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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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verspürte, das darauf warten musste, bis seine Halbgeschwister endlich Platz machen würden.
    Der Flug aus New York hatte Verspätung, und Anna sah Phil dabei zu, wie er murrend auf und ab lief. Sie holte mehrmals tief Luft und versuchte, einen Schlussstrich unter die aufwühlende Diskussion zu ziehen, die sie eben im Auto geführt hatten. Sie redete sich ein, wie schön es sein würde, die Mädchen wiederzusehen. Beccas trockenen Anmerkungen zu Chloes melodramatischen Ausschmückungen zu lauschen und Lilys Geplapper zuzuhören, wie sie die Welt um sich herum erlebt hatte. In der Zwischenzeit hatte Anna es beinahe sogar schon vermisst, wie Chloe immer die Werbejingles mitsang, als hätten sich ein paar Talentsucher im Haus versteckt.
    Doch sie wusste nur allzu gut, dass die Mädchen sie keine Sekunde lang vermisst hatten und dies wahrscheinlich auch nicht einmal verbergen würden. Na ja, Becca vielleicht schon. Becca war sensibel genug, jene Momente mitzubekommen, wenn Annas Lächeln kurzzeitig erlosch.
    »Ich glaube, dort kommen sie!«, rief Phil und hüpfte auf dem Fußballen herum, um über die Menschenmenge hinwegschauen zu können.
    Ein paar Geschäftsreisende kamen durch das Gate geschlendert und zogen Handgepäckkoffer hinter sich her, während sie bereits einen Blick auf ihr Handy warfen und in der wartenden Menge nach ihren Fahrern suchten.
    Phil drängte sich näher nach vorn – was eigentlich sinnlos war, da trotz der vielen Menschen kein Gedränge herrschte. Eigentlich hatte Anna ihm noch sagen wollen, wie gut er heute in dem Pullover von Paul Smith aussah, den sie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte – doch dann merkte sie, dass er den Pullover ausgezogen hatte, als sie kurz zur Toilette gegangen war. Unter seinem Sakko kam so nun das Hemd zum Vorschein, das Becca und Chloe ihm geschenkt hatten.
    Auch Phil schaute zu ihr hinüber und lächelte. Anna lächelte zurück, kurz und angespannt, da sie nun miterleben musste, wie ihr Ehemann verschwand und der Vater der Mädchen wiederauftauchte. In ihrem Inneren fühlte sie sich unfassbar schäbig, dass ihr dies so missfiel.
    Das ist der Grund, warum ich mir ein Baby wünsche, dachte sie, während sie so die Faust ballte, dass ihr die Fingernägel in die Handfläche schnitten. Damit auch ich an diesem Gefühl teilhaben kann. Damit ich das Gefühl habe, gebraucht und vermisst und geliebt zu werden. Ist das so schwer zu verstehen? Schließlich war es nicht so, dass sie nur eine begrenzte Menge Liebe in der Familie zu verteilen hatte und ihr Baby den anderen etwas wegnehmen würde.
    Anna stand an einer Ecke, ein Stück hinter Phil, und entdeckte Chloe als Erste. Es war schwer, sie zu übersehen – es kam Anna vor, als sei ihre blonde Mähne noch blonder und fülliger als bei ihrer Abreise, und sie schien wie in einem eigenen Scheinwerferlicht zu wandeln. Sie trug eine Sonnenbrille und starrte zu Boden, doch als sie um die Ecke kam und von allen gesehen werden konnte, schob sie die Brille ins Haar hinauf. Ein anderer Ausdruck huschte über ihr Gesicht, als sie Phil in der Menge stehen sah.
    »Dad!«, schrie sie, legte einen filmreifen Lauf zum Geländer hin und streckte eine Hand nach ihrem Vater aus, während sie mit der anderen ihren Rollkoffer hinter sich herzog. Phil trat vor und schloss sie in seine Arme.
    »Hallo, Chloe-oey!«, rief er. »Wir haben dich so vermisst!«
    »Ich habe dich auch vermisst«, erwiderte Chloe mit erstickter Stimme in seinen Armen.
    Anna arbeitete sich entschlossen durch die in Bewegung geratene Menschenmenge durch und trat an Phils Seite, wo sie nun unbeholfen herumstand und auf den geeigneten Moment wartete, Chloe zur Begrüßung in die Arme zu schließen.
    Phils und Chloes Umarmung dauerte und dauerte jedoch. Anna wollte sich nicht dazwischendrängen und den beiden ihren Moment des Wiedersehens verderben, doch sie wollte genauso wenig danebenstehen und sich ausgeschlossen fühlen. Das war gar nicht so leicht.
    In der Zwischenzeit tauchte in der nächsten Passagiergruppe Beccas hochgewachsene Gestalt auf. Sie zog einen großen Koffer hinter sich her und hielt Lily an der anderen Hand. Lily sah unglaublich klein und erschöpft aus und rieb sich mit der Faust die Augen. Anna winkte ihnen zu und lenkte somit Phils Aufmerksamkeit auf die beiden. Schnell ergriff Anna die Gelegenheit, Chloe zu umarmen.
    »Hi Chloe!«, rief sie mit einem strahlenden Lächeln. »Willkommen zurück!«
    Chloe hatte sich zu ihren Schwestern umgedreht, sah

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