Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
fragte sie und griff nach Michelles Notizbuch. »Was hast du denn aufgeschrieben? Wow. Ein neuer Laden? Zahl der Internetverkäufe verdoppeln.« Sie schaute auf. »Michelle, meinst du nicht, du solltest vielleicht auch irgendwo mal auf dieser Liste auftauchen?«
»Das tue ich doch. Hier.« Michelle deutete auf den Punkt, »In die Handelskammer gewählt werden« unter der Überschrift »Persönliche Ziele«. »Und hier.« Dort stand: »Am Longhamptoner Halbmarathon teilnehmen«.
»Das meine ich nicht. Wo bleibst du denn auf dieser Liste? Was ist mit deinem Leben außerhalb der Arbeit? Ich finde den Gedanken furchtbar, dass du Nacht für Nacht hier allein bist. Das Haus ist viel zu hübsch, um es mit niemandem zu teilen.«
Mit gespieltem Entsetzen riss Michelle die Augen auf. »Wie bitte? Nur, um dann hinter irgendwem herzuräumen? Nein danke!«
»Vergiss das Haus. Du bist einfach zu wunderbar, um allein zu bleiben.« Anna beugte sich vor und nahm Michelles Hand. Wenn sie bei Michelle war, musste sie stets ihren natürlichen Drang bremsen, ihr die Hand zu tätscheln oder sie in den Arm zu nehmen. Michelle mochte es nicht gern, wenn man ihr zu nah auf die Pelle rückte, doch manchmal konnte Anna nicht anders. »Ich weiß, dass Harvey ein Mistkerl war, und Phils Kumpel sind eben einfach nicht … dein Fall, was aber nicht bedeutet, dass du gleich alle Männer abschreiben solltest. Da draußen wartet jemand auf dich, wenn du nur hinsehen würdest.«
Michelle drückte Annas Hand und griff dann nach ihrem Weinglas. »Bestimmt, aber ich habe im Augenblick noch keine Lust, diesen Menschen kennenzulernen. Ich möchte mir zuerst ein sicheres finanzielles Polster erarbeiten, dieses Haus verkaufen und mir dann erst einen netten grauhaarigen Herrn angeln, der sich im vorzeitigen Ruhestand befindet, früher Hedgefonds-Manager war und eine Yacht in Monaco besitzt.« Sie lächelte, ein schnelles, schmallippiges Lächeln. »Dann können wir gern sehen, wie es läuft.«
»Zieh bloß nicht nach Monaco«, erwiderte Anna mürrisch. »Ich würde dich vermissen.«
»Du könntest doch mitkommen. Du und deine Von-Trapp-Brut mit lauter kleinen McQueens, die alle die gleichen T-Shirts von Petit Bateau tragen. Vergiss ja nicht deine Gitarre.«
Unter dem Tisch stieß Pongo einen tiefen Seufzer aus und pupste.
»Das war mein Zeichen«, kommentierte Anna. »Ich sollte jetzt besser gehen. Wir müssen Evelyn noch ins Seniorenheim zurückbringen, und ich glaube, ich habe gerade genügend getrunken, um dieser Aufgabe zu entgehen.« Sie schob ihren Stuhl zurück, fuhr sich mit der Hand durch das lockige blonde Haar und band es zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Das Telefon klingelte, und Anna sah automatisch zum Telefontisch hinüber. Doch Michelle ignorierte das Klingeln; stattdessen schenkte sie sich noch ein Glas Wein ein.
»Willst du gar nicht rangehen?«
»Nein. Du bist hier, also können das am anderen Ende nur zwei Leute sein. Entweder meine Mutter, die mir ein schlechtes Gewissen einjagen will, oder Harvey. Mit keinem von beiden will ich reden.«
»Bitte? Du hast heute noch nicht mit deiner Mutter gesprochen?«
»Natürlich habe ich das! Wofür hältst du mich? Ich habe gleich heute Morgen bei meinen Eltern angerufen, bevor sie alle zur Kirche gegangen sind.« Michelles Stirn begann, sachte zu pulsieren. »Ich habe mich für die Schaffellpantoffeln und das Auto-Enteisungsset bedankt, während sich meine Mutter über die unpassenden Geschenke beschwert hat, die ich den Kindern meiner Brüder geschickt habe. Danach hat sie ein paar Bemerkungen fallen gelassen über eine alte, einsame, unverheiratete Tante, der sie alle gestern einen Anstandsbesuch abgestattet haben. Dann hat sie mir mehr oder weniger deutlich zu verstehen gegeben, dass ich zu Harvey zurückkehren soll, sonst würde ich noch genauso enden.«
»Aber warum solltest du zu Harvey zurückgehen? Ihr seid seit mehr als drei Jahren getrennt! Schließlich ist er nicht der einzige Mann auf diesem Planeten. Du könntest doch jeden anderen haben.«
»Mum liebt Harvey. Und er ist Dads bester Verkäufer – er hat die meisten Geschäftsabschlüsse aufzuweisen, seitdem ich fort bin. Insgeheim denke ich oft, dass sie lieber ihn als mich behalten würden.« Michelle wendete den Blick ab, und Anna vermutete, dass ihre Freundin so eine weniger schnippische Reaktion verbergen wollte. »Außerdem … ist es schwierig. Weihnachten verbringt er immer bei meinen Eltern. Ich habe meiner
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