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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einfach weiter«, flüsterte Miles. »Lächle einfach weiter …«
    Die Schritte der Wachen verhallten. »Wohin jetzt?«, fragte Elena. Oser strauchelte. »Das halten wir nicht durch.«
    »Die Kabine des Admirals, warum nicht?«, entschied Miles. Sein Grinsen war fest und übermütig. Elenas inspirierter meuterischer Eingriff hatte ihm die beste Chance des Tages gegeben. Jetzt war er in Fahrt. Er würde nicht aufhören, bis er körperlich zu Fall gebracht würde. In seinem Kopf drehte sich alles vor unaussprechlicher Erleichterung darüber, dass er endlich das veränderliche, sich schlängelnde, zwitschernde könnte-sein-könnte-sein-könnte-sein zu einem unveränderlichen ist festgenagelt hatte. Jetzt ist der Augenblick gekommen. Es geht los!
    Vielleicht. Falls.
    Sie kamen an ein paar oserischen Technikern vorbei.
    Oser nickte ihnen irgendwie zu. Miles hoffte, sie würden es als eine beiläufige Erwiderung auf ihr Salutieren ansehen. Jedenfalls drehte sich niemand um und rief: »He da!«
    Zwei Ebenen und ein weiterer Schwenk brachten sie in die vertrauten Korridore des Offiziersbereichs. Sie kamen an der Kabine des Kapitäns vorbei (Gott, Miles würde sich auch mit Auson auseinandersetzen müssen, und das bald), Osers Handfläche, die von Elena gegen das Schloss gedrückt wurde, öffnete ihnen den Zugang zu dem Quartier, das Oser zu seinem Flaggbüro gemacht hatte. Als die Türen sich hinter ihnen gleitend schlossen, wurde Miles bewusst, dass er seinen Atem angehalten hatte.
    »Jetzt stecken wir drin«, sagte Elena und sackte einen Augenblick lang mit ihrem Rücken gegen die Tür. »Wirst du uns wieder im Stich lassen?«
    »Diesmal nicht«, antwortete Miles grimmig. »Du hast vielleicht bemerkt, dass ich ein Thema nicht zur Sprache gebracht habe, drunten in der Krankenstation.«
    »Gregor.«
    »Genau. Cavilo hält ihn zu diesem Zeitpunkt als Geisel an Bord ihres Flaggschiffes.«
    Elena beugte verzweifelt den Hals. »Hat sie denn vor, ihn den Cetagandanern gegen einen Bonus zu verkaufen?«
    »Nein. Schlimmer. Sie hat vor, ihn zu heiraten.«
    Elena verzog überrascht die Lippen. »Was? Miles, es ist doch nicht möglich, dass sie auf einen solch unmöglichen Gedanken gekommen ist, wenn nicht …«
    »Wenn nicht Gregor ihn ihr eingegeben hat. Was er meiner Meinung nach getan hat. Hat ihn auch gewässert und gedüngt. Was ich nicht weiß, ist, ob es ihm ernst damit war oder ob er auf Zeit spielt. Sie hat sehr darauf geachtet, uns getrennt zu halten. Du kanntest Gregor fast so gut wie ich selbst. Was glaubst du?«
    »Es ist schwer, sich vorzustellen, dass Gregor so verknallt ist, dass er darüber den Verstand verloren hat. Er war immer … ziemlich ruhig. Fast, nun ja, sexuell unterentwickelt. Verglichen mit Ivan zum Beispiel.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das ein fairer Vergleich ist.«
    »Nein, du hast recht. Nun gut, dann verglichen mit dir.«
    Miles fragte sich, wie er das wohl auffassen sollte.
    »Gregor hatte nie viele Gelegenheiten, als wir jünger waren. Ich meine, kein Privatleben. Immer den Sicherheitsdienst im Nacken. Das … kann einen Mann hemmen, wenn er nicht gerade ein Exhibitionist ist.«
    Ihre Hand bewegte sich, als wollte sie Gregors glatte, grifflose Oberfläche abmessen. »Das war er nicht.«
    »Sicher muss Cavilo achtgeben, dass sie nur ihre attraktivste Seite zeigt.«
    Elena fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Lippen. »Ist sie hübsch?«
    »Ja, wenn man zufällig machtgierige, mörderische blonde Irre mag, dann könnt sie ganz überwältigend sein, nehme ich an.«
    Er ballte die Faust: die Erinnerung daran, wie sich Cavilos pelziges Haar angefühlt hatte, war wie ein Jucken auf seiner Handfläche. Er rieb sie an seiner Hosennaht.
    Elenas Gesicht hellte sich etwas auf. »Aha, du magst sie nicht.«
    Miles blickte zu ihr auf. »Sie ist für meinen Geschmack zu klein.«
    Elena grinste. »Das glaube ich dir.«
    Sie führte den schlurfenden Oser zu einem Stuhl und setzte ihn hin. »Wir müssen ihn bald festbinden oder so.«
    Der Kommunikator summte. Miles ging zu Osers Tischkonsole, um zu antworten. »Ja?«, sagte er mit seiner ruhigsten, gelangweiltesten Stimme.
    »Hier Korporal Meddis, Sir. Wir haben den vervanischen Agenten in Zelle Neun gesteckt.«
    »Danke, Korporal. Ach …« Es war einen Versuch wert: »Wir haben noch etwas Schnell-Penta übrig. Würden Sie beide bitte Kapitän Tung hier heraufbringen zu einer Vernehmung?«
    Außer Reichweite der Vidkamera hob Elena hoffnungsvoll

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