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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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weiter Richtung Felsen steckte ihre Sonnenbrille im Schnee.
    »Lisa!« Peter lauschte seinem verhallenden Schrei nach. Doch der blieb ohne Antwort. Schließlich schnallte er die Skier ab und stapfte durch den nassen Schnee zur Kante. Da hörte er schwach Lisas Stimme. Er rief noch einmal nach ihr, und wieder antwortete sie. Tränen schossen ihm in die Augen, und er stolperte zweimal vor Aufregung.
    Lisa war etwa zehn Meter in die Tiefe auf ein kleines Schneefeld zwischen den Felsen gestürzt. Das Schneefeld fiel steil ab. Lisa hatte Mühe, sich zu halten. Peter fragte, ob sie verletzt sei. Lisa verneinte. Er rief ihr zu, sie solle die Skischuhe in den Schnee rammen, um sicheren Halt zu bekommen. Dann machte er sich daran, zu ihr hinunterzuklettern. Wenn er Glück hatte, könnte er ihre Hand greifen und sie hochziehen oder ihr einfach Sicherheit geben, damit sie sich selbst befreite. Lisa hatte offensichtlich Angst, sich zu bewegen. Sie sah immer wieder nach unten und war starr vor Entsetzen. Das Ende des Schneefeldes war nur wenige Meter entfernt. Danach ging es hundert Meter in die Tiefe. Peter war kein erfahrener Kletterer, und Skistiefel waren nicht das geeignete Schuhwerk, um sich im Fels zu bewegen. Aber zumindest bot die starre Sohle einen gewissen Halt.
    »Bleib so, wie du bist! Beweg dich nicht und sieh nicht nach unten! Ich bin gleich bei dir!«
    Lisa nickte. Peter konnte die Todesangst in ihren Augen sehen. Er kletterte vorsichtig weiter, rutschte ab und fing sich wieder. Er merkte, dass es selbst für ihn allein gefährlich war. Plötzlich hörte er einen erstickten Schrei. Er sah nach unten. Der Schnee unter Lisas Füßen hatte nachgegeben, und sie war etwa zwei Meter nach unten gerutscht. Nur noch wenig Schnee trennte sie vom Abgrund. Peter wusste nicht, wie es unter dem Schnee aussah. War da Fels, oder befand sich Lisa schon auf einem Schneeüberhang, darunter nur Luft? Die Zeit lief ab. Der Schnee konnte jede Sekunde wegbrechen.
    Als Peter an dem Schneefeld angelangt war, bemerkte er, dass es viel steiler war, als es von oben ausgesehen hatte. Er prüfte den Schnee, indem er mit einem Bein darauftrat. Die Konsistenz war sulzig. Der Schnee würde ihm keinen Halt bieten. Peter kletterte am Rand des Schneefeldes entlang nach unten, bis er auf Lisas Höhe war.
    »Lisa! Sieh mir in die Augen.« Lisa sah zu ihm hin und biss sich auf die Lippen. Jetzt konnte er erkennen, dass sie mehr auf dem Schneehang lag, als dass sie stand. Ihr Atem ging stockend. Sie zitterte.
    »Kannst du seitlich gehen? Komm rüber zu mir. Ganz vorsichtig.« Lisa wusste offenbar nicht, wie sie es anstellen sollte.
    »Zieh den rechten Fuß aus dem Schnee und schlag ihn rechts von dir ein. Schau, dass du einen sicheren Tritt hast.« Lisa zog vorsichtig den Skistiefel aus dem Schnee und suchte sich rechts einen Tritt.
    »Jetzt die Hände. Erst die rechte, dann die linke.« Während sie das tat, rieselte unter ihrem linken Fuß Schnee weg. Peter sah, wie sich ein Riss auftat. Er versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Jetzt den linken Fuß. Aber vorsichtig. Du darfst ihn nicht belasten.« Lisa zog so vorsichtig sie konnte den Fuß aus dem Schnee. In diesem Moment brach der Schnee darunter weg. Lisa stieß einen Schrei aus.
    »Sieh nicht hin. Du hast es geschafft. Du stehst sicher.« Lisa stand alles andere als sicher. Peter riss sich seine Skijacke vom Leib, dann seinen Skipullover und verknotete die Ärmel der beiden. Lisa machte noch drei vorsichtige Schritte in seine Richtung und war jetzt so nah, dass Peter ihr die verknoteten Kleidungsstücke als Rettungsseil zuwerfen konnte. Im selben Augenblick sah er, wie der Schnee unter Lisa in Bewegung geriet. Der Ärmel landete vor Lisas Augen.
    »Greif den Ärmel«, sagte Peter so ruhig er konnte, aber seine Stimme zitterte. »Schnell! Mach schon!« Er hörte sich schreien. Lisa starrte ihn aus aufgerissenen Augen an. Sie schien völlig paralysiert. Lisa spürte, wie der Schnee unter ihr nachgab. »Greif den Scheißärmel«, schrie er sie an. In diesem Augenblick sackten ihre Füße weg. Auf einer Breite von mehreren Metern tat sich ein Spalt auf, dann brach das Schneebrett ab. In einem letzten Reflex griff Lisa nach dem Ärmel der Skijacke. Sie klammerte sich an das Kleidungsstück. Ihre Beine hingen bereits über dem Abgrund. Peter hatte den Ärmel des Pullovers in den Händen. Der Pullover dehnte sich unter Lisas Gewicht.
    »Beweg dich nicht. Ich zieh dich hoch.« Peter stemmte sich gegen einen

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