Der Problemmann (German Edition)
Außer das ihre Augen rot unterlaufen waren, hätte man nicht erkennen können, dass sie geweint hatte. Ohne im Haus Licht zu machen, ging sie auf direktem Weg in die Küche, öffnete den Kühlschrank, um sich ein Bier zu nehmen, drehte sich um und sprang im Schlusssprung einen Meter zur Seite. Sie sah einen Mann im Sessel sitzen. Bisher konnte sie nur seine Umrisse erkennen. Für den Bruchteil einer Sekunde hoffte sie, dass Christian zurückgekommen sei.
„Überraschung!“
Die Stimme war ihr vertraut. Aber Christian war es nicht. Der Mann erhob sich und kam auf sie zu. Bereits beim erheben der Person konnte sie erkennen, wer sie überfallartig heimgesucht hatte.
„Was machst du denn hier?“
Warum schienen alle einen Schlüssel zu dem Haus zu besitzen?
„Herzlichen Glückwunsch.“
Tom war nun bei ihr angekommen, nahm sie in seine Arme, drückte sie fest an sich und ihr einen Kuss auf den Mund. Länger als nötig, ließ er seine Lippen auf ihren und genoss das Gefühl sie endlich wieder in seine Arme nehmen zu können.
„Du bist ja klatsch nass“, stellte er fest, als er sie wieder los gelassen hatte.
„Es regnet.“
„Wo warst du bei dem Sau-Wetter?“
„Im Ort. Ich musste schnell etwas per Mail zu Sabine schicken.“
„Dein Manuskript nehme ich an.“
„Ja ein Teil davon“, Anna war wie paralysiert, warum stand Tom so plötzlich vor ihr?
„Was machst du hier?“
„Ich wollte dich überraschen. Immerhin ist doch heute ein besonderer Geburtstag, schließlich wird man nur ein mal 30.“
„Die ist dir wahrhaftig gelungen.“
„Sag mal, stimmt etwas nicht mit dir? Du wirkst irgendwie anders.“
„Nein, nein schon gut. Es lief nur alles irgendwie nicht so wie ich dachte.“
„Dann wird es Zeit dich mal ein bisschen aufzumuntern.“
Anna war überglücklich nicht mehr allein sein zu müssen, auch wenn ihr die Anwesenheit von Christian durchaus lieber gewesen wäre. Sie ging zu dem kleinen Tisch nahe der Sitzgruppe und schaltete die darauf stehende Lampe ein. Spärlich erhellte sie den Raum. Anna hasste die große Deckenleuchte, die sie so gut wie nie benutzte. Tom stand vor ihr und sah sie von oben bis untern an.
„Du hast dich verändert. Was ist hier passiert?“
„Willst du das wirklich wissen?“
„Sonst hätte ich ja wohl kaum gefragt.“
„Christian war hier.“
Wie vom Donner gerührt sah Tom sie an. Jetzt erkannte er, was in ihr vorging. Sie war verliebt. Er hätte den Ausdruck in ihren Augen kennen müssen, denn immerhin hatte er sie kennengelernt, als sie vorgab in Michael verliebt zu sein. Was er sah war anders. Ein gewisses Strahlen gepaart mit unendlicher Traurigkeit umgab sie.
„Und, möchtest du mir etwas mitteilen?“
„Da gibt es nichts mitzuteilen. Es ist nichts passiert.“
Ungläubig sah er sie an.
„Wirklich. Er war 14 Tage hier und es ist rein gar nichts vorgefallen. Ich war ein artiges Mädchen und habe ihn nicht verführt. Er ist schließlich verheiratet.“
„Als ob dich das abhalten würde. Ich weiß schließlich wie Christian aussieht.“
„Was du von mir denkst. Ich würde doch nie etwas tun was anderen Schaden könnte.“
„So kenne ich dich ja gar nicht.“
Tom war ebenfalls zum Kühlschrank gegangen und hatte sich ein Bier genommen. Mit leichten Klingen schlugen sie die Flaschen aneinander und tranken den ersten Schluck.
„Ich bin froh, dass du gekommen bist.“
Sie wollte es nicht und doch fing sie wieder an zu weinen. Es waren Tränen der Rührung, dass Tom so ein unglaublicher guter Freund war und gleichzeitig war sie maßlos enttäuscht, dass nicht Christian vor ihr stand. Tom wusste zwar, dass sie völlig durchnässt war, hatte bisher allerdings jedoch nicht bemerkt, dass sie quasi nackt vor ihm stand, da ihr T-Shirt alles preisgab und sie in der Hektik am Morgen verabsäumt hatte, sich einen BH anzuziehen. Noch nie war Tom aufgefallen wie gut Anna im Grunde gebaut war. Sie tat immer so, als sei sie völlig unscheinbar, kleidete sich grundsätzlich so, dass niemand sie bemerken würde, dabei war sie durchaus attraktiv. Das hatte Tom zwar vom ersten Moment vermutet, aber auf diese Weise bisher nicht wahrgenommen. Plötzlich sah er sie mit anderen Augen. Er sah sie als Mann und konnte verstehen, warum sie selten Schwierigkeiten hatte einen kennenzulernen. Unter ihrem Weinen bebten ihre Brüste und Tom konnte nicht anders, als sie anzustarren. Endlich gab er sich einen Ruck und ging auf sie zu.
„Wein doch nicht. Ich bin
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