Der Prinz und der Soeldner
beschäftigen. Miles blickte auf und fand seinen Weg blockiert von einem Paar von Konsortium-Schlägern – zivilen Sicherheitsbeamten, korrigierte er seinen Gedanken ironisch. Er blieb stehen, die Füße fest auf den Boden gepflanzt, und hob sein Kinn.
Was nun? »Ja, meine Herren?«
Der Größere blickte den Beleibteren an, der sich seinerseits räusperte.
»Mr. Victor Rotha?«
»Falls ich der bin, was dann?«
»Jemand hat einen Haftbefehl für Sie erwirkt. Er beschuldigt Sie der Ermordung eines gewissen Sydney Liga. Wollen Sie überbieten?«
»Wahrscheinlich.« Miles verzog wütend die Lippen. Was für eine Entwicklung. »Wer hat ein Gebot für meine Verhaftung abgegeben?«
»Jemand namens Cavilo.«
Miles schüttelte den Kopf. »Kenne ich nicht einmal. Ist er zufällig bei der polianischen zivilen Sicherheit?«
Der Beamte blickte auf sein Reportpanel. »Nein.« Geschwätzig fügte er hinzu: »Die Polianer machen fast nie Geschäfte mit uns. Die denken, wir sollten ihnen Kriminelle umsonst liefern. Als ob wir irgendwelche zurückhaben wollten!«
»Haha! Bei Ihnen geht das also nach Angebot und Nachfrage.« Miles atmete hörbar aus. Illyan würde nicht entzückt sein über diese Belastung seines Spesenkontos. »Wieviel hat dieser Cavilo für mich geboten?«
Der Beamte schaute wieder auf sein Panel. Seine Augenbrauen hoben sich. »Zwanzigtausend betanische Dollar. Der muss gewaltiges Verlangen nach Ihnen haben.«
Miles entfuhr ein leichtes Stöhnen. »Soviel habe ich nicht bei mir.«
Der Beamte zog seinen Dalli-Dalli-Stock heraus.
»Ich werde das erst arrangieren müssen.«
»Sie werden das von der Haftanstalt aus arrangieren müssen.«
»Aber ich werde mein Schiff verpassen.«
»Das ist wahrscheinlich der Zweck der Sache«, stimmte der Beamte zu. »Wenn man das Timing und alles bedenkt.«
»Angenommen, das ist alles, was dieser Cavilo will – zieht er dann sein Gebot zurück?«
»Er wird eine beträchtliche Pfandsumme verlieren.«
Die jacksonische Justiz war wirklich blind. Käuflich für jedermann.
»Hm, darf ich mich kurz mit meinem Assistenten beraten?«
Der Beamte schürzte die Lippen und musterte Overholt misstrauisch. »Machen Sie schnell.«
»Was meinen Sie, Sergeant?« Miles wandte sich Overholt zu und fragte ihn leise. »Die scheinen keinen Haftbefehl für Sie zu haben …«
Overholt sah angespannt aus, der Mund war verärgert zusammengepresst, in den Augen zeigte sich fast Panik. »Wenn wir es bis zum Schiff schaffen …«
Der Rest blieb unausgesprochen. Die Escobaraner teilten die polianische Missbilligung des ›Rechtssystems‹ des Konsortiums von Jackson’s Whole. Sobald er an Bord des Linienschiffes wäre, befände sich Miles auf escobaranischem ›Boden‹, der Kapitän würde ihn nicht freiwillig ausliefern. Könnte oder würde dieser Cavilo in der Lage sein, genügend zu bieten, um das ganze escobaranische Schiff festhalten zu lassen? Die entsprechende Summe wäre astronomisch hoch.
»Versuchen Sie’s.«
Miles drehte sich wieder zu den Beamten des Konsortiums, lächelte und hielt ihnen ergeben seine Handgelenke hin. Overholt trat explosionsartig in Aktion.
Der erste Fußtritt des Sergeanten beförderte den Dalli-Dalli-Stock des beleibten Beamten in die Luft. Overholts Schwung ging in eine schnelle Kreisbewegung über, und seine zusammengelegten Hände trafen mit Wucht den Kopf des zweiten Schlägers. Miles war schon in Bewegung. Er wich einem heftigen Zugriff aus und sprintete, so schnell er konnte, die Halle hinauf. In diesem Augenblick erkannte er den dritten Schläger in Zivilkleidung. Er erkannte ihn an dem Glitzern des Wirrnetzfeldes, das er vor Miles’ stampfende Beine schleuderte.
Der Mann prustete vor Lachen, als Miles kopfüber hinstürzte und zu rollen versuchte, um seine spröden Knochen zu retten. Miles schlug auf dem Boden der Halle mit einem Bums auf, der ihm die Luft aus den Lungen quetschte. Er atmete durch die zusammengebissenen Zähne ein und schrie nicht auf, als der Schmerz in seiner Brust das Brennen des Wirrnetzes um seine Fußknöchel zu übertrumpfen suchte. Er drehte sich auf dem Boden herum und blickte dorthin zurück, woher er gekommen war.
Der weniger beleibte Schläger stand nach vorn gebeugt, die Hände an den Kopf gepresst, offensichtlich verwirrt. Der andere hob eben seinen Dalli-Dalli-Stock auf. Folglich musste der betäubte Haufen auf dem Pflaster Sergeant Overholt sein.
Der Schläger mit dem Stock starrte auf Overholt und
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