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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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bis auf einen kleinen Spalt zu und wäre beinahe zusammengezuckt, als sie Chloe auf dem Treppenabsatz hinter sich entdeckte, wie diese in ihren Ugg-Boots und einem alten Bademantel von Phil aus dem Bad geschlurft kam. Beides passte nicht zu ihrem vollen Make-up.
    Offensichtlich hatte sie den Abend damit verbracht, ihre Schminktechnik für den »Smoky-Eyes-Look« zu perfektionieren, anstatt ihren Geschichtsaufsatz zu Ende zu schreiben. Doch Anna beschloss, darauf jetzt nicht einzugehen. Für heute hatte sie bei zwei McQueen-Kindern einen Fortschritt erzielt. Das war ein Rekord, den sie sich jetzt nicht verderben wollte.
    »Anna«, stöhnte Chloe. »Ich habe Kopfschmerzen, und im Bad gibt es kein Nurofen mehr.« Sie hielt sich die Stirn. »Ich muss heute Abend noch so viel für die Schule tun. Ich habe nicht einmal mit den Hausaufgaben angefangen.«
    »Hast du es schon mit einem Glas Wasser versucht? Und dich bei Facebook ausgeloggt?«
    Chloe schnaubte verächtlich. »Ich brauche richtige Kopfschmerztabletten.«
    »Na schön. Ich glaube, ich habe in meinem Badezimmer noch welche«, erklärte Anna. »Ich geh schnell und hol sie dir. Warte hier solange.«
    Chloe drehte so weit ihren McQueen’schen Charme auf, dass sie ein süßliches »Dankeschön« unter dem kohlschwarzen Kajal hervorbringen konnte, bevor sie dann wieder genervt stöhnte.
    In ihrem Schlafzimmer ignorierte Anna die Wäschestapel, die Phil wieder neben den – nicht im – Wäschekorb abgeladen hatte, und öffnete den Schrank in ihrem Badezimmer. Sie griff nach den Kopfschmerztabletten, doch ihr Blick fiel auf den Platz, wo sie normalerweise ihre Pille aufbewahrte. Die Praxis hatte ihr schon ein Erinnerungsschreiben geschickt und darum gebeten, für einen Vorsorgetermin vorbeizukommen. Doch aufgrund der Entscheidung, die sie getroffen hatte, hatte sie beschlossen, das Schreiben zu ignorieren.
    Als sie aber nun das leere Fach im Medikamentenschrank sah, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Eine Stimme in ihrem Hinterkopf argumentierte, dass sie diese Entscheidung vorher noch einmal mit Phil hätte diskutieren müssen, doch eine lautere Stimme, die aus einem unbewussteren Bereich zu stammen schien, beharrte darauf, dass sie das faktisch bereits getan hatte. Sie hatten das Thema schon einmal ausführlich diskutiert und waren zu einer Entscheidung gekommen, der sie beide zugestimmt hatten. Zwar hatte Phil nach Weihnachten im Auto ein wenig gegrummelt, allerdings nicht kategorisch Nein gesagt. Er kannte also ihre Pläne.
    Wenn Phil keine Kinder mehr haben wollte, dann sollte er sich doch selbst um die Verhütung kümmern! Außerdem erledigten seine bereits existierenden Kinder und ihre tagtäglichen Termine und Veranstaltungen diese Aufgabe beinahe von allein.
    Anna schloss die Tür des Medizinschranks und starrte auf ihr Spiegelbild. Ihre Augen, die immer noch ganz mit Wimperntusche verschmiert waren, leuchteten mit einer Entschlossenheit, die sie anders aussehen ließ.
    Sie blinzelte, und schon wechselte ihre Miene zu einem Ausdruck, der ihr vertraut war – Müdigkeit.
    »Anna«, jammerte Chloe aus ihrem eigenen Zimmer heraus laut genug, um Lily damit aufzuwecken. »Mein Kopf! Beeil dich!«
    Wenn sie endlich ihr eigenes Baby haben würde, wäre sie wenigstens schon einmal an das ständige Gejammer gewöhnt.

10

    » Danny oder die Fasanenjagd von Roald Dahl ist eine derart herzergreifende Geschichte von einem Vater und seinem Sohn, dass man sogar geneigt ist, ihnen die illegale Wilderei zu verzeihen.«
    Rory Stirling
    R ory Stirling kam während der Mittagspause oft auf einen kurzen Sprung im Buchladen vorbei. Doch obwohl er sich gern mit Anna über Bücher und Lateinkenntnisse unterhielt, erwähnte er bei diesen Gesprächen niemals eine Familie, eine Freundin oder jenen mysteriösen Buggy, dessen Zusammenfalten ihm so viel Mühe bereitet hatte. Was Rory anging, so ließ Anna gern ihrer Fantasie freien Lauf. Ihrer Meinung nach stünde dem Anwalt eine grüblerische Miene ausgezeichnet – keine Frage, bei den Wangenknochen und den Haarsträhnen, die ihm immer wieder ins Gesicht fielen. Wenn sie im Laden war und er sich oben in seiner Wohnung aufhielt, spitzte sie stets die Ohren, um irgendwelche Babygeräusche zu vernehmen. Doch von oben war so gut wie nie etwas zu hören, wenn man von einigen gelegentlichen lautstarken Kommentaren während eines Cricketspiels einmal absah.
    Kelsey jedoch hatte Rory mit einem Kleinkind gesehen, als sie einmal für Anna in

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