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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aufhören würde, die ihn so erschöpften …
    Ein Gesicht kam schwankend in sein Blickfeld. Ein vertrautes Gesicht.
    »Gregor! Bin ich froh, dich zu sehen«, plapperte Miles albern drauflos.
    Er spürte, wie seine brennenden Augen sich weiteten. Seine Hände schossen hervor, um Gregors Hemd zu packen, den blassblauen Kittel eines Gefangenen. »Was, zum Teufel, tust du hier?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ach! Ach!« Miles kämpfte sich auf seine Ellbogen hoch und blickte wild umher nach Attentätern, Halluzinationen, nach … – er wusste nicht was. »Gott! Wo ist …?«
    Gregor drückte ihn wieder mit einer Hand auf der Brust zurück. »Beruhige dich.« Und leise: »Und halt den Mund! Du solltest dich lieber ein bisschen ausruhen. Im Augenblick schaust du nicht sehr gut aus.«
    Tatsächlich schaute auch Gregor selber nicht sonderlich gut aus, wie er hier auf dem Rand von Miles’ Feldbett saß. Sein Gesicht war bleich und müde, übersät mit Bartstoppeln. Sein Haar, normalerweise militärisch geschnitten und gekämmt, war zerzaust. Seine nussbraunen Augen blickten nervös drein. Miles würgte seine Panik hinunter.
    »Mein Name ist Greg Bleakman«, informierte der Kaiser Miles hastig.
    »Ich kann mich nicht erinnern, wie mein Name im Augenblick lautet«, stotterte Miles. »Oh – ja. Victor Rotha. Glaube ich. Aber wie bist du von …?«
    Gregor blickte sich undeutlich um. »Die Wände haben Ohren, glaube ich.«
    »Ja, vielleicht.« Miles ließ sich ein wenig niedersinken. Der Mann auf dem nächsten Bett schüttelte den Kopf mit einem Ausdruck, der besagte: ›Gott schütze mich vor diesen Arschlöchern‹, drehte sich auf die andere Seite und legte sich sein Kissen über den Kopf. »Aber, wie … bist du hierhergekommen? Etwa in eigener Regie?«
    »Unglücklicherweise ist alles meine Schuld. Erinnerst du dich an damals, als wir Witze darüber machten, von zu Hause wegzulaufen?«
    »Ja.«
    »Naja«, Gregor holte Atem, »es stellte sich heraus, dass das eine wirklich schlechte Idee war.«
    »Hättest du das nicht schon vorher herausfinden können?«
    »Ich …«, Gregor brach ab und blickte den langen Raum entlang, als ein Wächter seinen Kopf durch die Tür streckte und brüllte: »Noch fünf Minuten!«
    »Oh, zum Teufel!«
    »Wie? Was?«
    »Sie kommen uns holen.«
    »Wer kommt wen holen, was, zum Teufel, geht hier vor, Gregor …
    Greg …«
    »Ich hatte einen Platz auf einem Frachter, dachte ich, aber sie schmissen mich hier raus. Ohne Bezahlung«, erklärte Gregor schnell. »Haben mich geprellt. Ich hatte nicht einmal eine Halbmark dabei. Ich versuchte auf einem Schiff anzuheuern, das bald abreiste, aber bevor ich das schaffte, wurde ich wegen Vagabundierens verhaftet. Das jacksonische Recht ist irrsinnig«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Ich weiß. Was dann?«
    »Sie machten anscheinend eine wohlüberlegte Razzia, um Leute zur Zwangsanwerbung zu schnappen. Anscheinend verkauft ein Unternehmer an die Aslunder technisch ausgebildete Arbeiterkolonnen, die dann auf ihrer Naben-Station arbeiten sollen, weil die mit ihrem Zeitplan im Verzug ist.«
    Miles blinzelte. »Sklavenarbeit?«
    »So ähnlich. Der Köder besteht darin, dass wir nach Ablauf der Strafe auf der Aslund-Station entlassen werden. Den meisten dieser Techniker scheint das nicht viel auszumachen. Keine Bezahlung, aber wir – sie – werden verpflegt und untergebracht und entkommen dem jacksonischen Sicherheitsdienst, also werden sie am Ende nicht schlimmer dran sein als am Anfang, pleite und arbeitslos. Die meisten von ihnen denken, dass sie schließlich auf Schiffen anheuern können, die von Aslund abfahren. Ohne Geld zu sein, ist dort kein so grässliches Verbrechen.«
    In Miles’ Kopf hämmerte es. »Sie holen dich von hier weg?«
    In Gregors Augen zeigte sich eine Spannung, die er aber zügelte und nicht auf den Rest seines unbeweglichen Gesichts übergreifen ließ.
    »Jetzt gleich, denke ich.«
    »Gott! Ich kann doch nicht zulassen …«
    »Aber wie hast du mich hier gefunden …«, begann Gregor seinerseits, dann schaute er frustriert durch den Raum, wo Männer und Frauen in blauen Kitteln sich murrend erhoben. »Bist du hier, um zu …«
    Miles blickte verzweifelt um sich. Der blaugekleidete Mann auf dem Feldbett neben ihm lag jetzt auf der Seite und beobachtete sie mit einem gelangweilten, düsteren Blick. Er war nicht übermäßig groß …
    »Du da!« Miles kletterte aus dem Bett und kauerte sich neben den Mann. »Willst du aus

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