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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schnell. »Wir können eine für uns allein haben, wenn wir es versuchen«, flüsterte er hastig Gregor zu. Er schlüpfte in die nächste Kabine, und sie drückten schnell auf die Türsteuerung. Ein weiterer Gefangener schickte sich an, ihnen hineinzufolgen, aber er traf auf ein gemeinsam geknurrtes »Hau ab!« und zog sich hastig zurück. Die Tür öffnete sich nicht mehr.
    Die Kabine war schmutzig, und es fehlten solche Annehmlichkeiten wie Bettzeug für die Matratzen, aber die sanitären Installationen funktionierten. Als Miles einen Schluck lauwarmen Wassers nahm, hörte und spürte er, wie die Luke sich schloss und das Schiff sich vom Dock löste. Für den Augenblick waren sie sicher. Wie lange?
    »Wann, meinst du, wacht der Kerl auf, den du gewürgt hast?«, fragte Miles Gregor, der auf dem Rand einer Koje saß.
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe noch nie zuvor einen Mann gewürgt.« Gregor sah nicht gut aus. »Ich … habe etwas Seltsames unter meiner Hand gespürt. Ich fürchte, ich habe ihm vielleicht den Hals gebrochen.«
    »Er hat aber noch geatmet«, sagte Miles. Er ging zum gegenüberliegenden unteren Bett und untersuchte es. Keine Anzeichen von Ungeziefer. Er setzte sich behutsam hin. Die heftigen Krämpfe ließen nach, nur ein leichtes Zittern blieb übrig. Aber er fühlte sich immer noch schwach in den Knien.
    »Wenn er aufwacht – sobald sie ihn finden, egal ob er aufwacht oder nicht –, dann wird es nicht lange brauchen, bis sie herausfinden, wohin ich gegangen bin. Ich hätte einfach warten und dir dann folgen sollen, und dich dann freikaufen. Vorausgesetzt, ich hätte mich selbst freibieten können. Das war eine blödsinnige Idee. Warum hast du mich nicht daran gehindert?«
    Gregor starrte ihn an. »Ich dachte, du wüsstest, was du tust. Folgt dir nicht Illyan auf den Fersen?«
    »Nicht, soweit ich weiß.«
    »Ich dachte, du seist jetzt in Illyans Abteilung. Ich dachte, du wurdest geschickt, um mich zu finden. Ist das … nicht ein etwas bizarres Rettungsunternehmen?«
    »Nein!« Miles schüttelte den Kopf und bereute im selben Augenblick diese Bewegung. »Vielleicht erzählst du besser alles von Anfang an.«
    »Ich war eine Woche lang auf Komarr gewesen. Unter den Kuppeln. Gipfelgespräche über Verträge betreffs Wurmlochrouten – wir versuchen immer noch, die Escobaraner dazu zu bewegen, dass sie die Passage unserer Militärschiffe erlauben. Es gibt da die Idee, dass wir ihre Inspektionsteams unsere Waffen während der Passage versiegeln lassen. Unser Generalstab denkt, das sei zu viel, der ihrige denkt, es sei zu wenig. Ich habe ein paar Vereinbarungen unterzeichnet – was auch immer der Ministerrat mir vorgelegt hat …«
    »Papa lässt dich sie sicher lesen.«
    »O ja. Wie dem auch sei, es gab an diesem Nachmittag eine Truppenschau. Und ein Staatsbankett am Abend, das früh zu Ende ging, weil ein paar der Unterhändler ihre Schiffe erreichen mussten. Ich ging zurück in mein Quartier, das alte Stadthaus eines Oligarchen. Großes Haus am Rand der Kuppel, nahe dem Raumhafen. Meine Suite war hoch oben in diesem Gebäude. Ich ging auf den Balkon hinaus – es half nicht viel. Ich hatte immer noch Platzangst, unter der Kuppel.«
    »Die Komarraner ihrerseits fühlen sich unter freiem Himmel nicht wohl«, merkte Miles fair an. »Ich habe mal einen gekannt, der hatte immer Atemprobleme – wie Asthma –, wenn er ins Freie gehen musste. Psychosomatisch.«
    Gregor zuckte die Achseln und blickte auf seine Schuhe. »Wie dem auch sei, ich stellte fest … Es waren zur Abwechslung mal keine Wachen zu sehen. Ich weiß nicht, warum diese Lücke, denn vorher war ein Mann dagewesen. Sie dachten wohl, ich schliefe schon, nehme ich mal an. Es war nach Mitternacht. Ich konnte nicht schlafen. Lehnte mich über den Balkon und dachte, wenn ich jetzt da herunterfiele …«
    Gregor zögerte.
    »Dann ginge es wenigstens schnell«, ergänzte Miles trocken. Er kannte diesen Gemütszustand, o ja.
    Gregor blickte zu ihm auf und lächelte ironisch. »Ja. Ich war ein bisschen betrunken.«
    Du warst ganz schön betrunken.
    »Schnell, ja. Meinen Schädel zertrümmern. Es würde zwar arg weh tun, aber nicht lange. Vielleicht nicht mal so arg. Vielleicht gäbe es nur einen heißen Blitz.«
    Unter seinem von dem Schockstab verursachten Zittern schauderte Miles insgeheim.
    »Ich fiel über die Brüstung – ich bekam diese Pflanzen zu packen. Dann erkannte ich, dass ich genauso leicht hinunterklettern konnte wie hinauf.

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