Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
es bisher das Geschäft meines ältesten Bruders, ihn zu führen. Er ist leider vor kurzem gestorben, und nun muss ich sehen, dass ich rette, was noch zu retten ist.«
»F ürwahr, es sind schlimme Zeiten«, seufzte der Händler.
»D as kommt darauf an, wie man es betrachtet«, rief eine laute Stimme aus einem Dickicht an der Straße.
»W er spricht da?«, fragte Hilboog und hob seine kleine Laterne, um zu sehen, wer da kam.
»G ute Männer«, lautete die Antwort, »e benso unverschuldet in Not wie Ihr.«
»D ann zeigt Euch doch!«, forderte der Händler.
Die Männer, die aus dem Unterholz traten, sahen jedoch alles andere als vertrauenswürdig aus. Sie waren bewaffnet, vielleicht Soldaten, ein gutes Dutzend, aber ihre Blicke gefielen Gajan gar nicht.
»G esellschaft, wie schön«, sagte Hilboog, aber seine Stimme zitterte.
»W ir werden Euch vor den Gefahren der Straße beschützen, Ihr Herren, gegen ein gewisses Entgelt, versteht sich.«
»E ntgelt? Aber wir haben nicht mehr als das, was wir auf dem Leibe tragen«, rief der dicke Händler.
Die Männer hatten sie inzwischen eingekreist, und einer befühlte die Tuche, die auf dem Wagen lagen. Gajan legte die Hand auf den Dolch an seinem Gürtel.
Der Wortführer, ein Mann mit schnarrender Stimme, rief: »I ch bin sicher, dass uns hier reichlich Silber in die Hände fällt, wenn wir Euch nur ordentlich schütteln, Mann.«
Der Händler wurde blass. Er drehte sich um und versuchte davonzurennen, was aber eher ein Watscheln wurde. Die Marodeure fingen ihn lachend ein und begannen ihn herumzuschubsen. Hadogan erwachte. Gajan gab ihm ein Zeichen, ruhig zu bleiben, aber der Knabe übersah es. Er griff nach seinem Messer.
Plötzlich hob einer der Männer die Hand. »R uhe doch, Leute!«
Das Lachen verebbte.
»W as ist denn, Korporal?«, fragte einer.
»H ört ihr das nicht?«
»D a sind sie! Holt sie euch, Männer!«, befahl eine Stimme aus dem Buschwerk.
Armbrustsehnen sirrten, und einer der Marodeure wurde von mehreren Bolzen durchbohrt.
»W eg hier!«, brüllte der Korporal und rannte schon.
Aus der Dämmerung kamen einige Soldaten gelaufen, die den Flüchtenden nachsetzten, und Gajan hörte Flüche und Verwünschungen, als sich die Straßenräuber rasch in alle Winde zerstreuten.
Der Anführer der Soldaten, der Hauptmann, den Gajan am Abend vor dem Palast getroffen hatte, blieb überrascht stehen. »P rinz Gajan! Ihr? Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.«
»I ch muss Euch danken, Hauptmann, Ihr habt uns aus schlimmer Gefahr gerettet.«
»L eider sind uns die meisten wohl entwischt. Es sind Deserteure, Abschaum, dem man besser nie eine Waffe in die Hand gegeben hätte. Sie haben weiter oben einige Leute überfallen und zwei Männer getötet. Aber lassen wir das, der Protektor wird froh sein, Euch zu sehen, Gajan. Wir sind auf dem Weg nach Atgath und rasten gar nicht weit von hier in einem Weiler abseits der Straße. Dort gibt es Schutz und etwas zu essen für Euch, Gajan.« Dann wandte er sich mit einem Grinsen an den Händler: »U nd für Euch gibt es ein Feuer, an dem Ihr Eure nassen Hosen trocknen könnt.«
Vierter Tag
»E s gärt in der Stadt, Hoheit«, verkündete Almisan.
Shahila starrte auf die Fenster des Empfangssaals. Der Sprung, den sie schon vor einigen Tagen bemerkt hatte, zog sich inzwischen über alle bleigefassten Scheiben. Ganz oben war sogar eine Scheibe herausgefallen. Es zog erbärmlich, weshalb sie nach dem Glasmeister geschickt hatte. Aber der war bislang nicht erschienen.
»W ird deshalb mein Fenster nicht repariert?«, fragte sie trocken.
»M eister Dorn, der Glasmeister, könnte tatsächlich einer der Anführer jener kleinen Verschwörung sein, die die biederen Handwerker dieser Stadt betreiben.«
»E ine Verschwörung?«, fragte Shahila und gab sich belustigt.
Almisan zuckte mit den Achseln. »I ch habe das letzte Treffen der Zunftmeister belauscht, Hoheit. Sie sind sehr unglücklich mit dieser Belagerung, mit der ganzen Lage. Das ist nur zu verständlich, schließlich fühlen sie sich seit Generationen dem Seebund verpflichtet, und nun führt dieser Bund plötzlich Krieg gegen ihre Stadt, genauer, gegen die Herrin dieser Stadt.«
»D iese ehrbaren Meister sollten sich besser aus Dingen heraushalten, von denen sie nichts verstehen«, sagte Shahila. Immer noch starrte sie auf die zerbrochene Scheibe. Der Morgen war angebrochen, aber der enge Innenhof der Burg ließ nicht viel Licht in den Saal herein.
»E s
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