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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Reider
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Kaffee ist gleich fertig. Diana, deckst du bitte den Tisch?«
    Erleichtert, möglichen Fragen nach Omas Frisur entfliehen zu können, spurtete ich in die Küche und begann, eifrig mit Tassen und Tellern zu hantieren. Aber Oma folgte mir auf dem Fuße.
    »Was... äh... sagt ihr denn zu meiner neuen Frisur?« Oma drehte ihren Kopf hin und her, wie ein Model auf dem Laufsteg, damit wir die Fliederbusch-Explosion von allen Seiten betrachten konnten. Es sah von allen Seiten gleich schrecklich aus. »Die Farbe ist schon etwas... hm... etwas ungewöhnlich, oder?« Oma lachte unsicher. »Was meinst du, Carla?«
    Mama nickte Oma aufmunternd zu. »Och, ich finde, es ist mal etwas anderes!« Sie lächelte. »Du siehst jedenfalls schön frisch damit aus!«
    »Ja, meinst du wirklich?« Omas besorgtes Gesicht entspannte sich.
    Als wir dann am Tisch saßen, gab Oma Sahne in ihren Kaffee, rührte um und ließ sich von Mama ein großes Stück Himbeertorte auf den Teller legen. Gerade als ich aufatmend dachte, dass das Thema Fliederbusch-Frisur glücklich überstanden war, sah Oma mich plötzlich forschend an. »Was sagst du eigentlich zu meinen Haaren, Mäuschen? Ihr jungen Leute seid ja eher mal für was Modisches, oder?«
    Ich erstarrte und hätte mich fast an meinem Kuchen verschluckt. Himmel, was sollte ich denn jetzt sagen? Prinzessinnenregel Nr. 3 verbot mir doch strikt eine weitere Lüge für heute. Und ich wollte nicht gleich am ersten Tag anfangen, die Clubregeln zu brechen. Andererseits konnte ich Oma doch auch nicht die Wahrheit über ihre Fliederbusch-Frisur sagen! Damit würde ich ihr wehtun! Und verletzend durfte eine Prinzessin ja wohl erst recht nicht sein, oder? Also, was tun? Ich überlegte angestrengt. Wahrscheinlich sollte ich zumindest versuchen, so nahe wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. Das war ich dem Prinzessinnenclub schuldig.
    Oma sah mich erwartungsvoll an. Mein langes Schweigen schien sie zu verunsichern, kein Wunder!
    »Also, ich finde...«, begann ich zögernd. »Also, ich denke... na ja...äh...«
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Wie angestochen sprang ich auf, sprintete in den Flur - und hatte noch mal Glück: Der Anruf war für mich! Es war Nele, die sich mit mir fürs Wochenende verabreden wollte. Ich verwickelte sie in ein längeres Gespräch. Puh, fürs Erste war ich gerettet!! Und bis ich zurückkam, hatten Oma und Mama sicher längst das Thema gewechselt.
     
    »Arme Diana«, kichert Sissi. »Du hast ja wirklich versucht, dich an unsere Regeln zu halten.«
    »Ja, natürlich«, nicke ich. »Die Ausnahmen haben wir ja erst später festgelegt.«
    »Wisst ihr, was ich inzwischen gelesen habe?« Sissi schüttelt empört ihre Locken nach hinten. »Erwachsene lügen im Durchschnitt dreißig Mal am Tag!«
    »Dreißig Mal?«, echot Emma ungläubig. »Das kann nicht sein!«
    »Doch«, bekräftigt Sissi. »Und das Verrückteste ist: Sie merken nicht mal, wenn sie lügen!«
    »Wie das denn?«, hake ich nach. Inzwischen weiß ich nämlich, dass Sissi zu Übertreibungen neigt.
    »Na ja, zum Beispiel wenn jemand gefragt wird: ›Wie geht’s dir?‹, sagt der doch immer ›gut‹, auch wenn das gar nicht stimmt«, erklärt Sissi. »Und wenn einer anruft und fragt: ›Störe ich?‹, heißt es jedes Mal: ›Nein, nein, kein bisschen!‹ Auch wenn der andere gerade in der Wanne sitzt oder einen Krimi guckt.«
    »Stimmt, da wird oft geschwindelt«, gebe ich zu. »Aber stellt euch mal vor, alle würden auf die Frage ›Wie geht’s?‹ immer ehrlich und ausführlich antworten!«
    »Dann würden die Leute den ganzen Tag grüppchenweise zusammenstehen und sich gegenseitig von ihren Problemen erzählen«, grinst Emma.
    »Ohne ein bisschen Schwindelei geht es anscheinend nicht!«, stelle ich fest. »Das haben wir ja alle gemerkt - und deswegen ziemlich schnell die Prinzessinnenregel Nr. 3 ergänzt: ›Notlügen erlaubt‹!«
    »Ich finde ja, dass wir unsere 7. Prinzessinnenregel, die Schweigepflicht, auch lockern sollten«, schlägt Sissi vor. »Ich meine, wir können doch stolz sein auf unsere Prinzessinnentaten.«
    »Aber nicht auf alle ... «, sagt Emma düster.

K evin Nashorn gab am nächsten Tag in der Schule die erste Märchenvorstellung. Er hatte sich kurzfristig für »Hans im Glück« entschieden, nachdem Frau Hasemann zu seinem Ärger ja weder »Superman« noch »Spiderman« akzeptiert hatte. Lockenkopf Raphael (den Emma »total süß« fand, wie sie mir unter dem Siegel der

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