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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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umzudrehen.
    Ich hätte ein Gespräch antreiben müssen, dachte Anna und schalt sich für ihre langsamen Hirnzellen. Die immer größer werdende Distanz zwischen Becca und Phil belastete sie sehr; Becca war kaum in der Lage gewesen, ihren Vater anzuschauen, nachdem sie ihm die Nachricht beigebracht hatte. Ihm dagegen schienen die Worte gefehlt zu haben. Wenn das Ganze Anna schon dermaßen belastete, wie schmerzhaft musste es denn dann erst für die beiden sein?
    Sie drückte Phils Hand. »Alles wird gut.«
    »Ja?« Phil klang niedergeschlagen. »Woher willst du das wissen?«
    »Weil sich immer eine Lösung findet.«
    »Welche Lösung denn? Wie bei Sarah und mir? Schwanger mit zwanzig, verheiratet mit einundzwanzig, geschieden mit dreiunddreißig? Das ist nämlich genau das, was meine Mutter mir prophezeit hatte. Die Geschichte wiederholt sich immer. Nur habe ich immer gedacht, Chloe wäre diejenige, deren Leben später einmal aus den Fugen gerät und …«
    »Phil«, warnte Anna leise, doch da war es schon zu spät.
    Chloe kam herein und warf ihnen beiden vernichtende Blicke zu. »Red’ ruhig weiter«, forderte sie Phil auf, die Hände in die Seiten gestemmt. Jetzt sang sie nicht mehr. »Schließlich ist es ja nicht so, als würde ich hier irgendeine Rolle spielen. Was wolltest du sagen? Du dachtest immer, ich wäre diejenige, die bei den Prüfungen durchfällt und schwanger wird? Na, das muss ja jetzt richtig enttäuschend für dich sein, dass ich bisher nur bei den Prüfungen durchgefallen bin!«
    »Chloe, das hat dein Vater doch gar nicht sagen wollen …!«
    »Ich hasse euch!«, stellte Chloe klar und sah dabei Phil an, während sie Anna ignorierte. »Sobald Mum hier ist, werde ich ihr sagen, wie schrecklich ich es finde, hier zu leben. Ich werde sie bitten, mich nach Amerika mitzunehmen. Im Internet habe ich mir schon Highschools in ihrer Gegend angesehen, und ihr könnt mich nicht davon abhalten.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte hinaus, während sie einen Schluchzer oder einen Schrei unterdrückte, Anna konnte es nicht genau sagen, doch dieser drang vom Keller bis zu ihnen hinauf. Dann wurde im Keller die Tür zugeknallt.
    Anna wandte sich Phil zu, in der Erwartung, dass er seiner Tochter hinterherlaufen würde, doch er hob nur resignierend die Hände und ließ sie dann erschöpft in den Schoß fallen.
    »Los, geh ihr hinterher!«, drängte Anna ihn.
    »Was soll ich ihr denn sagen?«, fragte er. »Ich habe sie enttäuscht. Wir alle haben sie im Stich gelassen. Hier wird das pure Chaos herrschen, wenn Becca ihr Baby bekommt …« Er verstummte; dabei war das Gespräch nicht einmal mehr richtig in Gang gekommen. »Oder es eben auch nicht bekommt, je nachdem, wozu sie sich entscheidet. Vielleicht wäre es tatsächlich besser für Chloe, wenn sie ein Jahr in den Staaten bei ihrer Mutter verbringt. Vielleicht bekommt sie dort die Aufmerksamkeit, die sie braucht.«
    Anna konnte es nicht fassen, dass er das tatsächlich dachte. Andererseits war ihr in letzter Zeit häufiger klar geworden, dass Phil immer öfter den Weg des geringsten Widerstandes ging.
    »Bei Sarah?«, wiederholte sie ungläubig. »Und ihrem neugeborenen Baby? Und du glaubst ernsthaft, dass Sarah sich mit einem pampigen Teenager und durchwachten Nächten und einem neuen Tagesablauf mit Jeff auseinandersetzen will? Klar, ich bezweifle nicht, dass sie vor ihrer Schwangerschaft dieses Angebot gemacht hat, aber jetzt … Willst du wirklich, dass Chloe aus dem Mund ihrer Mutter hört, dass diese keine Zeit hat, um sich augenblicklich um sie zu kümmern?«
    Phil runzelte die Stirn, schien dann aber ihre Argumente einzusehen. »Schön, du hast recht.« Er seufzte. »Vielleicht könntest du ja …? Irgendwie scheinen sie diese Sachen aus deinem Munde einfacher wegzustecken.«
    Anna biss sich auf die Zunge. Sie war sich bislang eigentlich ziemlich sicher gewesen, nicht diesen rückgratlosen Mann hier geheiratet zu haben. Der Mann, den sie geheiratet hatte, hatte deutlich mehr Eigeninitiative gezeigt.
    »Für diese Art mütterlicher Aufgaben bin ich also ganz nützlich, ja? Nur nicht für ein eigenes Kind«, fuhr sie fort und hasste sich im gleichen Moment dafür, da sie eigentlich wusste, dass es nicht stimmte.
    Wenn sie selbst zuerst schwanger geworden wäre, hätte das im Hinblick auf Sarah und Becca nicht den geringsten Unterschied gemacht. Nun allerdings hatten diese beiden Kinder ihr eigenes Baby vollkommen vom Plan gestrichen,

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