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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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des Konsortiums von Jackson’s Whole unterschied sich von der Station von Pol hauptsächlich durch das Sortiment, das die Händler hier zum Verkauf anboten, erkannte Miles. Er stand vor dem Verkaufsautomaten für Buchdisketten in einer Halle, die der von Pol Sechs sehr ähnlich war, und blätterte auf dem Vid einen umfangreichen Katalog mit Pornographie schnell vorwärts durch. Nun ja, meistens schnell vorwärts, doch seine Suche wurde durch einige Pausen unterbrochen, manchmal war er verwirrt, manchmal verblüfft. Er widerstand vornehm der Neugier und erreichte die Abteilung Militärgeschichte, wo er allerdings nur eine enttäuschend magere Sammlung von Titeln fand.
    Er führte seine Kreditkarte ein, und die Maschine spuckte drei Scheibchen aus. Nicht dass er sonderliches Interesse hatte für Skizzen der Trigonalstrategie in den Kriegen von Minos IV, aber die Heimreise würde lang und langweilig werden, und Sergeant Overholt versprach nicht, der geistreichste Reisegefährte zu sein. Was für eine Verschwendung an Zeit, Mühe und Erwartungen diese Mission doch gewesen war!
    Ungari hatte den ›Verkauf‹ von Victor Rothas Schiff, Pilot und Ingenieur an einen Strohmann arrangiert, der alles zuletzt wieder beim Kaiserlichen Sicherheitsdienst von Barrayar abliefern würde. Miles flehentliche Vorschläge an seinen Vorgesetzten, wie man mehr Nutzen aus Rotha, Naismith oder sogar Fähnrich Vorkosigan ziehen könnte, waren von einer ultra-codierten Botschaft aus dem Hauptquartier des Sicherheitsdienstes unterbrochen worden, die nur für Ungaris Augen bestimmt war. Ungari hatte sich zurückgezogen, um sie zu dechiffrieren, und war dann nach einer halben Stunde wieder erschienen, leichenblass im Gesicht.
    Er hatte dann seinen Zeitplan vorverlegt und war binnen einer Stunde auf einem Handelsschiff nach der Aslund-Station abgereist. Allein. Und hatte es abgelehnt, den Inhalt der Botschaft Miles oder selbst Sergeant Overholt mitzuteilen. Hatte es abgelehnt, Miles mitzunehmen. Hatte Miles die Erlaubnis verweigert, wenigstens die militärischen Beobachtungen selbständig auf dem Gebiet des Konsortiums fortzusetzen.
    Ungari überließ Overholt Miles, oder umgekehrt. Es war ein bisschen schwer zu sagen, wer für wen verantwortlich war. Overholt schien sich die ganze Zeit weniger wie ein Untergebener zu verhalten als wie ein Kindermädchen und entmutigte Miles’ Versuche der Erforschung des Konsortiums, indem er darauf bestand, dass Miles sicher in seinem Quartier bleiben solle. Sie warteten nun darauf, an Bord eines escobaranischen Handelslinienschiffs zu gehen, das nonstop nach Escobar flog, wo sie sich bei der Botschaft von Barrayar melden würden, die sie ohne Zweifel heimwärts schicken würde. Heimwärts, und mit nichts in der Hand, was sie vorweisen konnten.
    Miles blickte auf sein Chrono. Noch zwanzig Minuten totzuschlagen, bevor sie an Bord gehen konnten. Ebenso gut konnten sie sich irgendwo hinsetzen. Mit einem gereizten Blick auf seinen Schatten Overholt stapfte Miles müde die Halle entlang. Overholt folgte und signalisierte mit einem Stirnrunzeln allgemeine Missbilligung.
    Miles grübelte über Livia Nu nach. Indem er vor ihrer erotischen Einladung geflohen war, war ihm sicher das Abenteuer seines jungen Lebens entgangen. Allerdings war der Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht Liebe gewesen. Wie dem auch sei, eine Frau, die sich auf den ersten Blick wahnsinnig in Victor Rotha verlieben konnte, würde ihm sicher Sorgen bereiten. Das Funkeln in ihren Augen war mehr nach Art eines Gourmets gewesen, der ein ungewöhnliches Hors d’œuvre betrachtet, das ihm der Kellner gerade präsentiert. Miles kam sich vor, als steckte ihm Petersilie in den Ohren.
    Sie mochte wie eine Kurtisane gekleidet gewesen sein, sich wie eine Kurtisane bewegt haben, aber da war nichts an ihr gewesen vom Eifer der Kurtisane zu gefallen, keine Unterwürfigkeit. Die Gesten der Macht in den Gewändern der Machtlosigkeit. Beunruhigend. Aber sie war schön.
    Kurtisane, Kriminelle, Spionin, was war sie wirklich? Vor allem, zu wem gehörte sie? War sie Ligas Boss oder Ligas Gegnerin? Oder Ligas Schicksal? Hatte sie den kaninchenhaften Mann selbst getötet? Was auch immer sie sonst sein mochte, Miles kam zunehmend zu der Überzeugung, dass sie ein entscheidendes Teil im Puzzlespiel der Hegen-Nabe war. Sie hätten sie verfolgen sollen, nicht vor ihr fliehen.
    Sex war nicht das einzige, was er verpasst hatte. Das Treffen mit Livia Nu würde ihn noch lange Zeit

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