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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hatte übrigens Barrayar sein Versuchsmodell des Schutzanzugs herbekommen? Gab es einen echten Victor Rotha, und wo war er jetzt? Woher hatte Illyan ihr Schiff bekommen?
    »Also führen Sie sie bei sich?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Hm.« Sie lächelte. »Können Sie ein Stück heute Abend liefern?«
    »Welche Größe?«
    »Klein.« Ein Finger mit langem Nagel zeichnete eine Linie an ihrem Körper entlang, von der Brust bis zum Oberschenkel, um genau zu zeigen, wie klein.
    Miles seufzte bedauernd. »Unglücklicherweise wurde die Größe für den durchschnittlichen bis großen Kämpfer bemessen. Zu kürzen ist ein beträchtliches technisches Problem – genaugenommen arbeite ich daran noch selbst.«
    »Wie gedankenlos vom Hersteller.«
    »Ich stimme völlig mit Ihnen überein, Bürgerin Nu.«
    Sie schaute ihn gründlicher an. Wurde ihr Lächeln jetzt etwas echter?
    »Wie dem auch sei, ich ziehe es vor, sie in Großhandelsmengen zu verkaufen. Wenn Ihre Organisation das finanziell nicht schafft …«
    »Es könnte jedoch eine Vereinbarung getroffen werden.«
    »Auf der Stelle, hoffe ich. Ich werde bald Weiterreisen.«
    Sie murmelte geistesabwesend: »Vielleicht nicht …«, dann blickte sie mit einem schnellen Stirnrunzeln auf: »Wo ist Ihr nächster Halt?«
    Ungari musste sowieso einen öffentlichen Flugplan eintragen.
    »Aslund.«
    »Hm … ja, wir müssen zu einer Vereinbarung kommen. Absolut.«
    War das Flackern dieser blauen Augen das, was man einen Schlafzimmerblick nannte? Die Wirkung war einlullend, fast hypnotisch. Ich habe endlich eine Frau getroffen, die kaum größer ist als ich, und ich weiß nicht einmal, auf welcher Seite sie steht. Von allen Männern dürfte gerade er geringe Körpergröße nicht mit Schwäche oder Hilflosigkeit verwechseln.
    »Kann ich Ihren Boss sprechen?«
    »Wen?« Sie senkte ihre Augenbrauen.
    »Den Mann, mit dem ich Sie beide heute morgen gesehen habe.«
    »… oh. Dann haben Sie ihn also schon gesehen.«
    »Vereinbaren Sie für mich ein Treffen. Kommen wir zum ernsthaften Geschäft. Betanische Dollars, denken Sie daran.«
    »Erst das Vergnügen, dann die Arbeit, gewiss.« Ihr Atem streifte sein Ohr, ein schwacher, aromatischer Hauch.
    Versuchte sie ihn weichzumachen. Wofür? Ungari hatte gesagt, er solle seine Tarnung nicht aufgeben. Sicherlich würde es dem Charakter von Victor Rotha entsprechen, alles zu nehmen, was er bekommen konnte. Plus zehn Prozent. »Sie brauchen das nicht zu tun«, brachte er noch hervor. Sein Herz schlug viel zu schnell.
    »Ich tue nicht alles aus geschäftlichen Gründen«, schnurrte sie.
    Warum in der Tat sollte sie sich die Mühe machen, einen schäbigen kleinen Waffenhändler zu verführen? Welches Vergnügen lag für sie darin? Was lag für sie darin außer Vergnügen? Vielleicht mag sie mich? Miles zuckte zusammen, als er sich vorstellte, wie er Ungari diese Erklärung anbot. Ihr Arm umschlang seinen Nacken. Seine Hand hob sich unwillkürlich, um den feinen Pelz ihrer Haare zu streicheln.
    Ein höchst ästhetisches Tasterlebnis, genau, wie er es sich vorgestellt hatte …
    Ihre Hand wurde fester. In einem reinen Nervenreflex sprang Miles auf die Füße. Und stand da und kam sich wie ein Idiot vor. Das war eine Liebkosung gewesen, nicht der Beginn einer Erdrosselung. Für die Hebelwirkung eines Angriffs war der Winkel völlig falsch.
    Sie warf sich in dem Sitz zurück und streckte oben auf den Kissen einen schlanken Arm aus. »Victor!« Ihre Stimme klang amüsiert, ihre Augenbrauen waren hochgezogen. »Ich hatte nicht vor, Sie in den Hals zu beißen.«
    Sein Gesicht war heiß. »Ich-muss-jetzt-gehen.« Er räusperte sich, um in seiner Stimme wieder der tieferen Töne Herr zu werden. Seine Hand sauste herab, um die Viddiskette aus dem Gerät zu ziehen. Ihre Hand zuckte danach, fiel dann schlaff zurück und simulierte Desinteresse.
    Miles tippte auf den Türschalter.
    Overholt war sofort da, als sich die Tür zur Seite gleitend öffnete.
    Miles’ Inneres entspannte sich. Wenn sein Leibwächter verschwunden wäre, dann hätte Miles sofort gewusst, dass dies eine Art Falle war. Zu spät, natürlich.
    »Vielleicht später«, brabbelte Miles. »Wenn Sie die Lieferung übernommen haben. Da könnten wir zusammenkommen.« Lieferung einer nicht existierenden Fracht? Was sagte er da?
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Ihr Gelächter folgte ihm den Korridor entlang. Es klang gereizt.
     
    Miles war mit einem Ruck wach, als die Lichter in seiner

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