Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
müssen, wenn er mit Kapitän Budas Schiff in den Hafen einläuft. Und bei den Himmeln, ich hoffe, sie hängen ihn für das, was er getan hat!« Sie war krank vor Sorge um Hanas Aggi und die anderen Matrosen, seit der Koch berichtet hatte, dass die meisten tot waren und nur wenige den Kampf überlebt hatten.
Die Königin tat, als hätte sie das überhört. Sie starrte lange auf das in den Wellen treibende Schiff ihres Sohnes, dann straffte sie sich und befahl Sagur, Kurs nach Felisan zu setzen.
»D ie Bemerkung mit dem Hängen hättest du dir sparen sollen. Du hast dir ohne Not eine Feindin gemacht«, zürnte Sahif, als sie wieder unter sich waren.
»I ch würde eher sagen, ich habe sie davon überzeugt, dass wir diesen elenden Verräter unbedingt einholen müssen, aber du kannst mir später dafür danken.« Es klang ein wenig bitterer, als sie es beabsichtigt hatte. Sie seufzte. »I ch weiß, dass ich mir wünschen sollte, dass wir sie vorher einholen, aber ich fürchte, da wären wir stark in der Unterzahl und könnten nichts gegen Askon, all die Westgarther und Jamade unternehmen. Von daher hätte ich auch nichts dagegen, wenn er uns vorerst entwischte und sie diesen sogenannten Prinzen für uns in Felisan am nächsten Lastkran aufknüpften.«
Sahif schien kaum zugehört zu haben und seinen eigenen düsteren Gedanken nachzuhängen. Ela traute sich aber nicht, ihn danach zu fragen. Er hatte sich verändert. Ihr fiel erst jetzt auf, dass der Zorn, der bei ihren gemeinsamen Erlebnissen immer wieder jäh ausgebrochen war, verschwunden schien. Er war ruhiger, aber auch noch abweisender als früher. Als läge ein schwerer Schatten auf ihm, dachte sie, und dann hätte sie fast gelacht, weil er doch selbst ein Schatten war.
Sagur hatte im Heck noch eine Weile mit seiner Königin diskutiert, dann folgte er ihrem Wunsch: Er ließ die Riemen, die sie erbeutet hatten, ausfahren und teilte Westgarther und Scholaren zum Rudern ein. »W enn wir die Sperber schon jagen, dann wollen wir es richtig tun. Sie kann schneller segeln als wir, doch Askon weiß nicht, dass wir ihn verfolgen, und das Schiff ist ihm fremd, von daher wird er nicht alles aus ihr herausholen können. Ich gedenke jedoch, alles aus euch herauszuholen, ihr faulen Kröten. Mögt ihr nun Westgarther, Scholaren oder Schatten sein– ihr werdet rudern! An die Arbeit!«
Schon bald griffen die Riemen in die grüne See, selbst die Frauen und damit auch Ela wurden zum Dienst eingeteilt. Eine Stunde musste sie rudern, dann wurde sie abgelöst und bekam zwei Stunden Ruhe, bevor sie wieder an der Reihe war. Die Scholaren stöhnten über die ungewohnte Arbeit, auch Ela, aber der Wind war ihnen gewogen, sie kamen gut voran, und als der Abend dämmerte, glaubten viele, dass sie schon am nächsten Morgen Askon eingeholt haben könnten.
***
Die Sperber machte gute Fahrt, und Jamade stand im Bug und sah den Tümmlern zu, die durch das Wasser glitten. Im Westen versank die Sonne hinter tief stehenden Wolken. Jamade runzelte die Stirn. Das waren gar keine Wolken, da musste eine langgezogene Insel liegen. Als sie jedoch von Felisan nach Bariri gesegelt waren, waren sie an keiner Insel vorübergekommen. Sie verließ den Bug, um der Sache auf den Grund zu gehen.
»H abt Ihr einen neuen Kurs befohlen, Prinz?«, fragte sie ohne Umschweife.
»N ennt mich Kapitän, Jamade von den Schatten«, gab Askon zurück. »U nd, nein, warum fragt Ihr?«
»D ie Insel dort, wir müssen nahe des westlichen Arms sein, und dies scheint mir nicht der kürzeste Weg zu unserem Ziel zu sein.«
»I hr habt scharfe Augen. Das ist die kleine Insel Bogea, und dahinter liegt Akkar. Sie sehen aus der Entfernung nur aus wie eine Insel. Das ist nicht der kürzeste Weg, jedoch der schnellste.«
Jamade blieb misstrauisch. »E rklärt mir das, Kapitän.«
Sie hörte den Steuermann verächtlich schnauben, aber Askon lächelte nur und sagte: »E s gibt unter diesen Wellen eine große Strömung, die im Kreis das Goldene Meer durchfließt. Im Osten fließt sie nach Süden, hier jedoch nach Norden, und aus irgendeinem Grund ist sie dicht unter den Inseln stärker als weiter draußen. So ist unser Weg zwar weiter, aber wir kommen schneller voran. Schon morgen, gegen Ende der Nacht, sind wir in Felisan, wenn der Wind uns gewogen bleibt, vielleicht sogar noch früher.«
Jamade gab sich mit der Antwort zufrieden, sie erinnerte sich dunkel, dass Kapitän Buda auf der Fahrt nach Bariri etwas Ähnliches gesagt
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