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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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dieses Mal?«
    »Nein, es geht nicht um Geld. Obwohl Zuwendungen natürlich immer willkommen sind.« Mit seinen unfassbar langen schwarzen Wimpern schaute Owen zu ihr auf. »Ich bräuchte für ein paar Wochen eine Unterkunft.«
    Wie immer zuckte Michelle unweigerlich zusammen bei der Vorstellung, dass jemand in ihrem Haus wohnen und in ihre perfekt arrangierten Räumlichkeiten eindringen würde. Sie wusste selbst, wie absurd das war – immerhin liebte sie Owen –, doch sie konnte nicht aus ihrer Haut. Unsichtbare Spinnen schienen ihr durch den Magen zu krabbeln.
    »Was ist mit deinem Job in Dublin passiert?«
    »Der Vertrag ist abgelaufen. Ich habe ihre Website programmiert, und dann …« Er zuckte mit den Schultern. »Na ja, ich habe Mum erzählt, dass es dort für mich keine Arbeit mehr gab – aber um ehrlich zu sein, ist das Pflaster etwas gefährlich geworden.«
    »Lag es am Geld oder an den Frauen?«
    »Beides?« Schon wieder dieser flehentliche Blick seiner Augen, verbunden mit einem langen Wimpernaufschlag.
    »Du weißt, dass mich das ziemlich kalt lässt«, erwiderte Michelle. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Owen, du bist vierundzwanzig. In dem Alter finden Mädchen so ein Theater nicht mehr süß. Für mich sieht es eher so aus, als hättest du massive Bindungsprobleme.«
    »Ich weiß.« Owen stocherte in dem Omelette, das sie auf die Schnelle zusammengeschustert hatte. »Ich hasse es eben … mit ihnen Schluss zu machen. Was kann ich denn dafür, dass ich so ein hübscher Kerl bin? Ich muss dieses Kreuz tragen, so wie du zwanghaft alles putzen musst, was dir vor die Augen kommt. Was ist das hier eigentlich?«
    »Ein Omelette«, erwiderte Michelle. »Warum kannst du nicht einfach bei Mum bleiben? In London gibt es doch sicherlich mehr Arbeit für dich als hier, oder?«
    »Mum renoviert schon wieder. Außerdem hat sie gesagt, dass du mehr als genug Platz hast und ein wenig Gesellschaft gebrauchen könntest.«
    In Gedanken übersetzte Michelle schnell seine Antwort. Carole liebte Owen, nicht jedoch seine Angewohnheit, erst nachts um drei nach Hause zu kommen – und das ohne Geld fürs Taxi. Beim letzten Mal, als Owen sich bei Ben, seinem ältesten Bruder, einquartiert hatte, war dessen Au-pair ohne Vorwarnung von heute auf morgen nach Lettland zurückgereist, und Bens jüngster Sohn, Hugo, hatte nicht nur eine Menge heikler Fragen gestellt, sondern auch gleich zwei neue Flüche gelernt.
    »Auf dem Weg hierher habe ich einen Blick auf deine Website geworfen«, fuhr Owen fort. »Die ist Mist. Brauchst du vielleicht die Hilfe eines erfahrenen und preisgekrönten Webdesigners, um deine Internetverkäufe anzukurbeln?«
    »In Ordnung«, antwortete Michelle. Das war mal wieder typisch für Owen. Er hatte das Glück, dass »Neugestaltung der Website« ein Punkt auf ihrer neuen To-do-Jahresliste war. »Aber hier kannst du nicht bleiben. Die Wohnung über dem Laden steht derzeit leer – dort kannst du so lange bleiben, bis ich mir im Klaren darüber bin, ob ich sie wieder vermieten möchte oder nicht. Im größten Zimmer habe ich allerdings die Ware für die neue Saison gelagert. Trotzdem sollte genügend Platz für dich übrig sein.«
    »Ist das das Äquivalent zur Krippe im Stall mit Hirten und Eseln? Die Wohnung mit Lagerkisten?«
    »Die Wohnung ist weitaus besser als der Stall in Bethlehem«, widersprach ihm Michelle und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Sie verfügt immerhin über Seegrasteppiche und ein eigenes Badezimmer.« Mit einem warnenden Blick schob sie auch Owen eine Tasse hinüber. »Aber Owen, wenn es da oben irgendwelche unbefleckten Empfängnisse geben sollte, dann …«
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was du meinst!«, erklärte Owen, ohne eine Miene zu verziehen.
    Nachdem Michelle Owen in die Wohnung gefahren hatte, warf sie noch einmal einen Blick in Quentins Buchhandlung. Sobald sie wieder bei sich zu Hause war, nahm sie das Telefon zur Hand und führte einige Gespräche.
    Zwei Tage später saß sie in ihrem schicksten Hosenanzug in einem Büro der Kanzlei Flint & Cook und wartete darauf, mit dem Anwalt zu sprechen, der die Angelegenheiten für Cyril Quentin regelte.
    Dort saß sie und wartete. Michelle hasste es, warten zu müssen – insbesondere dann, wenn sie einen Schlussverkauf zu organisieren hatte, der massenhaft Schnäppchenjäger anzog.
    Verärgert betrachtete sie einen Stadtplan von Longhampton aus dem viktorianischen Zeitalter (viele Gerbereien, eine

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