Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
trotzdem war ich es, der den Alten überredet hat, den Bann zu brechen.«
Ela räusperte sich. »S treng genommen war ich es, Sahif, denn du hast nur dagesessen, vom Fieber geschüttelt, und hast nicht viel zu unserer Beratung beigetragen. Schau nicht so erstaunt drein. Ja, ich mache mir Vorwürfe, doch andererseits waren diese Menschen ohnehin gerade dabei, sich gegenseitig umzubringen. Ich glaube nicht, dass noch einer von den Scholaren leben würde, wenn die Wächter nicht erschienen wären. Wer weiß, vielleicht haben wir sogar ein paar Westgarthern das Leben gerettet?«
»U nd doch sehe ich die Männer noch vor mir, die von den Wächtern zerrissen und zerfetzt wurden, Ela. Aber ich danke dir für den Versuch, die Schuld auf dich zu nehmen.«
Eine Weile später rief der Ausguck, der in den Mast geklettert war, dass er ein Segel sehe. »I ch glaube, es ist Askons Schiff. Die Farbe des Segels stimmt!«, rief der Mann.
»D ie Rahane ? Welchen Kurs hält sie?«, rief Sagur hinauf.
Der Mann spähte lange hinüber, dann rief er: »G ar keinen. Sie treibt vor dem Wind! Und sie liegt tief!«
Sagur änderte den Kurs. Die Westgarther waren beunruhigt, denn ein treibendes Schiff war ein schlechtes Zeichen. Vor allem die Königin war blass und schaffte es nicht, ihre Sorgen zu verbergen.
»S iehst du die Besatzung?«
»E in Mann, ich sehe nur einen Mann!«, lautete die Antwort des Ausgucks.
Jetzt wurde die Unruhe an Bord noch größer, und dann, als sie schon fast längsseits kamen, erkannte Ela den Mann, der am Achtersteven stand und winkte. »S ieh doch, Sahif, das ist Orem Gaad, der Koch der Sperber ! «
Enterhaken flogen, und die Westgarther holten die Rahane längsseits. Sie hatte schon reichlich Wasser genommen, weil sie quer zu den Wellen trieb, und es war abzusehen, dass das Meer sie bald verschlingen würde.
Es war schwierig, aus dem verstörten Koch, als er endlich an Bord war, etwas Brauchbares herauszubringen, vor allem, als er erkannte, dass die Menschen, die ihn retteten, ebenso aus Aban kamen wie die Krieger, die seine Kameraden getötet hatten. Aber mit ein wenig Geduld gelang es doch, das Wichtigste in Erfahrung zu bringen: Orem Gaad war während des Kampfes über Bord gegangen, hatte sich zunächst an das Ruderblatt der Sperber geklammert und konnte so erzählen, was die neuen Herren des Schiffes vorhatten. »I ch weiß, ich bin kein Held, doch hätte ich meinen Kameraden auch nicht mehr helfen können. Ich bin zu dem anderen Schiff geschwommen, als sie Kurs setzten, und ich hätte nicht damit gerechnet, so schnell oder überhaupt gerettet zu werden.«
»M ein Sohn will also nach Felisan«, murmelte Königin Arethea, und sie sah sehr besorgt aus.
Sagur, der umsichtig dafür gesorgt hatte, dass man die Riemen der Rahane an Bord brachte, meinte: »B evor Ihr daran denkt, ihm zu folgen, solltet Ihr Euch erinnern, dass er verbannt ist, Hoheit.«
Die Königin bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »V on den vier Männern, die das beschlossen, sind drei gestorben, noch bevor das Urteil verkündet wurde. Möchte der eine, der noch lebt, auf der Vollstreckung bestehen? Bedenkt, dass mein Sohn und seine Männer nun fast die Hälfte unserer Sippe darstellen. Und denkt daran, dass er der Erste war, der erkannte, dass dieser Oramarer und seine Frauen ein falsches Spiel mit uns spielten.«
»D em Bericht dieses Kochs zufolge ist nun aber ein weiteres Mitglied der verfluchten Bruderschaft der Schatten an seiner Seite, Hoheit. Und ich frage mich, ob es dieses Schattenweib war, das Askon befreite.«
Sahif mischte sich ein: »W er sonst? Meine Schattenschwester wollte ein Schiff, und das hat sie nun bekommen. Sie hat etwas gestohlen, einen Schlüssel, der die Tür zum Verhängnis für die ganze Welt öffnen kann. Und deshalb segelt sie nun mit Askon nach Felisan.«
»W as für ein Schlüssel sollte so viel Macht haben, Schatten?«, fragte Sagur und klang ausgesprochen feindselig.
»E iner, der alt ist– und der von Erdgeistern geschmiedet wurde«, rief Ela dazwischen.
Sagur lachte laut auf. »E rdgeister? Was kommt als nächstes? Riesen? Einhörner? Jedes Wort von Euch ist eine Lüge.«
»D ennoch segelt mein Sohn nach Felisan«, stellte die Königin fest.
»A ber Ihr denkt doch nicht daran, ihn zu verfolgen, Hoheit?«
Wieder war es Ela, die sich ungefragt einmischte: »I hr solltet wissen, dass man die Sperber und ihre Besatzung in Felisan sehr gut kennt. Euer Sohn wird viele Fragen beantworten
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