Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
nicht. Faran Ured hielt sie für Westgarther, und er fragte sich, was sie so weit entfernt vom Meer zu suchen hatten.
***
»N un, Jamade, wir sind am Ziel«, sagte Askon.
»B einahe, Askon. Es liegt nur noch dieses kleine Heer zwischen uns und der Stadt.«
Sie hatte ihm immer noch nicht gesagt, dass die Schatten ihr nicht mehr gehorchten, seit sie im Hafen von Felisan diesen Matrosen getötet hatte, eine sinnlose Tat in einer sinnlosen Schlacht. Da lag nun Atgath endlich vor ihr, und sie konnte nicht in den Schatten verschwinden und einfach über die Mauer klettern. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen, und sie musste es so hindrehen, dass er von ihrer Schwäche nichts bemerkte.
Askon lachte. »D as sollte doch für einen Schatten kein Hindernis sein, oder? Vor allem, weil sich bewahrheitet, was all die Flüchtlinge sagen– es sind Krieger des Padischahs, Verbündete, Jamade!«
»V erbündet mit wem? Die Herzogin sagte nichts davon, dass sie mit Oramar verbündet sei, Askon. Auch will sie gewiss nicht, dass denen der Schlüssel in die Hände fällt. Sie dürfen von seiner Existenz nicht einmal erfahren. Siehst du die großen Fahnen in der Mitte? Sie zeigen Skorpione, also ist ein Prinz dieses Hauses hier, und der hat vermutlich ein paar Magier an seiner Seite. Sie könnten mich bemerken, wenn ich durch die Reihen schleiche.«
»D ann schleichen wir eben nicht. Ich bin Prinz Askon, König Hakors Sohn, ein Verbündeter Oramars. Wir gehen hinunter und bieten ihnen unsere Hilfe an.«
Jamade starrte in das Tal, wo Hunderte Wachfeuer brannten. »I ch glaube nicht, dass sie auf die Dienste einer Handvoll Westgarther angewiesen sind«, sagte sie skeptisch.
»A ber sie werden uns auch nicht fortschicken. Lass uns hinuntergehen und sehen, was geschieht. Ich denke, je näher wir an der Stadt sind, desto besser. Die Nacht ist noch lang, und in ihr verborgen liegen viele Möglichkeiten.«
»W ir werden sehen«, sagte Jamade missmutig, aber sie stand auf und folgte den Männern ins Tal hinab.
Ihre schlechte Laune hatte einen Grund: Sie konnte nicht vergessen, dass Askon sie in der Nacht auf dem Weiler abgetastet hatte, offensichtlich auf der Suche nach diesem Schlüssel, über dessen Charakter sie ihn im Unklaren gelassen hatte. Sie hatte so getan, als hätte sie es nicht bemerkt. Askon wusste, dass dieser Schlüssel wertvoll war. Zweifel nagten an ihr. Würde er nun auf die Idee kommen, sein Wissen zu versilbern? Es gab sicher Männer unter dem Banner der Skorpione, die viel für diesen Schlüssel zahlen würden. Nein, so weit würde er nicht gehen, dachte Jamade. Nicht nach dem, was wir zusammen erlebt haben, nicht nach diesen gemeinsamen Nächten. Aber das Misstrauen blieb und stand nun klein und hässlich zwischen ihnen.
Die Wachposten des Lagers waren unfreundlich, offenbar wussten die Helmonter gar nicht, dass sie mit den Westgarthern verbündet waren, ja, einer der Wächter meinte, er habe weder von einem Land noch von einem Volk dieses Namens je gehört. Erst ein Rahis der Oramarer, den sie herbeiriefen, wusste Bescheid: »I ch hätte allerdings nicht erwartet, die Krieger der Meere so weit im Landesinneren anzutreffen.«
»F elisan ist gefallen, dort gab es für uns nicht mehr viel zu tun.«
»I ch verstehe«, meinte der Rahis mit einem dünnen Lächeln. »I hr seid zu spät gekommen und habt keine Beute gemacht.«
Askon trat dicht an ihn heran, bis er Auge in Auge mit dem Oramarer stand. »I ch bin Prinz Askon, König Hakors Sohn, und ich erwarte Respekt von einem einfachen Hauptmann wie Euch!«
Der Oramarer hielt dem drohenden Blick stand, hob nur eine Augenbraue und trat mit einem Lächeln einen halben Schritt zurück. »N un, ich kenne den König nicht, von dem Ihr sprecht, Prinz, aber ich denke, ich kann Euch in unserem Lager willkommen heißen.« Er rief einen Helmonter herbei und beauftragte ihn, ein Zelt für die Westgarther zu finden. »V ielleicht kommt später einer unserer Oberen zu Euch, um zu erfahren, wie der Kampf in Felisan gelaufen ist. Wir wissen zwar schon das eine oder andere, doch wäre es etwas anderes, es aus dem Munde eines Kriegers zu hören, der einen anderen Sinn für das Getöse der Schlacht hat als dieser Zauberer, der doch nur meldete, wie die Sache ausgegangen ist.«
Der Helmonter führte sie im südlichen Teil des Lagers in ein Zelt, das keiner der Krieger hatte haben wollen, wahrscheinlich, weil es stark nach Branntwein roch. Den Westgarthern war das gleich.
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