Der Prinz und der Soeldner
verzog das Gesicht bei den Assoziationen dieses letzten Wortes.
Das Gespräch kreiste um die neuesten Ereignisse in der Hegen-Nabe. Gregors Gesicht hellte sich auf, als er erfuhr, dass auch Miles niemals einen tatsächlichen Kampfbefehl im Taktikraum der Triumph ausgegeben hatte, außer dass er die innere Sicherheitskrise behandelt hatte, wie von Tung beauftragt.
»Die meisten Offiziere haben ihre Aufgaben erledigt, wenn die Aktion beginnt, weil der Kampf zu schnell vor sich geht, als dass die Offiziere ihn noch beeinflussen könnten«, versicherte ihm Miles. »Wenn du einmal einen guten Taktikcomputer aufgestellt hast – und wenn du Glück hast, einen Mann mit einer magischen Nase –, dann ist es besser, deine Hände in den Hosentaschen zu lassen. Ich hatte Tung, du hattest … hm.«
»Und hübsche tiefe Taschen«, sagte Gregor. »Ich denke noch immer darüber nach. Es erschien mir fast unwirklich, bis ich danach die Krankenstation besichtigte. Und erkannte, dieser oder jener Lichtpunkt bedeutete den Verlust des Armes dieses Mannes, die Lunge jenes Mannes erstarrt …«
»Du musst bei diesen kleinen Lichtern aufpassen. Sie erzählen so beruhigende Lügen«, stimmte Miles zu. »Wenn du sie lässt.«
Er spülte einen weiteren klebrigen Happen mit Kaffee hinunter, machte eine Pause und bemerkte dann: »Du hast Illyan nicht die Wahrheit gesagt über deinen kleinen Sturz von dem Balkon, nicht wahr.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
»Ich erzählte ihm, ich sei betrunken gewesen und dann hinabgeklettert.« Gregor betrachtete die Blumen. »Woher wusstest du das?«
»Er spricht über dich nicht mit geheimem Schrecken in den Augen.«
»Ich habe ihn gerade dazu gebracht … mir ein bisschen Raum zu geben. Ich möchte es jetzt nicht vermasseln. Du hast es ihm auch nicht erzählt – dafür danke ich dir.«
»Keine Ursache.« Miles trank noch mehr Kaffee. »Tu mir deinerseits einen Gefallen. Sprich mit jemandem.«
»Mit wem? Nicht mit Illyan. Nicht mit deinem Vater.«
»Wie wäre es mit meiner Mutter?«
»Hm.« Gregor biss zum ersten Mal in seine Torte, in die er mit seiner Gabel Furchen gezogen hatte.
»Sie könnte die einzige Person auf Barrayar sein, die automatisch Gregor den Mann vor Gregor den Kaiser setzt. Alle unsere Ränge sehen für sie wie optische Täuschungen aus, glaube ich. Und du weißt, sie kann ihre Meinung für sich behalten.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Ich möchte nicht der einzige sein, der … der einzige. Ich weiß, wann ich den Boden unter den Füßen verliere.«
»Das weißt du?« Gregor hob seine Augenbrauen, einer seiner Mundwinkel zog sich nach oben.
»O ja. Ich lass es mir nur normalerweise nicht anmerken.«
»Also gut. Ich werde mit ihr reden«, sagte Gregor.
Miles wartete.
»Ich gebe dir mein Wort«, fügte Gregor hinzu.
Miles entspannte sich, grenzenlos erleichtert. »Danke.« Er fasste ein drittes Tortenstück ins Auge. Die Portionen waren irgendwie klein. »Fühlst du dich jetzt besser?«
»Viel besser, danke.« Gregor begann wieder, Furchen in seine Sahne zu pflügen.
»Wirklich?«
Jetzt wurde eine Kreuzschraffierung daraus. »Ich weiß es nicht. Anders als der arme Trottel, den sie herumführten und der mich spielte, während ich weg war, habe ich mich für das alles eigentlich nicht freiwillig gemeldet.«
»In diesem Sinne sind alle Vor Dienstpflichtige.«
»Jeder andere Vor könnte weglaufen und würde nicht vermisst.«
»Würdest du mich nicht ein bisschen vermissen?«, sagte Miles wehmütig.
Gregor kicherte.
Miles blickte im Garten umher. »Der Posten hier scheint nicht sonderlich hart zu sein, verglichen mit der Insel Kyril.«
»Versuch es allein im Bett um Mitternacht, wenn du dich fragst, wann deine Gene anfangen werden, Monster in deinem Geist zu erzeugen. Wie bei Großonkel Yuri dem Wahnsinnigen. Oder Prinz Serg.« Er warf Miles heimlich einen scharfen Blick zu.
»Ich … weiß über Prinz Sergs … hm … Probleme«, sagte Miles vorsichtig.
»Jedermann scheint davon gewusst zu haben. Außer mir.«
Also war das der Auslöser des ersten echten Selbstmordversuchs des depressiven Gregor gewesen. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, klick! Miles versuchte, nicht triumphierend zu wirken, nachdem er plötzlich diese Einsicht gewonnen hatte.
»Wann hast du das herausgefunden?«
»Während der Konferenz auf Komarr. Ich war schon vorher auf Hinweise gestoßen … hatte sie feindlicher Propaganda zugeschrieben.«
Der Tanz auf dem
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