Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
Vom Netzwerk:
gegen den Wind riechen, ob wir eine Schrottkarre vor uns haben. Denn genau das bist du nämlich. Mir hat das nichts ausgemacht, weil ich dich geliebt habe. Ich war bereit, über deinen Wahnsinn und deine schmutzigen kleinen Geheimnisse hinwegzusehen. Aber wird das ein anderer auch tun?«
    Abwehrend hob er die Hände und bedachte sie mit einem kühlen, gespielt traurigen Lächeln. »Wohl kaum. Insbesondere nicht in deinem Alter.«
    Der Kellner kam vorbei, und sein wohlwollender Blick ließ erahnen, dass er in ihnen ein Pärchen sah, das miteinander ausging. Zwei gutaussehende Menschen, die romantisch zu Abend aßen.
    Michelle fühlte sich, als könne sie nie wieder einen Bissen hinunterbringen. Und ganz sicher würde sie nie wieder hierherkommen können. Sorry, Silvio.
    »Ich wäre lieber für den Rest meines Lebens allein, als wieder mit dir zusammenzuleben«, entgegnete Michelle. Zwar hatte sie keine Ahnung, woher sie plötzlich diese Kraft nahm, doch mit einem Mal hatte sie nur noch ihren Dad vor Augen, der sie vor dem Pub in die Arme geschlossen hatte. Er hatte sein kleines Mädchen glücklich sehen wollen, war aber verwirrt, warum ihr dies immer noch nicht gelang. Und dieser Bastard hier jubelte ihm irgendeine hanebüchene Geschichte unter, wie einsam und verlassen sie war. Dieser Gedanke machte sie noch viel wütender als all die Sticheleien, mit denen Harvey sie über die Jahre hinweg immer wieder bedacht hatte.
    Sie schob ihren Stuhl zurück und warf die Serviette auf den Tisch. »Besten Dank fürs Abendessen. Ich gehe jetzt.«
    »Setz dich«, bellte er.
    »Nein.« Michelle starrte ihn böse an. Innerlich war ihr angst und bange, doch das konnte sie ihm nicht zeigen. »Lass mich in Ruhe. Ich habe mir einen erstklassigen Anwalt besorgt. Du wirst von ihm hören.«
    Sie schnappte sich ihren Mantel und machte sich schnurstracks auf den Weg nach draußen, wo ausnahmsweise einmal ein Taxi auf Kundschaft wartete. Erst als sie wieder zu Hause war, traute sie sich, befreit aufzuatmen. Dann eilte sie durchs Haus, verschloss alle Türen und Fenster und zog alle Vorhänge zu. Danach rollte sie sich auf dem Sofa zusammen.
    Ich wünschte, Tarvish wäre hier, dachte sie. Manchmal war die stille, schweigsame Gesellschaft eines Hundes alles, was man brauchte.
    Anna lag hellwach im Bett und lauschte Phils lautem Schnarchen, während über ihr der Deckenventilator die heiße, verbrauchte Luft von einer Seite des Schlafzimmers auf die andere wälzte.
    Sie konnte einfach nicht schlafen. Seitdem Sarah ihre Schwangerschaft verkündet hatte, hatte sie schon nicht mehr richtig durchschlafen können. Hätte es ein Gästezimmer im Haus gegeben, wäre sie klammheimlich dorthin geschlichen, wenn alle schliefen, doch selbst dann noch wäre es den Mädchen aufgefallen. Ihnen entging nichts. Einem Teil von Anna war das egal, doch ihre sanfte, mütterliche Seite wollte der zarten, bereits jetzt schon überforderten Lily nicht noch eine Sorge aufbürden.
    Anna konnte es nicht fassen, wie Phil in aller Seelenruhe so daliegen und wie ein Nashorn mit verschleimten Bronchien schnarchen konnte, wo doch Becca und Owen immer noch nicht zu Hause waren – dabei war es mittlerweile schon zwei Uhr. Schließlich war er derjenige gewesen, der all das Theater gemacht hatte, dass sie um eins wieder zurück sein sollten. Doch dann hatte er ein Bad genommen und war zu den Klängen des Radios auf dem Bett eingedöst.
    Anna rollte sich auf die Seite und sah auf den Wecker, der sich gegenüber von Phils weit geöffnetem Mund befand.
    Zwei Uhr dreizehn.
    Soll ich Michelle anrufen, fragte sie sich. Oder doch eher die Polizei? Oder im Morgengrauen in Owens Wohnung eine Razzia durchführen?
    Alternativ gab es auch immer noch das Internet. Anna hatte sich in den drei Tagen, in denen sie sich schwanger wähnte, bei Mumsnet angemeldet und sich seitdem nicht von den Seiten losreißen können. In den meisten Nächten, wenn entweder alle tief und fest schliefen oder anderweitig beschäftigt waren, schlich sie zu ihrem alten Laptop im Schlafzimmer und verschlang die Geschichten von den Schwangerschaften, Symptomen und Stiefkindern anderer Frauen und beteiligte sich hinter der sicheren Fassade ihres Usernames an Diskussionen.
    Ihr war klar, dass das nicht normal war. Doch dies war der einzige Ort, an dem sie zugeben konnte, wie sehr sie an das Baby dachte, das auf sie wartete, und wie wütend sie jedes Mal war, wenn sie wieder ihre Periode bekam und eine weitere Eizelle

Weitere Kostenlose Bücher