Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
as hat das zu bedeuten, Meister Duhm?«, schnauzte er den Anführer dieser Männer an.
»H ier stehen die Gerber der Neustadt, und sie verlangen, dass Meister Dorn freigelassen wird. Eher solltet Ihr diese falsche Herzogin verhaften, Hert. Denn sie steckt doch hinter allem Unglück, das über unsere Stadt gekommen ist!«
»D as ist Aufruhr, Duhm! Das kann ich nicht dulden! Ich lasse Euch in den Kerker werfen.«
»D ann mich gleich dazu!«, rief ein Mann, der sich mit einigen kräftigen Burschen durch die Menge drängte.
»M eister Grohm! Seid Ihr von Sinnen?«
»D ie Schmiede von Atgath werden nicht zulassen, dass ein guter Mann in den Kerker geworfen wird, nur weil diese Oramari es will! Wisst Ihr nicht, dass Prinz Gajan, der rechtmäßige Herzog, noch lebt? Habt Ihr nicht bemerkt, dass wir von unseren einstigen Verbündeten, unseren Beschützern belagert werden? Was glaubt Ihr, gegen wen sie da draußen kämpfen? Ich sage Euch, Hert, diese Schlange ist dabei, uns an die Oramarer zu verraten!«
»V errat? Ihr seid es, der hier Verrat begeht, Grohm!«, kreischte der Richter.
»D ann bin ich auch schuldig«, rief ein anderer Mann, der ebenfalls Führer einer Gruppe von Männern war. »I ch und alle anderen Weber der Stadt!«
Almisan zog sein Schwert. »J eder, der sich gegen den Willen des Herzogs von Atgath auflehnt, muss sich vor meiner Klinge verantworten.«
»D er Herzog ist krank, und seine Frau ist es, die ihn krank macht!«, rief eine Frau.
»S ie vergiftet ihn!«
»S ie verrät die Stadt an den Großen Skorpion!«, rief eine andere Frau.
»R uhe!«, brüllte Almisan. »M acht uns Platz, oder Ihr werdet es bereuen.« Er zielte mit seiner Schwertspitze auf den Gerbermeister, der blass wurde und zurückwich. Almisan wusste, dass er eine Furcht erregende Erscheinung war. Er überragte die meisten Atgather um Haupteslänge, und er konnte eine Aura des Todes und der Schrecken um sich verbreiten, wenn er es wollte. Er war ein Schatten, ein Meister der gefürchtetsten Bruderschaft des Goldenen Meeres, und nun ließ er diese Leute seine Gefährlichkeit erahnen. Es war ganz still geworden. Die Gerber wichen zögernd zurück. Almisan konnte das Gerichtsgebäude sehen. Es lag auf der anderen Seite des Platzes, nur noch ein paar Dutzend Schritte entfernt. Waren sie erst einmal dort, hätten sie es geschafft.
Dann warf jemand etwas. Es war eine Frau, Almisan konnte sie sehen. Sie warf einen Kohlkopf nach einem der Soldaten, der erschrocken aufschrie. Dann, plötzlich, kamen von überall her Gemüse und Obst und Steine geflogen. Die Soldaten duckten sich, und dann schnappte sich Schmiedemeister Grohm einen Soldaten am Kragen, schüttelte ihn und brüllte ihn an, ob er denn überhaupt wisse, was er da tue.
Almisan fluchte. Mit ein paar zu allem entschlossenen Bergkriegern hätte er das hier überstehen können, aber er hatte Soldaten aus Atgath, Männer, die Familie hatten, die vielleicht sogar hier auf dem Markt Onkel oder Tanten hatten. »B leibt zusammen!«, brüllte er, und er versuchte, die Rangelei zu beenden. Aber Grohm war nicht mehr der Einzige, der sich einen Soldaten geschnappt hatte. Die Bürger zerrten an den Soldaten, stießen und schlugen sie. Wer in der Menge weiter hinten war, drängte nach vorn, und einige, die vorn standen, zerrten an Meister Dorn, um ihn zu befreien, und die Soldaten zogen an ihm, weil sie ihn nicht loslassen wollten. Frauen schrien, Männer brüllten, Soldaten jammerten, es war ein heilloses Durcheinander.
Almisan verlangte mit donnernder Stimme nach Ruhe, doch es war zu spät. Er wurde zur Seite geschoben, und dann schlug die Menge wie eine wütende Welle auch über ihm zusammen.
Almisan wehrte sich, aber er ließ seine Klinge stecken, denn ein oder zwei Tote würden alles nur noch schlimmer machen. Es ging hier nicht mehr um Meister Dorn, es ging darum, ob aus dieser Rangelei ein Aufstand wurde oder nicht. Er schlug einen Mann durch einen Hieb mit der Rechten nieder, zwei andere drängte er mit der linken Faust zurück. Das verschaffte ihm Luft. Noch wollte er niemanden töten. Ein halbverfaulter Kohlkopf traf ihn im Nacken. Er fuhr herum, packte einen Jüngling, der sich in seine Nähe verirrt hatte, hob ihn hoch und schleuderte ihn in die Menge, immer noch in der Hoffnung, die Sache könne ohne Blutvergießen abgehen.
Dann sah er einen Mann auf dem Marktbrunnen, einen Offizier. Es war Oberst Fals, der wohl ausnahmsweise einmal nicht betrunken in irgendeiner Schänke
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