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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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muss«, warf Miles ein. »Daheim denkt man, er sei vermisst. Vielleicht sogar entführt.« Miles berichtete Elena kurzgefasst, wie er und Gregor einander zufällig in der Haftabteilung der Konsortium-Station begegnet waren.
    »Gott!« Elena verzog die Lippen. »Ich sehe ein, dass du ihn unbedingt irgendwie loswerden musst. Wenn ihm in deiner Begleitung irgend etwas zustieße, dann würden fünfzehn verschiedene Gruppierungen schreien: ›Verräterische Verschwörung!‹«
    »Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen, ja«, knurrte Miles.
    »Die zentristische Koalitionsregierung deines Vaters würde als erstes fallen«, fuhr Elena fort. »Die militärische Rechte würde sich hinter Graf Vorinnis zusammenscharen, nehme ich an, und sich zum Kampf mit den antizentralistischen Liberalen aufstellen. Die Frankophonen würden Vorville wollen, die Russischsprachigen Vortugalow – oder ist der schon gestorben?«
    »Die rechtsextremen isolationistischen Spinner mit ihrem Schlachtruf ›Sprengt das Wurmloch!‹ würden Graf Vortifrani in Front bringen gegen die progalaktische Anti-Vor-Gruppe, die eine geschriebene Verfassung haben will«, warf Miles niedergeschlagen ein. »Und ich meine ›Front‹ hier wortwörtlich.«
    »Graf Vortifrani macht mir Angst.« Elena zitterte. »Ich habe ihn sprechen hören.«
    »Es ist die ölige Art, mit der er den Schaum von seinen Lippen wischt«, sagte Miles. »Die Aktivisten der griechischen Minderheit würden die Gelegenheit ergreifen und die Sezession probieren …«
    »Hört auf damit!«, sagte Gregor, der die Stirn auf die Hände gestützt hatte, hinter der Barriere seiner Arme hervor.
    »Ich dachte, das sei deine Aufgabe«, sagte Elena schroff. Als er den Kopf hob und sie seinen düsteren Blick sah, wurde sie etwas sanfter, und ihr Mund zuckte nach oben. »Zu schade, dass ich dir keine Aufgabe in der Flotte anbieten kann. Wir können immer Offiziere mit guter Formalausbildung gebrauchen, um die übrigen zu drillen, wenn nichts anderes zu tun ist.«
    »Söldner?«, sagte Gregor. »Das wäre ein Gedanke …«
    »Oh, sicher. Eine Menge unserer Leute sind ehemalige reguläre Militärs. Einige sogar mit korrekter Entlassung.«
    Eine Phantasievorstellung ließ Gregors Augen kurzzeitig vergnügt aufleuchten. Er blickte an seinem grauweißen Jackenärmel hinunter.
    »Ach, wenn du doch hier nur den Befehl hättest, Miles.«
    »Nein!«, rief Miles mit belegter Stimme.
    Das Licht in Gregors Augen erlosch. »Es war nur ein Scherz.«
    »Das ist nicht komisch.« Miles atmete vorsichtig und betete darum, dass es Gregor nicht einfallen würde, einen Befehl daraus zu machen …
    »Jedenfalls werden wir jetzt versuchen, zum Konsul von Barrayar auf der Station von Vervain zu gelangen. Ich hoffe, es gibt das Konsulat noch. Ich habe schon seit Tagen keine Nachrichten mehr gehört – was ist bei den Vervani los?«
    »Soweit ich weiß, alles wie sonst, außer dass sie misstrauischer geworden sind«, sagte Elena. »Vervain steckt seine Ressourcen in Schiffe, nicht in Stationen …«
    »Das ist sinnvoll, wenn man mehr als ein Wurmloch bewachen muss«, räumte Miles ein.
    »Aber dann werden die Vervani in den Aslundern potentielle Angreifer sehen. Es gibt eine Gruppe in Aslund, die tatsächlich auf einen Erstschlag drängt, bevor die neue Vervani-Flotte in Dienst gestellt wird. Glücklicherweise haben sich bisher die Defensivstrategen durchsetzen können. Oser hat den Preis für einen Schlag durch uns unerschwinglich hoch angesetzt. Er ist nicht dumm. Er weiß, dass die Aslunder uns keine Rückendeckung geben könnten. Auch Vervain hat eine Söldnerflotte als Lückenbüßer angeheuert – tatsächlich sind dadurch die Aslunder erst auf die Idee gekommen, uns anzuheuern. Sie werden Randall’s Rangers genannt, doch ich habe gehört, dass Randall nicht mehr lebt.«
    »Wir werden ihnen aus dem Weg gehen«, erklärte Miles nachdrücklich.
    »Ich habe gehört, ihr neuer zweiter Offizier sei ein Barrayaraner. Du könntest dort vielleicht etwas Hilfe kriegen.«
    Gregor runzelte nachdenklich die Stirn: »Einer von Illyans Geheimagenten? Klingt wie sein Werk.«
    War Ungari dorthin gegangen? »Jedenfalls nähern wir uns ihm nur mit Vorsicht«, meinte Miles.
    »Es wird Zeit dafür«, kommentierte Gregor leise.
    »Der Name des Kommandanten der Rangers ist Cavilo …«
    »Was?«, schrie Miles auf.
    Elena hob ihre geschwungenen Augenbrauen. »Nur Cavilo. Niemand scheint zu wissen, ob das der Vorname oder der Nachname

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