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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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abgestimmt auf die Vorlieben des Empfängers und persönlich überreicht für … einen Fünfer?«
    »Sieben Pfund. Es muss sich schon lohnen, dass Gillian sauer auf uns ist.«
    »Ich erstelle ein paar Flyer, die wir neben der Kasse auslegen können.« Anna machte sich eine Notiz in ihr Buch. »Das ist ein tolles Geschenk.«
    »Das ist es«, nickte Michelle und erlaubte sich ein Lächeln. Sie beugte sich vor und tätschelte Annas Arm. »Deine Idee war wirklich super.«
    »Na ja, eigentlich hast du …«, wollte Anna mit ihrer gewohnten Bescheidenheit antworten.
    »Nein«, unterbrach Michelle sie nachdrücklich. »Das war deine Idee. Dir gebührt die Anerkennung.«
    Anna war gleichermaßen erfreut und gerührt. »Danke«, erwiderte sie. »Ich freue mich aufrichtig, dass meine nutzlosen Geschenke doch noch ein Happy End gefunden haben.«
    »Wie wäre es jetzt mit einer Tasse Kaffee aus dieser Maschine, die deiner Meinung nach so lebensnotwendig ist?«
    Anna schenkte ihnen zwei Tassen aus der Kanne ein, reichte eine davon Michelle und lächelte. Ihr sanftes Gesicht strahlte vor Begeisterung. Plötzlich sah sie viel jünger aus, fand Michelle, und merkte, dass sie Anna schon seit Monaten nicht mehr so entspannt gesehen hatte. Genau genommen schon nicht mehr, seit die Mädchen bei den McQueens eingezogen waren.
    Zehn Minuten später, nachdem Michelle gegangen war, hatte Anna das Buchbouquet schon an eine Frau verkauft, die ein Geschenk für eine Freundin suchte, die für die letzten zwei Wochen ihrer Schwangerschaft strenge Bettruhe verordnet bekommen hatte.
    »Lauren darf nichts anderes tun, als Bücher zu lesen und zur Toilette zu gehen«, erklärte die Frau und stürzte sich mit einem Begeisterungsschrei auf das Buchbouquet, das im Schaufenster neben der Tür ausgestellt war. »Sie hat Magazine und Zeitschriften satt, aber auf etwas Ernsthaftes kann sie sich augenblicklich nicht konzentrieren. Das Buchbouquet wäre absolut perfekt … Oh mein Gott – Anne auf Green Gables ! Haben Sie noch mehr davon?«
    »Ja«, nickte Anna und verkaufte der Frau so auch noch einen weiteren Band aus der Reihe sowie eine Ausgabe von What Katy Did .
    »Als Kind habe ich mir immer so sehr gewünscht, Clover zu sein«, seufzte die Kundin und blätterte durch das Buch, während Anna die Kreditkarte durch die Kasse zog. »Sie etwa nicht? Ich habe die Stelle geliebt, an der sie zum ersten Mal einen langen Rock tragen und sich die Haare hochstecken durfte. Darum habe ich mir als Kind immer Handtücher umgebunden, die ich mit Sicherheitsnadeln befestigt habe, und bin dann in den Stiefeln meines Bruders durchs Haus gesaust, um jeden mit ›Ma’am‹ anzureden.«
    Anna nickte. »Mit Ausnahme der Schaukelgeschichte. Das hat mir die Lust am Schaukeln verdorben, obwohl mein Vater gerade erst eine Schaukel bei uns im Garten aufgebaut hatte. Mehrere Jahre lang konnte ich mich ihr nicht einmal nähern.«
    »Ging mir genauso!« Die Kundin riss die Augen auf. »Wenn ich an diese schreckliche Situation denke, als sich der Dübel des Schaukelgerüsts mit einem furchtbaren Krachen gelöst hat und …« Anna und die Kundin sahen einander entsetzt an.
    Das war das Schöne an Kinderbüchern, dachte Anna, nachdem die Frau gegangen war und versprochen hatte wiederzukommen, wenn sie mehr Zeit hätte, um die Bücherregale »zu durchstöbern«. Mit ihnen war es anders als mit Erwachsenenbüchern, bei denen die Leute meist nur vorgaben, alle Titel der Booker Shortlist gelesen zu haben, es aber nie wirklich getan hatten. Dagegen hatten alle dieselben Romane von Roald Dahl und Enid Blyton verschlungen, und darüber zu reden, verlieh einem das Gefühl, etwas miteinander zu teilen. Als gehöre man zu einem »Geheimbund«, der aber alles andere als geheim war, weil fast alle, die man kannte, dieselben Romane gelesen und dieselben Helden geliebt hatten. Und jeder hatte dabei insgeheim Bruchstücke seines eigenen Charakters, seine Gefühle und Ängste, in die Gesichter und Stimmen der Figuren gewoben.
    Anna dachte über all das nach, was Michelle über Ballettschuhe und Lily gesagt hatte, und fand, dass sie durchaus recht hatte. Warum sollte sie noch länger auf andere Leute warten? Das sollte ihr diesjähriges Motto sein. Noch heute Abend würde sie mit dem Vorlesen anfangen.
    Inspiriert von dem Verkauf und den zwei Kunden, die hereingeschneit waren, um sich den neuen Look des Ladens anzuschauen, und dann mit einem gebrauchten Thriller beziehungsweise einer Gesamtausgabe

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