und der Eisenkönig