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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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beide ein wenig gekünstelt.
    »Das stimmt im Prinzip. Wir haben in der SoKo eigens jemanden, der für die Medien zuständig ist.« Wallner merkte, dass ihm die Situation missfiel. »Haben Sie etwas dagegen«, wandte er sich an Frau Wörner, »wenn ich Ihnen meinen Großvater für ein paar Minuten entführe?«
    »Aber nein, überhaupt nicht.«
    Manfred schien etwas dagegen zu haben. Aber Wallner gab ihm mit einer eindeutigen Kopfbewegung zu verstehen, dass er mit ins Wohnzimmer kommen solle.
     
    »Mir sind grad mitten im Interview«, maulte Manfred, als Wallner die Wohnzimmertür hinter sich geschlossen hatte.
    »Was wird denn das? Ich dachte, du willst keine Reporter.«
    »Hab ich so net g’sagt.«
    »Pressegschwerl, windiges. Das waren deine Worte.«
    »Des hier is was anderes. Die macht a Homestory, wennst weißt, was das is.«
    »Homestory? Über wen?«
    »Über den Mann, der die zweite Leiche entdeckt hat. Über mich, wenn’s recht is.«
    »Du liest nicht mal die Zeitschrift, für die Frau Wörner arbeitet.«
    »Ja und? Der Artikel ist mir ja auch wurscht.«
    »Was willst du dann?«
    »Bist du blind? Hast du net g’sehen, wie die ausschaut?«
    Wallner starrte seinen Großvater fassungslos an. Wallners Fassungslosigkeit steigerte sich noch, als er Manfreds Gesicht genauer betrachtete. Es fielen ihm Dinge auf, die er bislang nicht bemerkt hatte. Die Nase schien irgendwie länger und fleischiger geworden zu sein, der Mund stand halb offen, und in Manfreds Augen spielte ein eigenartiges Funkeln. Kein Zweifel – der Greis, der vor Wallner stand, war stockgeil.
    »Die Frau ist vierzig Jahre jünger als du und sieht aus wie Sharon Stone. Könntest du mir bitte verraten, was du realistischerweise von diesem Abend erwartest?«
    »Du bist erwachsen. Das muss ich dir hoffentlich net erklären.«
    »Tu’s trotzdem. Nur damit ich weiß, dass das, was ich gerade vermute, vollkommener Schwachsinn ist.«
    »Was redst denn so g’schwollen daher. Die Frau is a g’mahte Wiesen.«
    Wallner konnte es nicht fassen. Manfred machte sich allen Ernstes Hoffnungen auf ein erotisches Abenteuer. »Manfred – du glaubst nicht wirklich, dass die …« Wallner senkte die Stimme und sah zur Tür. »Dass die mit dir ins Bett geht?«
    »Wieso net?«
    »Zwing mich nicht, taktlos zu werden.«
    »Die steht net auf Äußerlichkeiten.«
    »Was heißt das? Ihr redet über Kant und Adorno?«
    »Spinnst du? Des is a kultivierte Frau. Der kannst doch net mit so was kommen …« Manfred dachte kurz nach. »Oder was hast g’sagt, worüber wir reden?«
    »Egal. Nenn mir einen nicht perversen Grund, warum die mit dir in die Kiste will.«
    »Weil – ich – berühmt bin! Ich war quasi bei einem Mord dabei. Es gibt Frauen, die macht so was heiß. Und die is so eine.« Manfreds Nase näherte sich der Form nach immer mehr einem Phallus an. »Die glüht, verstehst?«
    Wallner hatte verstanden. Manfred hielt sich für den Mann, mit dem Sharon Stone ins Bett ging. Er hätte seinem Großvater gern die Schmach erspart. Eine Schmach, wie er sie vor zehn Jahren mit Karla erlitten hatte. Aber Manfreds Gehirn befand sich im Augenblick zwischen seinen Beinen. Nichts zu machen.
    »Versprich mir eins«, sagte Wallner. Manfred sah ihn ungeduldig an. Er wollte zurück zu Frau Wörner, bevor die es sich überlegte und ging. »Wenn Frau Wörner gehen will – mach dich bitte nicht lächerlich.«
    »Geh, komm, erzähl mir doch net, wie man Frauen behandelt. Da hab ich schon mit ganz anderen Kalibern zu tun gehabt.«
    Wallner versuchte, sich vorzustellen, wie diese Frauen wohl ausgesehen hatten. Frau Wörners Aussehen ließ nämlich kaum noch Spielraum nach oben.
    »Na gut. Dann geh mal zurück zu Frau Wörner. Und übernimm dich nicht.«
    Manfred holte die schon etwas zerknitterte Tablettenpackung mit dem Indianerkopfschmuck aus seiner Hosentasche.
    »Hab mich schon präpariert. Das kannst aber glauben.« Er steckte die Tabletten in die Tasche zurück und verschwand in Richtung Küche.
     
    Wallner ließ sich eine Pizza kommen, die er im Wohnzimmer aß. Dabei sah er fern. Gelegentlich hörte er aus der Küche Frau Wörners Lachen. Wallner sah sich noch einen späten Krimi an, was nicht seine Art war. Gegen halb zwölf wurde Wallner klar: Er wartete darauf, dass Frau Wörner ging. Aber die ging nicht. Gegen halb eins erklang erneut Frau Wörners Lachen aus der Küche. Wallner fragte sich, was Manfred ihr erzählte. Er wurde den Verdacht nicht los, dass es

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