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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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verdammt darauf bestanden hätte, dass die linke Hand nicht wissen darf, was die rechte tut, dann wäre es viel leichter. Aber es wird funktionieren.«
    Er musterte Gregor besorgt. »Ist bei dir alles gutgegangen?«
    »Ein paar Stunden lang Beleuchtungskörper anzubringen, ruiniert meine Gesundheit noch nicht, da kannst du beruhigt sein«, sagte Gregor trocken.
    »War das die Arbeit, die man dir zu tun gab? Irgendwie nicht gerade das, was ich mir vorgestellt hatte …«
    Gregor schien jedenfalls in Ordnung zu sein. Tatsächlich äußerte sich der Kaiser fast vergnügt über seine Tätigkeit als Arbeitssklave, sofern man Gregors Maßstab von Vergnügtheit zugrundelegte.
    Vielleicht sollten wir ihn jedes Jahr für zwei Wochen in die Salzminen schicken, um ihn glücklich und mit seiner regulären Aufgabe zufrieden zu halten. Miles entspannte sich ein bisschen.
    »Es ist schwer, sich Elena Bothari als Söldnerin vorzustellen«, sagte Gregor nachdenklich.
    »Unterschätze sie nicht.« Miles verbarg einen Moment elementaren Zweifels. Fast vier Jahre. Er wusste, wie sehr er sich während dieser vier Jahre verändert hatte. Wie stand es mit Elena? Ihre Jahre konnten kaum weniger hektisch gewesen sein. Die Zeiten ändern sich. Die Menschen ändern sich mit ihnen … Nein. Dann müsste er sich ebenso in Zweifel ziehen wie Elena.
    Das halbstündige Warten, bis sein Chrono den vereinbarten Zeitpunkt erreicht hatte, war eine ungute Pause: genug, um die Spannung, die Miles antrieb, zu lockern und ihn von Müdigkeit überfluten zu lassen, aber nicht genug, um ihn ausruhen zu lassen oder ihn zu erfrischen. Er war sich kläglich bewusst, dass er seinen Schwung verlor, dass Wachsamkeit gerade jetzt dringend notwendig war, wo Wachsamkeit und folgerichtiges Denken wie Sand zwischen seinen Fingern zerronnen. Er blickte abermals auf sein Chrono. Eine Stunde war zu unbestimmt gewesen. Er hätte die genaue Minute nennen sollen. Aber wer wusste, welche Schwierigkeiten und Aufschübe Elena von ihrer Seite her überwinden musste?
    Miles blinzelte heftig. An seinen schwankenden und unzusammenhängenden Gedanken erkannte er, dass er dabei war, im Sitzen einzuschlafen. Die Tür öffnete sich zischend, ohne dass Gregor auf den Knopf gedrückt hatte.
    »Hier ist er, Leute!«
    Eine halbe Korporalschaft grau und weiß gekleideter Söldner füllte die Öffnung und den dahinter liegenden Korridor. Es brauchte kaum die Betäuber und Schockstäbe in ihren Händen und die gezielte Attacke auf seine Person, um Miles zu verdeutlichen, dass diese unangenehme Truppe nicht im Auftrag von Elena kam.
    Der Adrenalinstoß vertrieb kaum den Nebel der Müdigkeit in seinem Kopf. Und was gebe ich jetzt vor zu sein? Ein bewegliches Ziel? Er sackte gegen die Wand und regte sich nicht einmal auf, obwohl Gregor sich mit einem Ruck erhob und in dem beschränkten Raum einen tapferen Versuch der Verteidigung unternahm: mit einem treffsicheren Karatetritt stieß er einem der anstürmenden Söldner den Betäuber aus der Hand. Daraufhin schmetterten zwei Männer Gregor gegen die Wand. Miles zuckte zusammen.
    Dann wurde Miles selbst mit einem Ruck aus der Koje geholt, um von einem Wirrnetzfeld umwickelt, dreifach umwickelt zu werden. Das Feld verursachte ihm einen brennenden Schmerz. Sie benutzten eine Stärke, die ausgereicht hätte, um ein galoppierendes Pferd zu lähmen. Was denkt ihr denn bloß, was ich bin, Jungs?
    Der aufgeregte Anführer der Gruppe rief in den Kommunikator an seinem Handgelenk: »Ich habe ihn, Sir!«
    Miles hob ironisch die Augenbrauen. Der Anführer wurde rot und stellte sich kerzengerade hin, seine Hand zuckte bei dem Bemühen, nicht zu salutieren. Miles lächelte leicht. Der Anführer presste seine Lippen aufeinander. Ha. Habe ich dich fast dazu gebracht, nicht wahr?
    »Nehmt sie mit!«, befahl der Anführer.
    Miles wurde zwischen zwei Männern zur Tür hinausgetragen, seine gebundenen Füße baumelten lächerliche Zentimeter über den Boden. Hinter ihm wurde der stöhnende Gregor dahingeschleift. Als sie an einem Querkorridor vorbeikamen, sah Miles aus den Augenwinkeln Chodaks angespanntes Gesicht in den Schatten.
    Er verfluchte sein schlechtes Urteilsvermögen. Du dachtest, du könntest die Leute durchschauen. Dein einziges vorführbares Talent. Richtig. Sicher. Hätte sollen, hätte sollen, hätte sollen , spottete sein Geist, wie das Krächzen eines üblen aasfressenden Vogels, der an einem Kadaver überrascht worden ist.
    Als sie durch eine große

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