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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sonst?«
    »Er schaute nicht erfreut aus, als ich ihm meinen Einsatzbericht ablieferte. Er schaute mürrisch drein. Sagte nicht viel.« Miles blickte mit einem plötzlichen Verdacht schnell auf Gregor. »Du weißt etwas, nicht wahr? Raus mit der Sprache!«
    »Ich darf mich nicht in die Befehlskette einmischen«, sagte Gregor salbungsvoll. »Vielleicht steigst du in ihr auf. Ich habe gehört, dass das Kommando auf Kyril offen ist.«
    Miles lief ein Schauder über den Rücken.
     
    Der Frühling war in Vorbarr Sultana so schön wie der Herbst, befand Miles. Er hielt einen Augenblick inne, bevor er zum Haupteingang des großen massiven Gebäudes des Hauptquartiers des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes einbog. Der Erdahorn stand immer noch da, unten an der Straße, um die Ecke. Die Nachmittagssonne schien von hinten auf seine jungen Blätter und ließ sie zartgrün leuchten. Die einheimische Vegetation von Barrayar brachte meist nur langweilige Rot- und Brauntöne hervor. Würde er je die Erde besuchen? Vielleicht.
    Miles legte den Wachen an der Tür passende Ausweise vor. Ihre Gesichter waren vertraut, sie gehörten zu derselben Mannschaft, die zu beaufsichtigen er während jener endlosen Periode im letzten Winter geholfen hatte – vor nur ein paar Monaten? Es schien länger her zu sein.
    Er konnte immer noch ihre Gehaltssummen aufsagen. Sie tauschten Höflichkeiten miteinander aus, aber da sie gute Sicherheitsleute waren, stellten sie nicht die Frage, die in ihren Augen leuchtete: Wo sind Sie gewesen, Sir? Miles wurde für den Weg zu Illyans Büro keine Sicherheitsbegleitung zugeteilt, ein gutes Zeichen.
    Jetzt kannte er den Weg.
    Er folgte den vertrauten Wendungen in das Labyrinth, hinauf durch die Liftrohre. Der Hauptmann in Illyans äußerem Büro winkte ihn einfach durch und blickte dabei kaum von seiner Komkonsole auf. Das innere Büro war unverändert, Illyans übergroßes Komkonsolenpult war unverändert, Illyan selbst sah … eher müder aus, bleicher. Er sollte eigentlich hinausgehen und etwas von dieser Frühlingssonne aufschnappen, oder? Wenigstens war sein Haar nicht ganz weiß geworden, es war immer noch in etwa dieselbe Mischung von Braun und Grau. Sein Geschmack in Kleidungsfragen war immer noch so fad, dass es fast wie Tarnung aussah.
    Illyan deutete auf einen Stuhl – ein weiteres gutes Zeichen, Miles setzte sich sofort hin –, beendete das, was auch immer ihn beschäftigt hatte, und blickte schließlich auf. Er beugte sich nach vorn, stützte seine Ellbogen auf die Komkonsole, verschränkte seine Finger und betrachtete Miles mit einer Art klinischer Missbilligung, als wäre er ein Datenpunkt, der eine Kurve durcheinanderbrachte, und als müsste Illyan entscheiden, ob er seine Theorie noch retten konnte, indem er Miles als Fehler beim Experiment einstufte.
    »Fähnrich Vorkosigan«, seufzte Illyan, »es scheint, Sie haben immer noch ein kleines Problem mit der Unterordnung.«
    »Ich weiß, Sir. Ich bedaure.«
    »Haben Sie je vor, etwas in dieser Richtung zu tun, außer zu bedauern?«
    »Ich kann nichts machen, Sir, wenn mir Leute die falschen Befehle geben.«
    »Wenn Sie nicht meine Befehle befolgen können, dann möchte ich Sie nicht in meiner Abteilung haben.«
    »Nun ja … ich dachte, ich hätte die Befehle befolgt. Sie wollten eine militärische Einschätzung der Hegen-Nabe. Ich habe sie erstellt. Sie wollten wissen, woher die Destabilisierung kam. Ich habe es herausgefunden. Sie wollten die Dendarii Söldner aus der Nabe heraushaben. Die werden sie in etwa drei Wochen verlassen, wie ich höre. Sie fragten nach Ergebnissen. Sie haben sie bekommen.«
    »Jede Menge«, murmelte Illyan.
    »Ich gebe zu, ich hatte keinen direkten Befehl, Gregor zu retten, ich nahm einfach an, dass Sie das wollten, Sir.«
    Illyan forschte in Miles’ Gesicht nach Ironie, und er presste die Lippen zusammen, als er sie anscheinend fand. Miles versuchte, sein Gesicht ausdruckslos zu halten, obwohl es beträchtliche Mühe bedeutete, ausdrucksloser als Illyan zu erscheinen.
    »Wie ich mich erinnere«, sagte Illyan (und Illyans Gedächtnis war eidetisch, dank einem illyricanischen Biochip), »habe ich diesen Befehl Hauptmann Ungari erteilt. Ihnen gab ich nur einen einzigen Befehl. Können Sie sich daran erinnern, was das war?«
    Diese Frage wurde in dem gleichen ermutigenden Ton gestellt, den man gegenüber einem Sechsjährigen gebrauchen mochte, der gerade lernte, seine Schnürsenkel zu binden.
    Der Versuch, Illyan an

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