Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
Vom Netzwerk:
Marmeladenfabrik, mehr Pubs als Kirchen), als sich plötzlich hinter ihr jemand räusperte und sie erschrocken herumwirbelte.
    Ein großer Mann mit strähnigem Haar in einem Tweedjackett, unter dem er einen grünen Pullover mit V-Ausschnitt trug – drei Dinge, bei denen sich Michelle die Fußnägel aufrollten –, stand unmittelbar hinter ihr.
    Vier Dinge, bei denen sich ihre Fußnägel aufrollten.
    »Hallo«, grüßte der Mann und wich einen Schritt zurück, um seine Hand ausstrecken zu können. Sein rotblonder Pony fiel ihm in die Augen, und er strich sich das Haar zurück. »Rory Stirling.«
    Sein Händedruck war fest und sein Akzent ganz klar schottischer Natur, was ihm zwei Sympathiepunkte einbrachte – bis Michelle ein paar Krümel auf seinem Pulli entdeckte, was wiederum einen dicken Abzug ergab. Essensreste konnte Michelle nicht ausstehen. Bärte lösten bei ihr einen echten Würgereiz aus.
    »Michelle Nightingale«, erwiderte sie. Innerlich haderte sie mit sich: Wie schaffte es ein Mann, über dreißig Jahre alt zu werden und dabei nicht zu wissen, dass man einen Pulli mit V-Ausschnitt mit Krawatte trug? »Vielen Dank, dass Sie den Termin so kurzfristig möglich gemacht haben.«
    »Keine Ursache«, erwiderte er und deutete auf den Stuhl gegenüber, während er sich an seinem mit Akten überhäuften Schreibtisch niederließ. »Das ist mal etwas anderes als immer nur Trunkenheit am Steuer und Ruhestörung. Vom nachweihnachtlichen Andrang wegen Scheidungsberatungen ganz zu schweigen.«
    »Es ist immer gut, wenn man viel zu tun hat«, stellte Michelle fest.
    »Oh, nach Neujahr wird es noch schlimmer«, erwiderte Rory finster. »Dann fangen erst die wirklichen Probleme an, nachdem man eine ganze Woche mit den angeheirateten Verwandten verbracht hat. Einige Testamente müssen umgeschrieben werden, während sich andere hereinschleichen und sich nach Eigentumsüberschreibungen erkundigen wollen. Für gewöhnlich sind es Leute wie ich, die selbst keine Familie haben, die sich mit den Familienzwistigkeiten anderer auseinandersetzen müssen. Aber genug von meinen festlichen Freuden …«
    Normalerweise hätte Michelle Verständnis gehabt für ein solches Empfinden, da sie es gewohnt war, allein im Laden zu stehen, während ihre Verkäuferinnen sich mit ihren Eltern trafen oder zu Geburtstagsfeiern gingen. Doch heute war sie ausgesprochen gefühlskalt und ungeduldig.
    »Habe ich es richtig verstanden, dass Sie Cyril Quentin geschäftlich vertreten?«, fragte sie. »Und sich um seine Buchhandlung auf der Hauptstraße kümmern?«
    »Das ist korrekt.«
    Rory legte ein paar Dokumente von einem unordentlichen Stapel auf einen anderen. Michelle hasste unordentliche Schreibtische.
    Rory bemerkte, wie Michelle eine abgestorbene Pflanze oben auf seinem Posteingang angewidert musterte. Demonstrativ packte er den Blumentopf und beförderte ihn, ohne hinzuschauen, in den Mülleimer hinter sich. »Haben Sie schon mit Mr. Quentin gesprochen?«, fuhr er fort.
    »Nein, mir fiel nur auf, dass der Laden plötzlich geschlossen war. Mir gehört das Geschäft direkt nebenan. Home Sweet Home , wir führen Dekoartikel und schöne Heimtextilien.«
    »Ah! Ja, natürlich. All der Nippes und Schnickschnack. Wie kann ich Ihnen helfen, Mrs. …?« Er trommelte auf die Unterlagen vor sich, als spiele er auf einem unsichtbaren Schlagzeug, und gab schließlich auf, als ihm ihr Name nicht von selbst einfallen wollte.
    Mit einem angespannten Lächeln beugte sich Michelle vor. Sie riss das absolut lesbare Post-it-Zettelchen mit ihrem Namen und ihren Infos von seinem altmodischen Telefon ab und klebte es auf ein schmales freies Fleckchen vor ihm auf die Schreibtischunterlage. »Miss Nightingale. Michelle Nightingale. Wie Florence Nightingale.«
    Unweigerlich nahm sie sich fest vor, niemals die Kanzlei Flint & Cook zu beauftragen, wenn diese per Stundensatz abrechneten. Zudem beschloss sie, das Treffen nun selbst in die Hand zu nehmen, da Rory dies offensichtlich nicht zu tun beabsichtigte. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich Mr. Quentin zur Ruhe gesetzt hat. Mir wäre viel daran gelegen, das Geschäftslokal zu pachten«, erklärte sie darum. »Oder es gleich zu kaufen, wenn er denn an einem Verkauf interessiert ist?«
    Als sie den Kauf erwähnte, schien in den Augen des Anwalts ein Funkeln zu erwachen, und er schob sich mit neuer Konzentration die Brille höher.
    Endlich, dachte Michelle entnervt.
    »Ihm gehört das Geschäft, das stimmt, aber ich

Weitere Kostenlose Bücher