Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
davon erzählen.«
Anna rutschte das Herz in die Hose. »Du weißt, dass ich dir das nicht versprechen kann«, wollte sie gerade erwidern, doch Becca beharrte darauf.
»Doch, das musst du«, entgegnete sie aufgebracht. »Du musst es mir versprechen !«
Anna hielt sie an den Armen fest und bemühte sich, ruhiger zu wirken, als sie innerlich tatsächlich war. »Du hast dich doch nicht mit Owen verlobt, oder?«
Becca schüttelte den Kopf, und Erleichterung machte sich in Annas Herzen breit.
»Gott sei Dank. Also … er ist ein lieber Kerl, wirklich nett. Aber du bist noch so jung und …«
Halt am besten die Klappe, Anna!
»Was ist es denn dann? Was ist so schlimm, dass du es deinem Dad nicht sagen kannst, hm?«
Becca sah sie mit ihren tränennassen Augen an und warf ihr einen flehentlichen Blick zu, doch von selbst auf das Problem zu kommen. »Ich kann den Studienplatz nicht annehmen.«
»Warum nicht? Liegt es am Studiengang selbst? Nach einem Jahr kannst du immer noch wechseln, wenn es dir nicht gefallen sollte. Mit deinen Noten wird es ganz bestimmt kein Problem sein, in ein anderes Studienfach zu wechseln. Wie wäre es denn mit Englischer Literatur?«
Beccas Lippe begann zu beben. »Dad wird so enttäuscht von mir sein!«
»Nein, das wird er nicht! Er will nur das, was du dir wünschst, und dachte, du wolltest schon immer Jura studieren. Verrat ihm nichts, aber ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn du Englische Literatur belegen würdest. Das wäre fantastisch! Dann wäre es unser kleines Geheimnis, dass ich dich dazu gebracht habe, ein anderes Fach zu studieren, indem ich dich im Buchladen habe arbeiten lassen. Wie wäre das?« Anna lächelte sie aufmunternd an.
Becca brachte ein mühsames, schiefes Lächeln zustande, bevor sie wieder in Tränen ausbrach. Erneut schlang Anna die Arme um sie, fühlte sich dieses Mal aber zuversichtlicher.
»Alles ändert sich einmal. So ist das Leben. Wir dürfen alle unsere Meinung ändern, und du enttäuschst damit niemanden. Aber du hast dir diesen Studienplatz redlich verdient und solltest ihn erst einmal annehmen.«
»Ich kann nicht nach Cambridge gehen«, erwiderte Becca, dieses Mal jedoch nachdrücklicher als zuvor. Dann löste sie sich von Anna und starrte zu Boden, als müsse sie ihre letzten Kraftreserven aufbringen.
»Owen wird das schon verstehen«, fing Anna an, doch Becca unterbrach sie.
»Nein«, erklärte sie entschlossen. »Anna, ich kann jetzt nicht nach Cambridge gehen.« Sie schluckte schwer und sah Anna dann in die Augen. »Ich bin schwanger.«
27
»Als ich meinen Enkelinnen mein altes Lieblingsbuch Ballettschuhe vorgelesen habe, fiel mir auf, wie die drei Kinder in der Geschichte mit Ablehnung und Erfolg zurechtkamen und sich nicht unterkriegen ließen. Sie ließen sich durch nichts erschüttern und machten einfach weiter.«
Gillian Knight
S päter, als Anna jenen Moment noch einmal in Gedanken durchging, hoffte sie inständig, dass sich ihre erste Reaktion nicht in ihrem Gesicht widergespiegelt hatte, denn auf diese war sie wahrlich nicht stolz. Vielmehr wanderte sie direkt in die Kiste der schrecklichen Dinge, die sie schön verschlossen in der hintersten Ecke ihres Verstandes aufbewahrte und die nur in schlaflosen Nächten zur masochistischen Leichenfledderei geöffnet wurde.
Wie kann es sein, dass alle außer mir ein Baby bekommen? Das war der bittere, glühende Gedanke, der Anna dabei wie ein Blitz als Erstes durch den Kopf geschossen war.
Sofort schob sie den Gedanken beiseite und schämte sich dafür, so etwas auch nur gedacht zu haben. Doch sie beschlich das unangenehme Gefühl, dass Becca ihre Reaktion mitbekommen hatte. Anna hasste sich dafür.
Aber da war es nun. Ein weiteres Baby. Ein weiterer unbestreitbarer Grund, warum Phil zu ihrem Baby Nein sagen würde.
Sofort stellte sie Fragen, um dieses Verdikt so schnell wie möglich wieder zu vergessen – »In der wievielten Woche bist du? Bist du sicher? Hast du einen Schwangerschaftstest gemacht? Weiß Owen schon davon? « –, doch diese waren für sie beide einfach zu viel. Becca fing wieder an zu weinen, und auch Anna spürte, wie in ihrem Inneren ein Damm brach. So weinten sie zusammen und umarmten einander, bis hinter ihnen eine schneidend-schrille Stimme ertönte.
»Um Himmels willen, was ist denn hier los? Das hier ist ein öffentlicher Ort, hier könnte jeder hereinplatzen! Ein wenig mehr Anstand, wenn ich bitten darf!«
Anna wirbelte herum. Evelyn stand neben der
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