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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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Vater auch schon gemacht."
    „Aber nicht, wenn es so heftig regnet, und schon gar nicht bei Gewitter. Die Sichtweite ist bei einem solchen Regenguss gleich Null, und ein Boot auf dem Wasser zieht den Blitz an."
    Er biss die Zähne aufeinander, wie Clio an seinen angespannten Kiefermuskeln sehen konnte, aber er sagte nur leise: „Ich verstehe."
    Ihr lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Dachte Jalal etwa daran, wie leicht es jetzt wäre, mit ihr zu schlafen? Sie jedenfalls musste daran denken. Draußen tobte ein Gewitter. Jalal und sie saßen hier fest. Jede andere Realität schien jetzt be deutungslos zu sein.
    Clio schluckte, griff nach dem Wasserkessel und füllte die Tassen. Das Aroma des Kaffees breitete sich aus, drang verführerisch an ihre Sinne, weckte Empfindungen. Sie trug das Tablett ins Wohnzimmer hinüber, und nachdem er seine schmutzigen Schuhe ausgezogen hatte, folgte Jalal ihr.
    Donner und Blitz wechselten sich jetzt fast pausenlos ab, und die Fensterfront vom Wohnzimmer bot einen herrlichen Ausblick auf dieses Naturschauspiel.
    Jalal setzte sich in einen der Sessel und nahm sich eine Tasse Kaffee vom Tablett, das Clio auf den Sofatisch gestellt hatte. „Regnet es hier immer so stark? Kommen die Feriengäste deshalb hierher?"
    Clio lächelte. „Sie wollen lieber Sonne. Aber dieses Jahr war das Wetter eher feucht. Ein Gewitter wie das hier kommt nur alle paar Jahre vor." Wie schön es jetzt wäre, ein knisterndes Feuer im Kamin zu machen, dachte sie und geriet ins Träumen. Sie stellte sich vor, mit jemandem auf dem Sofa zu sitzen, den sie liebte. Das Haus war für Verliebte wirklich bestens geeignet.
    In dem angespannten Schweigen, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte, nippte Clio an ihrem Kaffee und schaute in den Regen, der in Strömen zwischen den Bäumen herunterkam.
    „Du meine Güte, die Katze!" rief sie plötzlich, sprang auf und lief zur Terrassentür.
    Draußen, direkt neben der Brücke, die hinter dem Haus über den Fluss führte, saß eine triefend nasse schwarzweiße Katze, deren klägliches Miauen im Sturm unterging.
    „Wousky!" rief Clio das Tier beim Namen, obwohl die Katze sie gar nicht hören konnte. „Wousky!"
    Sie riss die Tür auf.
    „Willst du etwa ...", begann Jalal, doch Clio war bereits in dem sintflutartigen Regen hinausgerannt.
    Lieber Himmel, es war schlimmer, als es aussah. Sie hätte sich gleic h unter die Niagarafälle stellen können! In einer Sekunde war sie bis auf die Haut durchnässt und ihre Schuhe hatten sich mit Wasser gefüllt. Sie hob die Hände, um die Augen abzuschir men, und starrte auf die Stelle, wo sie eben noch die Katze gesehen hatte.
    Das Tier hatte die Brücke überquert und saß nun unter einer Blattpflanze. Clio schimpfte vor sich hin, stapfte über die Grasbewachsene Lichtung zu der malerischen kleinen Brücke und rief: „Wousky!
    Wousky! Na, komm her, komm zu mir."
    Die Katze saß abwartend da. Aber als Clio näher kam, sprang sie auf und schoss davon.
    „Sie reagiert auf ihren Namen", hatten die Williams versichert. Verflucht, keine Katze gehorchte, wenn man sie rief. Warum nur behaupteten die Besitzer das immer?
    Clio rutschte auf dem schlü pfrigen Boden aus und landete der Länge nach im Matsch. „Ach, verdammte Wousky!" fluchte sie und raffte sich auf.
    In dem Moment tauchte Jalal bei ihr auf.
    Blitze erhellten die Umgebung, und ein paar Meter weiter war auch die Katze. Wieder miaute sie kläglich. Direkt über ihr donnerte und krachte es, als sei das alles nur eine Theaterinszenie rung.
    „Wousky!" Clio versuchte es noch einmal und lief ein paar Schritte auf das Tier zu. Die Katze wartete, als wollte sie sich einfangen lassen, doch als Clio dicht vor ihr war, zischte sie davon.
    „Was machst du denn? Die Katze wird sich nicht fangen lassen!" schrie Jalal.
    „Doch!" widersprach Clio und schob sich das nasse Haar aus der Stirn. „Sie will uns etwas zeigen, uns irgendwo hinführen. Also gut, Wousky, was ist?"
    Es war keine Seltenheit, dass ein Tier Menschen zu anderen Menschen oder Tieren in Not führte.
    Clios Herz klopfte heftig. Wousky führte sie in den Wald, schaute sich aber immer wieder nach ihnen um, ob sie ihr folgten. In dem dichten Wald wurde der Regen zumindest etwas abgehalten, aber die nassen Blätter schlugen ihnen gnadenlos ins Gesicht, und Clio begann zu frieren.
    „Werden wir den Weg zurückfinden?" wollte Jalal wissen.
    Clio wandte sich um. Zwischen den Bäumen schimmerte das schwache Licht vom

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