Der Prinz von Atrithau
zurückgeschlagen.«
»Beeindruckend«, meinte Eleäzaras.
»So beeindruckend wie unwahrscheinlich«, erklärte der stets skeptische Geheimdienstchef. »Aber lassen wir das. Wichtig ist, dass die Fanim danach von den Tempelrittern gejagt wurden. Das ist der entscheidende Punkt.«
»Warum?«
»Das versengte Gras von Gotians Angriff beginnt nicht, wie man erwarten könnte, bei Saubons Linien entlang der Senke, sondern etwa siebzig Schritte davor… Ich denke, dass die Coyauri auf ihrer Flucht tatsächlich die Tempelritter vor den Cishaurim schützten… Sie waren nur etwa hundert Schritte entfernt, als die Psukari ihnen mit der Geißel zusetzten.«
»Haben sie tatsächlich die Geißel eingesetzt?«
Iyokus nickte. »Und vielleicht auch die Peitsche.«
»Also waren sie aus dem Zweiten oder Dritten Glied?«
»Zweifellos«, gab der Geheimdienstchef zurück. »Vielleicht standen sie unter dem Befehl von ein oder zwei Männern aus dem Ersten Glied… Jammerschade, dass wir nicht den Weitblick hatten, Beobachter unter den Norsirai zu postieren. Von dem abgesehen, was Ihr mit mir vor zehn Jahren beobachtet habt, wissen wir so gut wie nichts über ihre Aktivitäten. Und leider weiß anscheinend niemand, wer sie waren – nicht einmal die höheren Gefangenen der Kianene.«
Eleäzaras nickte. »Das wäre schön zu wissen. Aber trotzdem – ein Dutzend von ihnen ist tot, Iyokus. Ein volles Dutzend!«
Die Ordensleute im Gebiet der Drei Meere hießen aus gutem Grund die Wenigen. Laut Informationen aus Shimeh und Nenciphon konnten die Cishaurim höchstens hundert bis hundertzwanzig Psukari ins Feld schicken, und etwa so viele Hexenmeister konnten auch die Scharlachspitzen aufbieten. Wer in Tausenden rechnet, für den ist der Verlust von zwölf Mann kaum der Rede wert, und Eleäzaras war überzeugt, dass viele Soldaten des Heiligen Kriegs – allen voran die Tempelritter – bei dem Gedanken daran, wie viele Männer sie um einiger weniger willen verloren hatten, mit den Zähnen knirschten. Aber wenn man – wie die Hexenmeister – in Dutzenden rechnete, war der Verlust von zwölf Männern schlicht katastrophal. Oder ruhmreich.
»Ein verblüffender Sieg«, sagte Iyokus und wies auf die Männer des Stoßzahns, die in halbdunklen Gruppen vorbeikamen und die Eleäzaras für Zuschauer der Ratsversammlung der Hohen und Niederen Herren hielt. »Und ich nehme an, diese Männer haben so gut wie keine Ahnung davon.«
Umso besser, dachte Eleäzaras. Seltsam, dass Grausamkeit und Jubel so süße Töne anschlagen können.
»So also«, sagte er mit einem gewissen Nachdruck, »lautet unsere Strategie: Wir schonen uns um jeden Preis und erlauben diesen Hunden, auch weiterhin so viele Cishaurim zu töten wie sie können.« Er hielt inne, um sich zu vergewissern, dass Iyokus ihn ansah. »Wir müssen uns für Shimeh aufsparen.«
Wie oft hatte er mit Iyokus und den anderen diese Frage diskutiert? Trotz der bisweilen unergründlichen Macht der Psûkhe blieb sie der Anagogis doch unterlegen – darüber waren sie sich alle einig. Die Scharlachspitzen würden aus einer direkten Konfrontation mit den Cishaurim als Sieger hervorgehen – das stand außer Zweifel. Doch wie viele von ihnen würden sterben? Welche Macht würden die Scharlachspitzen nach Vernichtung der Cishaurim noch besitzen? Ein Triumph, der sie zu einem kleinen Orden herabminderte, hätte diese Bezeichnung wahrlich nicht verdient.
Es reichte nicht, die Cishaurim zu besiegen: Sie mussten sie auslöschen. So wahnsinnig sein Durst nach Vergeltung aber auch sein mochte – Eleäzaras würde seinen Orden nicht zerstören.
»Eine kluge Vorgehensweise, Hochmeister«, sagte Iyokus. »Doch ich fürchte, dass die Inrithi bei einer zweiten Schlacht nicht so gut davonkommen werden.«
»Warum nicht?«
»Die Cishaurim waren zu Fuß unterwegs – wahrscheinlich, um sich vor Saubons Bogen- und Armbrustschützen zu verbergen, die er zu weit hinter den vorderen Linien aufgestellt hatte. Das Seltsame daran ist freilich, dass sie sich ohne Reitereskorte näherten…«
»Sie waren ohne Deckung unterwegs? Ich dachte, sie würden gemeinhin aus sich auffächernden Reiterwellen losschlagen.«
»Das haben jedenfalls die Spezialisten des Kaisers behauptet.«
»Reine Überheblichkeit«, sagte Eleäzaras. »Wann immer sie die Nansur angreifen, sehen sie sich den Kaiserlichen Ordensleuten gegenüber. Diesmal wussten sie, dass wir Tage entfernt waren und noch immer die Pforten von Southron
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