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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Techie!«
    Miles erstarrte und unterdrückte den Reflex loszusprinten – diese Taktik hatte ja schon beim letzten Mal nicht funktioniert –, drehte sich um und versuchte, einen höflich fragenden Ausdruck auf seinem Gesicht zu zeigen. Der Mann, der ihm zugerufen hatte, war groß, aber unbewaffnet und trug den gelbbraunen Overall eines Aufsehers. Er schaute beunruhigt drein.
    »Ja, Sir?«, sagte Miles.
    »Du bist genau der, den ich brauche.« Die Hand des Mannes fiel schwer auf Miles’ Schulter. »Komm mit mir!«
    Miles folgte gezwungenermaßen und versuchte, dabei ruhig zu bleiben und vielleicht nur etwas gelangweilt und verdrossen auszusehen.
    »Worauf bist du spezialisiert?«, fragte der Mann.
    »Kanalisation«, gab Miles an.
    »Perfekt!«
    Verzweifelt folgte Miles dem Mann zu einer Stelle, wo zwei halbfertige Korridore aufeinandertrafen. Da gähnte ein Torbogen, roh und ohne die Verkleidung mit Pressteilen. Allerdings lagen die Pressteile daneben, bereit zum Einbau.
    Der Aufseher zeigte auf einen engen Zwischenraum zwischen zwei Wänden. »Siehst du das Rohr?«
     
    Kanalisation, nach der grauen Farbgebung zu schließen, Luft und Gravitationsmittel wurden da durchgepumpt. Das Rohr verschwand in der Dunkelheit. »Ja?«
    »Da ist irgendwo ein Leck, hinter dieser Korridorwand. Kriech rein und finde es, damit wir nicht wieder diese ganze Verkleidung runterreißen müssen, die wir gerade angebracht haben.«
    »Haben Sie ein Licht?«
    Der Mann fischte in seinen Overalltaschen und holte ein Handlicht heraus.
    »In Ordnung«, seufzte Miles. »Ist es schon angeschlossen?«
    »Sollte gerade werden. Bei dem verdammten Ding hat der Abschlusstest für Druck nicht hingehauen.«
    Nur Luft würde also ausgestoßen werden. Miles’ Stimmung hob sich leicht. Vielleicht war sein Glück gerade dabei, sich zu wenden.
    Er schlüpfte hinein und bewegte sich auf der glatten, runden Oberfläche des Rohres zentimeterweise voran, lauschend und tastend.
    Nach etwa sieben Metern fand er es: kalte Luft kam aus einem Riss unter seinen Händen, ganz deutlich. Er schüttelte den Kopf, versuchte sich in dem engen Zwischenraum umzudrehen und trat dabei mit dem Fuß durch die Verkleidung.
    Erstaunt steckte er seinen Kopf zu dem Loch hinaus, das so entstanden war, und blickte den Korridor hinauf und hinab. Er riss ein Stückchen der Verkleidung vom Rand des Loches ab und starrte es an, während er es in seinen Händen drehte.
    Zwei Männer, die mit funkensprühenden Werkzeugen Beleuchtungskörper anbrachten, wandten sich um und schauten auf ihn.
    »Was, zum Teufel, machst du da?«, sagte einer in einem gelbbraunen Overall. Es klang empört.
    »Inspektion zur Qualitätskontrolle«, sagte Miles schlagfertig, »und, mein Lieber, da habt ihr ein Problem.«
    Miles überlegte, ob er das Loch vergrößern, durchkriechen und zu seinem Ausgangspunkt zurückgehen sollte, aber dann drehte er sich statt dessen um und robbte langsam auf dem Rohr zurück. Neben dem besorgt wartenden Aufseher kam er wieder heraus, »Ihr Leck ist in Abschnitt Sechs«, berichtete Miles. Dann überreichte er dem Mann das Stück von der Verkleidung. »Wenn diese Korridorpaneele aus brennbarem Faserstoff sein sollen anstatt aus gesponnenem Siliziumdioxid, und das auf einer militärischen Einrichtung, die feindlichem Feuer standhalten soll, dann hat irgend jemand einen wirklich jämmerlichen Konstrukteur engagiert. Wenn sie nicht aus Faserstoff sein sollen – dann schlage ich vor, dass Sie sich ein paar von den großen Schlägertypen mit dem Schockstäben nehmen und Ihrem Lieferanten einen Besuch abstatten.«
    Der Aufseher fluchte. Mit zusammengepressten Lippen griff er nach dem nächsten Rand der Verkleidung an der Wand und drehte kräftig.
    Ein faustgroßes Stück knackte und riss ab. »Sauerei. Wieviel ist schon von diesem Zeug verbaut?«
    »Jede Menge«, bemerkte Miles fröhlich. Er wandte sich ab, um zu entkommen, bevor der Aufseher, der Fragmente von der Verkleidung abriss und leise vor sich hin brummelte, an eine andere Arbeit für ihn dachte. Mit rotem Kopf und schwitzend rannte Miles los und entspannte sich erst, als er die übernächste Ecke umrundet hatte. Er kam an zwei bewaffneten Männern in grauweißen Uniformen vorbei. Einer drehte sich um und blickte ihm nach.
    Miles lief einfach weiter, die Zähne auf die Unterlippe gepresst, und schaute nicht zurück. Dendarii! oder: Oserer! Hier, an Bord dieser Station – wie viele, wo? Diese beiden waren die ersten, die er

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