Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
Vom Netzwerk:
Riesendämpfer. Wie sollte der Tagesablauf der Mädchen funktionieren, wenn sie während der Ladenöffnungszeiten nicht zu Hause war? Die Fahrten zur Schule, der Einkauf, Kochen, Waschen – es kam ihr vor, als würde sie ein Hotel leiten.
    Und Pongo. Auch ihm gegenüber trug sie Verantwortung. Er hatte sich daran gewöhnt, dass sie immerzu bei ihm war und zweimal täglich mit ihm in den Park ging, wo er seine Kumpel treffen konnte. Sie müssten wieder die Dienste von Juliet, der Tiersitterin, in Anspruch nehmen – wenn sie denn überhaupt noch freie Kapazitäten hatte.
    Sie stellte den Kaffeebecher ab und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Michelle, ich würde das unendlich gern tun, aber ich muss das erst mit Phil besprechen.«
    »Warum?« Michelle versuchte, es zu verbergen, doch Anna konnte deutlich merken, wie sehr sie diese Antwort irritierte. »Phil sollte sich wahnsinnig darüber freuen. Immerhin hast du das letzte Jahr damit verbracht, für ihn die Haushälterin zu spielen. Es wird Zeit, dass du deinen Verstand wieder benutzt, anstatt nur zu Hause zu ackern.«
    »Na ja, so einfach ist das alles nicht«, widersprach ihr Anna. »Wir haben einen geregelten Tagesablauf und tragen eine große Verantwortung. Ich kann nicht mehr ohne Weiteres mein eigenes Ding durchziehen. So ist das eben, wenn man verheiratet ist.«
    Zu spät merkte Anna, dass ihre Antwort nicht gerade taktvoll gewesen war.
    Michelle klappte ihr Notizbuch so schnell zu, dass das Cover laut zuschnappte, und warf ihr einen kühlen, messerscharfen Blick zu, den Anna manchmal als ziemlich verstörend empfand. Wenn Michelle sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie kein Mensch davon abbringen. Anna fragte sich – ganz, ganz leise, falls Michelle ihre Gedanken lesen konnte –, ob dies vielleicht mit der Trennung von Harvey zu tun hatte oder ob dieses Erlebnis zumindest zu diesem Verhalten beigetragen hatte.
    Selbst nach drei Jahren wusste sie nur sehr vage Details über Michelles gescheiterte Ehe. Michelle kannte Anna in- und auswendig, doch es gab Bereiche ihres eigenen Lebens, die sie fest verschlossen hielt.
    » Ist das so, wenn man verheiratet ist?«, fragte Michelle. »Das ist einer der Gründe, warum ich entschieden habe, nicht mehr verheiratet zu sein. Ich hatte keine Lust mehr, jemand anderem alles zur Genehmigung vorzulegen, nur um dann gesagt zu bekommen, dass ich es nicht tun darf.«
    Pongo, der sich wieder einmal von seinem Halsband befreit hatte, kam zu ihr gelaufen und drückte seinen Kopf an ihr Knie.
    »Geh weg, du haariger Köter!«, rief sie, streichelte währenddessen aber seine samtigen Ohren.
    Anna fühlte sich wie so oft hin- und hergerissen. Phil war vollkommen anders als Harvey, zumindest, soweit sie dies beurteilen konnte. Weder kontrollierte er sie, noch sah er verächtlich auf ihren Job herab. Doch ohne eine echte Diskussion war es für ihn irgendwie selbstverständlich gewesen, dass die Mädchen an erster Stelle standen. Dass er sie nicht miteinbezogen hatte, ärgerte Anna viel mehr als alles andere.
    »Ich werde mit ihm reden«, antwortete sie schließlich.
    Den ganzen Nachmittag lang dachte Anna an nichts anderes als an den Buchladen, während sie sich durch das ganze Haus arbeitete, saubere Wäsche in Schubladen verstaute, Bücher in Regale zurücksortierte, Magazine stapelte und die Flächen dazwischen staubsaugte.
    Jahrelang hatte sie von einem eigenen Buchladen geträumt und sich ausgemalt, wie das Sortiment aussehen würde, wie die schrulligen Aushilfen anerkennend nicken würden angesichts ihrer interessanten Buchauswahl und wie man sich über neue Autoren und interessante Neuerscheinungen austauschen würde. Sie konnte bereits die Kaffeemaschine im Hintergrund gurgeln hören und das Lob der Stammkunden, die immer wieder vorbeischauten – »Anna, Ihre Empfehlung hat mein Leben verändert!«. Und jetzt, da ihr Traum wahr werden könnte, befand sie sich in einer Lage, in der sie das Angebot womöglich nicht annehmen konnte. Denn zu Hause würde der neue Job unweigerlich ein Riesenchaos auslösen – und das, wo sich doch gerade erst alles ein klein wenig eingespielt hatte.
    Sie schob den Staubsauger unter Chloes Frisiertisch, und es stimmte sie traurig, was sie dort vorfand. Ihre zwölf Bücher, die sie Chloe geschenkt hatte, waren zu einem Stapel aufgetürmt, direkt neben dem Mülleimer. Anna straffte die Schultern und ging in die Hocke, um die Bücher aufzusammeln. So viel also zu »Anna, Ihre

Weitere Kostenlose Bücher