Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Auge und schreib eine Rezension. Hier, dein Kaffee.«
Lächelnd nahm Becca den Becher entgegen und machte sich auf den Weg in den hinteren Teil des Ladens. Dabei wippte ihr langer geflochtener Zopf in ihrem Rücken, und sie schien sich überhaupt nicht bewusst zu sein, wie anmutig sie aussah. Dann blieb sie jedoch stehen, drehte sich um und lief zu Anna zurück. Sie stellte ihre Tasse ab und umarmte Anna kurz.
»Danke, Anna«, sagte sie. »Vielen Dank für den Job und dafür, dass du Dad davon überzeugt hast. Das weiß ich wirklich zu schätzen.«
»Gern geschehen«, erwiderte Anna. Es fühlte sich toll an, den Mädchen etwas Gutes zu tun. »Wirklich.«
Später am Abend, nachdem alle im Badezimmer gewesen waren und sich die Zähne geputzt hatten, schnappte sich Anna ihre Ausgabe von Hundertundein Dalmatiner und ließ zu, dass Pongo ihr in Lilys Zimmer folgte.
Dieser war total verblüfft, dass er ohne Streit nach oben durfte, und beschnupperte interessiert Lilys Zimmer, wobei er jedes einzelne Spielzeug genau unter die Lupe nahm. Annas Laune sank – wenn Lily beschloss, ihm jedes Kuscheltier vorzustellen, dann säßen sie morgen früh noch hier. Doch Lily klopfte nur auf den Platz neben sich im Bett.
»Komm und hör zu, Pongo«, rief sie, als der Hund sich im Kreis drehte, um es sich so gemütlich wie möglich zu machen, während er immer wieder nervös und ungläubig zu Anna hinübersah. »Anna wird dir eine Geschichte über Hunde vorlesen.«
Sie schaute Anna an und forderte sie mit ihrem Blick auf, sich an der Hundeunterhaltung zu beteiligen.
»Ähm, ja, Pongo, setz dich«, antwortete Anna. »Lässt du mir auch noch ein wenig Platz? Danke. Am besten lasst ihr die Bilder in eurem Kopf entstehen, indem ihr beide jetzt die Augen schließt und zuhört.«
»Okay«, erwiderte Lily. Sie kuschelte sich unter ihre rosafarbene Prinzessinnendecke und kniff die Augen zu. Zwar war Anna sich nicht sicher, wie lange dieser Zustand anhalten würde, aber sie fing dennoch an vorzulesen. Pongo ließ den Kopf auf seine Pfoten sinken und ging in Habachtstellung.
In Annas liebevollen Tagträumen, in denen sie ihren eigenen Kindern vorlas, hatten diese allerdings längst nicht so viele Zwischenfragen gestellt wie Lily (»Warum ist er mit Missis verheiratet und nicht mit Perdita?«, »Warum hat Mrs. Dearly keine Arbeit?«, »Wo ist der Regent’s Park? Ist der größer als unser Park hier? Leben dort Enten?« und so weiter und so fort), sodass es eine ganze Weile dauerte, bis sie richtig loslegen konnte.
Nach einer Weile jedoch hatte Lily aufgehört, so herumzuzappeln, und sich von Annas sanfter Stimme in den Bann der Geschichte ziehen lassen. Auch Anna ging ganz in der Geschichte auf und stellte sich vor, wie sie in dem perfekten Haushalt der Dearlys lebte, zusammen mit Nanny Cook und Nanny Butler und ihren zwei intelligenten Dalmatinern, die sie von ganzem Herzen liebten.
Anna war froh, dass Lilys Augen geschlossen waren, als sie die Passage erreichte, in der Missis Welpen auf die Welt kamen und man die arme, halbverhungerte Perdita auf der Straße fand und sie aufnahm, damit sie bei der Fütterung der Welpen half. Selbst als Erwachsene noch konnte Anna diesen Abschnitt nie lesen, ohne dass ihr dabei die Tränen kamen. Sie wusste nicht, ob Lily noch wach war oder schon schlief, deswegen las sie einfach weiter, wie Perdita zögerlich, aber so liebevoll auf zwei von Missis’ Welpen aufpasste, als seien es ihre eigenen. Doch dann versagte Anna die Stimme, weil sie zu aufgewühlt war, um weiterzulesen.
»Weinst du?«, erklang plötzlich eine leise, schläfrige Stimme.
»Nein«, erwiderte Anna. Eine dicke Träne tropfte ihr von der Nasenspitze herunter.
»Tust du wohl. Warum weinst du denn? Ist das denn nicht schön für Perdita, dass sie jetzt ein paar Welpen hat, um die sie sich kümmern kann?«
»Doch«, antwortete Anna schnell. »Das ist es.«
»Wie du. Du hast uns und musst dich um uns kümmern.« Lily schien sich über diese Schlussfolgerung zu freuen. Dann gähnte sie, und ihr Mund sah ganz rosa und groß aus wie der eines Welpen.
»Ich denke, das reicht für heute Abend«, stellte Anna fest. »Gute Nacht, Lily. Bis morgen früh!«
»Kann Pongo hierbleiben?«
»In seinem Körbchen fühlt er sich bestimmt wohler«, erklärte Anna entschlossen und deutete auf den Boden, als Pongo ein Auge öffnete. Er sprang vom Bett herunter und tapste quer durchs Zimmer zur Tür.
Lily schlief tief und fest.
Anna zog die Tür
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