Der Prinzessinnenmörder
Heim. Wallner rief abermals die Handynummer von Astrid Mikulai an und bat sie um Ruckruf, sobald sie diese Nachricht abhöre. Egal um welche Uhrzeit.
Anschließend rief Wallner Mike an. Mike war schon am Achensee und auf dem Weg nach Hause. Wallner bat Mike, zurückzufahren und in Schwaz zu übernachten. Am nächsten Morgen müsse er vermutlich sofort einige Recherchen anstellen. Wallner erzählte, dass Frau Mikulai aus dem Zillertal gebürtig sei.
»Du, ich will net negativ sein«, sagte Mike. »Aber bist du sicher, dass die G’schicht irgendwo hinführt?«
»Ich hab in dem Job schon einige Zufälle erlebt. Aber das hier ist keiner. Der Mörder zeigt uns einen Berg im Zillertal, die Väter der zwei ersten Opfer waren Bergsteiger, und der Mensch, der dem dritten Opfer am nächsten gestanden hat, stammt aus Fügen. Schau auf die Karte. Der Rastkogel ist grad ein paar Kilometer weg von Fügen.«
»Deine Bergsteiger erzählen aber, dass sie an dem Faschingsdienstag gar net in Tirol waren.«
»Beide lügen. Da bin ich mir sicher.«
»Klar, weil das sonst net in deine Theorie passt. Ich glaub, du willst es einfach net wahrhaben, dass wir hier unsere Zeit verschwenden. Ich versteh’s ja. Du hast schon viel investiert. Aber wenn des a Sackgasse ist, dann haben wir irrsinnig viel Zeit mit nichts verplempert.«
»Stimmt«, sagte Wallner. Mehr war dazu nicht zu sagen.
»Du willst trotzdem weitermachen?«
»Ja.«
Kurz herrschte Stille an beiden Enden der Leitung.
»Pass auf«, sagte Wallner, »wenn du an die Spur nicht glaubst, dann komm zurück. Ist wirklich okay.«
»Du, ich mach, was mir ang’schafft wird.«
»Nein, nein. Ich verlang von dir nicht, etwas zu machen, was du für sinnlos hältst. Und ich kann in Schwaz niemanden gebrauchen, der nicht motiviert ist.«
Mike dachte kurz nach. »Wo ziehen wir die Grenze?«
»Wenn ich mit Frau Mikulai telefoniert habe und es hat nichts gebracht, dann lassen wir Tirol sein. Wir haben immer noch die Spur Autoverleih und Aplerbeck.«
»Na gut. Kannst mich morgen früh ab sechs anrufen.«
»Aber nur, wenn das wirklich okay für dich ist.«
»Wennst damit leben kannst, dass ich’s trotzdem für an Schmarrn halt.«
Wallner überlegte kurz. »Ist in Ordnung für mich. Fahr zurück nach Schwaz.«
Als Wallner nach Hause kam, stand ein Wagen vor dem Haus. Mit Hamburger Kennzeichen. Das war nicht in Ordnung. Autos fremder Leute hatten vor dem Haus nichts zu suchen. Wallner sprach den Polizisten an, der vor dem Haus dafür Sorge trug, dass die Presse Manfred in Ruhe ließ. Der Wagen gehöre einer Journalistin, sagte der Uniformierte. Wallner wandte ein, dass der Polizist doch gehalten sei, Journalisten von hier fernzuhalten. Ja, das wisse er, sagte der Polizist. Damit sich der alte Herr Wallner nicht so aufregen müsse. Genau so sei es, bestätigte Wallner. Warum dann der Wagen hier? Na ja – der alte Herr Wallner habe darauf bestanden. Worauf? Eben darauf, dass die Journalistin ins Haus komme und ein Interview mit ihm mache.
Wallner war verwirrt. Manfred hasste den Medienrummel und hatte nicht das geringste Bedürfnis, berühmt zu werden. Wallner dankte dem Polizisten und ging ins Haus. Manfred saß in der Küche. Mit ihm am Tisch eine Frau von etwa vierzig Jahren. Sie hatte kurze, blonde Haare, ein atemberaubend schönes Gesicht und trug Jeans Größe 27 .
»Hallo«, sagte Wallner nicht unfreundlich, aber reserviert.
»Bist auch schon da«, grüßte Manfred.
»Hallo«, sagte die Frau. Manfred machte keine Anstalten, Wallner vorzustellen. Die Frau musste selbst initiativ werden.
»Sie sind bestimmt …«
»Ich bin Clemens Wallner. Der Enkel.«
»Ah, der Kommissar!«, strahlte die Frau ihn an.
»Ja, auch«, lächelte Wallner. Dann fixierte er Manfred mit einer gewissen Schärfe.
»Ach so, ja, das ist die Frau Wörner. Die ist Journalistin.« Manfred machte nicht den Eindruck, als wollte er Wallner zu der kleinen Runde dazubitten.
»Hab schon gehört«, sagte Wallner.
»Sie müssen sehr stolz sein auf Ihren Großvater. Dass er die Leiche entdeckt hat.«
»Hält sich in Grenzen«, murmelte Manfred und ließ den Blick in einen entfernten Winkel der Decke wandern.
»Ja, natürlich«, sagte Wallner.
Frau Wörner sah Wallner mit großen Augen an. »Sie sind also der Mann, der den Prinzessinnenmörder jagt! Wahnsinn.«
»Der darf aber nichts sagen. Sonst kriegt er vom Polizeipräsident was auf die Mütze.«
Wallner und Frau Wörner lachten, wenn auch
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