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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Streicheln? Jamade tat, als würde sie noch schlafen. Nein, es fühlte sich an, als ob er sie abtastete, als ob er an ihrem Leib nach etwas suchte– vielleicht nach einem Schlüssel?
    ***
    »I hr wollt schon wieder rasten?«, fragte Sahif ungehalten.
    Ela rieb sich die schmerzenden Füße. »W ir müssen, Sahif, denn ich bin nicht aus Stein wie du!«, gab sie zurück.
    »U nd ich bin es nicht gewohnt, so weite Strecken auf meinen eigenen Füßen zurückzulegen«, meinte Hanas Aggi und ließ sich ins Gras fallen.
    »H ier?«, fragte Sahif ungläubig und wies auf die Straße.
    Sie waren nicht allein. Eine große Gruppe von Flüchtlingen hatte sich am Wegesrand niedergelassen, und im schwachen Licht ihrer kleinen Feuer bemerkte Sahif sehr wohl, wie misstrauisch sie ihn, den Südländer, anstarrten. Es waren Frauen, Kinder, Alte, aber auch junge Männer. Sahif bemerkte ein paar blutverschmierte Verbände, also hatten diese Leute gekämpft. Waffen sah er nur wenige, auch wirkten die Leute nicht so, als suchten sie Streit, aber dennoch glaubte er nicht, dass er an diesem Ort viel Schlaf bekommen würde.
    Eine weitere Gruppe von Flüchtlingen kam heran. Sie machten aber keine Anstalten anzuhalten, auch beachteten sie die Menschen am Wegesrand gar nicht. Dann sprach Ela Grams sie an. »E ntschuldigt, Großvater, wo zieht Ihr hin?«
    Der alte Mann, dem ein Arm fehlte, vermutlich eine alte Verletzung, blieb stehen und rieb sich mit einem Tuch Staub und Schweiß aus dem Gesicht, bevor er antwortete: »I n die Berge, Frau Nachbarin. Wir haben Verwandte in einem der Weiler dort oben.«
    »G laubt Ihr denn, dass Ihr dort sicher seid, Vater?«, fragte Ela.
    Der Alte seufzte. »E s sind doch Seeräuber, mein Kind. Beten wir also, dass sie an der Küste bleiben, und beten wir für jene, die das Unglück haben, dort zu wohnen. Und hoffen wir, dass der Protektor bald mit einem Heer zurückkehrt und diese Barbaren wieder ins Meer wirft.«
    »J a, hoffen wir das«, murmelte Ela.
    »D er Protektor!«, schnaubte Hanas Aggi wütend, als die Leute weitergezogen waren. »D er Mann hat Reißaus genommen und seine Stadt im Stich gelassen. Er hätte nur die Magazine öffnen müssen, und dann hätten die Haretier den Westgarthern schon gezeigt, dass sie auch zu kämpfen verstehen.«
    »V ielleicht war es klug, genau das nicht zu tun«, meinte Sahif nachdenklich.
    »A ch? Und hättet Ihr die Güte, mir zu erklären, was daran klug sein soll? Diese Seeräuber nisten sich jetzt ein. Und die Stadtmauern schützen jetzt sie, nicht mehr die armen Leute, die dort mit ihnen zusammengesperrt sind!«
    »N un, sie leben. Hätten sie zu den Waffen gegriffen, wären die meisten Felisaner wohl tot, und die Stadt wäre trotzdem verloren. Ich kann verstehen, dass der Protektor sich zurückgezogen hat.«
    Hanas Aggi schüttelte den Kopf: »I st das etwas, was die Schatten klug nennen? Ich nenne es feige. Wenn Pelwa Angst um seine Stadt hatte– warum hat er sich dann nicht ergeben und die Schlacht verkürzt? Und wenn er seine Bürger retten wollte, warum bleibt er nicht mit seinen Soldaten in der Stadt und ermöglicht ihnen die Flucht?«
    »S precht leise, ich bitte Euch«, mahnte Sahif.
    »A ch, fahrt zur Hölle!«, rief Hanas Aggi, stand auf und ging hinüber zu den Flüchtlingen.
    »E s ist doch nicht seine Stadt«, brummte Sahif.
    »D u verstehst es wohl wirklich nicht, oder?«, fragte Ela. »W ir sind zwar aus einer anderen Stadt, aber auch Haretier. Diese Menschen sind unsere Nachbarn. Außerdem wird doch auch um Atgath gekämpft, nach allem, was wir hier hören. Hanas macht sich Sorgen um seine Mutter und seinen Bruder– so wie ich mich auch um meine Brüder sorge. Begreifst du das wirklich nicht?«
    »F amilie«, murmelte Sahif verdrossen, dann stand er auf und wich vor den finsteren Blicken, die ihm von den anderen Feuern folgten, in die Dunkelheit abseits der Straße aus. In den Bergen, gar nicht weit entfernt, musste etwas Großes brennen, denn der Nachthimmel war erleuchtet. Ob der Krieg schon bis dorthin gekommen war? Nun, es ging ihn nichts an, und, nein, er verstand wirklich nicht, was Ela von ihm wollte.
    Er hatte natürlich auch eine Familie, aber die glich, ganz ihrem Namen gemäß, einem Nest von Skorpionen, und es gab dort niemanden, um den er sich sorgen würde. Seine Mutter war tot, seine vielen Geschwister kannte er kaum, denn seine Kindheit und Jugend hatte er in der Schule der Schatten verbracht, und als er zurückgekehrt war, war er

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